auf dem Marktplatz, noch rund umher eiuen schattigen Baum
gibt, so sind Käufer wie Verkäufer der vollen Kraft der
Sonne gerade während der heissen Tageszeit zwischen 11
und 3 Uhr ausgesetzt. Denn, dann ist der Markt recht
in seiner Höhe und oft so gedrängt voll, dass man sich
kaum einen Weg bahnen kann. Der Platz ist nämlich nicht
regelmässig eingetheilt, noch sind die Verkehrswege durch
Reihen von Buden begrenzt, wie das auf dem Markte von
Kanö der Fall ist, sondern Jeder kauert .sich mit seiner
Waare hin, wo es ihm eben beliebt. Ohne Zweifel sind
hier oft 15 - bis 20,000 Menschen zusammengedrängt, doch Ist
der Lärm nicht sehr gross, da das Kanöri-Volk gesetzter
und weniger heiter und lebenslustig' ist , als, das Haussar
Volk, und da die Leute hier ihre Waare nicht ausrufen.
Nur das Pfeifen des Barbiers — „wansäm” — lässt sich beständig
hören und über die ganze Menschenmasse. ist ein um
unterscheidbares Gemurmel verbreitet. Im Allgemeinen haben
Vergnügungen und Geschäfte in Bornu einen dumpferen
Charakter; insbesondere auf einem Geschäftsplätz, wie der
Markt ist, geschieht wenig für die Unterhaltung des Publikums
, obgleich zuweilen ein Schlangenzähmer:— „kadima’N-rr-
oder ein Geschichtserzähler — „kossgolima”- • m sich hören
lässt. Der Mallem vergisst natürlich nicht, sich hei
dieser Ansammlung des Landvolkes einzufmden, wo er dann
durch das Ausstellen von allerlei Leien oder Zauberformeln
sich manches Rottel verdient. Auch die Leckerbissen, die den
Besuchern angeboten werden, sind sehr sparsam im Vergleich
mit der Mannichfaltigkeit von Kuchen und Süssigkeiten auf
den Marktplätzen Haussa’s. „Költsche” (die gewöhnliche süsse
Erdmandel), „gängala” (die bittere Erdmandel) und Bohnen
verschiedener Arten, besonders die Vicia Faba, werden dem
Markthesucher angeboten, die letztere gekocht; die wenigen
Baumfrüchte des Landes, die „koma” , „blto” und eine Art
Physalis, sowie ein Paar trockene Datteln aus Kauär bilden
neben etwas unsauber zubereiteter, saurer Milch für den erschöpften
Marktbesucher die einzige kleine Erfrischung.
Die Anstrengung, welcher die Leute, die hier ihre wöchentlichen
Bedürfnisse kaufen, sich unterziehen' müssen, ist um
so grösser, als kein festbestimmtes Umlaufsmittel für Verkauf
und’ Einkauf'da ist. Die ehemalige Währung des Landes,
nämlich das Pfund Kupfer, hat längst ihre Geltung
verloren, obwohl der Name „Rottel”; geblieben ist, und die
Baumwollenstreifen — j,gäbagä”— welche danach in Gebrauch
kamen, sind kürzlich durch das Muschelgeld (in Haussa
;,kurdi”, hier „küngona”. genannt) verdrängt worden , da
diese, wie es scheint, mehr aus Spekulation der Grossen eingeführt
worden sind, als um den wirklichen Bedarf des Volkes
zu befriedigen*), obwohl Niemand leugnen kann, dass die Cy-
praea Moneta zum Verkehr hei weitem bequemer und zum
Einkauf kleiner Gegenstände geeigneter ist als Baumwollenstreifen.
Acht KurdI oder Küngona werden ■ einer Gäbagä-
(einem Baumwollenstreifen) gleich gerechnet, und 4 Gäbagä
oder 32 Küngona gelten einem Rottel gleich. Da es zu
mühsam sein würde, jedesmal eine Menge Cotonstreifen abzumessen,
so gibt es zum Einkauf grösserer Sachen und werthvollerer
Gegenstände- Hemden von allen Grössen und Sorten,
vom kleinsten und gröbsten, das gänzlich untauglich zum
Tragen ist und zu 6 Rottel Werth gerechnet wird, bis zum
grössten vom Werthe von 65 Rottel. Während dies nun festgesetzte
Werthverhältnisse waren, blieb das Verhältmiss des Rottel
zum Österreichischen Thaler **), der in Bornu sehr viel in
Umlauf ist, äusserst unbestimmt, was, wie ich gestehen muss,
*) Ich werde noch Gelegenheit haben, den Einfluss zu besprechen, welchen
die Einführung des Muschelgeldes in Börnu, wodurch dieser Artikel dem Haussa-
Land entzogen wurde und neues Bedürfniss entstand, auf die Verraehrung der
Nachfrage nach diesem Artikel in den auf 1849 folgenden Jahren gehabt hat.
**) G°r Österreichische Thaler —1| ,,Bü-ter” — hat zwar weniger inneren
Gehalt, ist aber in Bornu beliebter, als der Spanische — ,,Bü-medfa”.