eifrig bemühten, Bibeln auszutheileti, wie die Engländer, wäli-
rend er auf der anderen Seite wohl beobachtet batte, dass
jene für die Beize des schönen Geschlechts nicht unempfänglich
seien und namentlich eine grosse Vorliebe für die hübschen
Töchter der Demba-ssega hätten. Obgleich von den
Vorzügen seiner Beligion überzeugt, war er doch nicht von
blindem Vorurtheil gegen allgemeine Wahrheiten eines anderen
Bekenntnisses beseelt und erbat sich von mir gleich
im Anfang die Sabür oder die Psalmen David’s, die von den
Arabern sehr hochgeschätzt werden und in noch grösserem
Ansehen stehn würden, wenn sie in ein besseres Arabisch
übertragen wären. Später bat er um die ganze Bibel, die
er trotz ihres schweren Gewichtes auf seiner langen Landreise
mitnehmen wollte.
Wie bekannt, sind die Araber und Fulbe auf der ganzen
Linie vom Senegal bis nach Timbuktu entlang in fast beständigem
Kampf mit einander verwickelt, und es war demnach
höchst interessant für mich, zu sehn, wie Ibrahim und
Ahmed über die Vorzüge ihrer beiderseitigen Nation in heftigen
Streit geriethen, während diese wechselseitige Eifersucht
mir eine vortreffliche Gelegenheit bot, ihre beiderseitigen Angaben
in Bezug auf den Zustand der Stamme und Länder am
Senegal entlang zu vergleichen und zu berichtigen. Schon die
Art, wie sie anfingen, mir ihre Mittheilungen zu machen, war
für den Charakter beider bezeichnend. Ahmed versicherte, dass
er, ehe er es wagen könne, mir Mittheilungen über die Länder
dieses Erdtheils zu machen, erst die Erlaubniss des Veziers
einholen müsse; Ibrahim dagegen verspottete solche Demuth
und sagte, dass er sich vollkommen berechtigt fühle, mir
nach Belieben jede mögliche Auskunft über das Negerland
zu geben. Während Ahmed mir nur interessant war wegen
seiner reichen Mittheilungen, wurde Ibrahim mir eng befreundet
und nahm das lebhafteste Interesse an mir, indem er
besonders das tiefste Mitleiden über meine einsame Lage, in
einem fremden entlegenen Lande, ohne die tröstliche Gesellschaft
eines hübschen Weibes, an den Tag legte.
Als ein warnendes Beispiel, wie vorsichtig Europäer sein
sollten, wenn sie Eingeborenen Arzneien geben, um sie mit
eigener Hand zu Hause anzuwenden, will ich Folgendes erzählen.
Ibrahim erklärte mir eines Tages seinen Wunsch,
eine kühlende Arznei zu erhalten, worauf ich ihm zwei starke
Dosen Glaubersalz gab, um sie gelegentlich zu gebrauchen.
Am folgenden Tage aber klagte er mir, dass er glaube, er
leide an Würmern, und ich sagte ihm, dass das Glaubersalz
in diesem Falle nicht wirksam sei, sondern dass Wurmpulver
dagegen helfe. Er bat mich also, ihm einiges zu geben,
und ich gab ihm drei Dosen1, welche er an drei auf einander
folgenden Tagen nehmen sollte. Mein armer Freund aber,
obwohl sonst ein verständiger Mensch, hielt es für besser,
alle Arznei, die ich ihm gegeben, auf einmal zu nehmen, nämlich
vier Unzen Glaubersalz und sechs Drachmen Wurmpulver;
der Leser kann sich nun denken,, welche Wirkung
ein Trank dieser Art auf einen ziemlich hageren Menschen
ausüben musste. Zum Unglück hatte ich gerade einen längeren
Ausflug ausserhalb der Stadt gemacht, und er blieb zwei
volle Tage in einem höchst verzweifelten Zustande, während
seine Begleiter und Freunde, welche vergeblich nach meiner
Wohnung sandten, um meine Hilfe zu erlangen, allen Leuten
klagten, dass der Christ ihren Begleiter, den frommen Pilger,
umgebracht habe.
Ausser diesen zwei Männern, die mir ungemein viel werth-
volle Nachrichten gegeben, welche auch, so weit dies nicht
durch meine eigenen nachmaligen Forschungen und Beisen
in der Folge überflüssig geworden ist, an ihren bezüglichen
Plätzen mitgetheilt werden sollen, hielten sich viele interessante
Fremde zur Zeit in Kükaua auf, von denen ich mehr
oder weniger Belehrung erhielt. Einige derselben will ich
hier erwähnen, da ihre Charaktere und Schicksale dem Leser