glauben, dass eine solche Angabe, die so wunderbar mit
Leo’s Beschreibung des Niger übereinstimmt, durch meine
Fragen veranlasst worden sei, aber ich kann Jedermann versichern,
dass dies nicht der Fall war, und es ist also eine
Angabe von der höchsten Bedeutung, augenscheinlich durch
den wirklichen Thatbestand begründet. Dieser gleichförmige
Stand des Flusses würde nach ihren Angaben etwa vom
2(>ten August bis gegen Ende Septembers dauern. Diese
meine Behauptung, die ich nicht aus eigener Erfahrung,
sondern nach den von den Eingeborenen eingezogenen Erkundigungen
aufstellte, ist im Allgemeinen durch die 'Erfahrung
vollkommen bestätigt worden, welche die von der
Englischen Regierung in Folge meiner Entdeckung ausgesandte
Benue-Expedition gemacht hat. Besonders ist dies
der Fall mit dem Zeitpunkt, den ich als denjenigen angegeben,
wo der Fluss entschieden zu sinken anfängt, während
ein 40 Tage oder überhaupt längere Zeit anhaltender
gleichmässiger Stand des Flusses von den Herren, die
eine Beschreibung jener interessanten Reise veröffentlicht haben,
allerdings nicht ausdrücklich angegeben ist, aber doch
aus den beiläufig gemachten Bemerkungen klar genug hervorgeht
*).
*) Einem Jeden, der die verschiedenen'Berichte jener Expedition, den des Dr.
Baikie, des Dr. Hutchinson und des Missionärs Crowther, in die Hand nimmt,
muss sogleich die grosse Meinungsverschiedenheit auffallen, die unter den Mitgliedern
jener Expedition in Betreff des Fallens des Flusses herrschte. Dr. Baikie
gibt in seinem vor Kurzem erschienenen Tagebuch (Narrative o f an exploring
Voyage, p. 230) an, dass das Wasser zuerst b e s tim m te Zeichen des
Fallens ( decided signs o f falling) um den 3ten Oktober zeigte und dassamöten
desselben Monats das Abnehmen sehr bedeutend war. Wenn daher der Fluss
bei Zhibu (dem von Dr. Vogel Tschubbum genannten Orte), wo die „Piejade”
am 3ten Oktober lag, an diesem Tage entschieden zu sinken anfing, so würde
das Fallen am Taepe, mehr als 200 Meilen weiter aufwärts, längs der Windungen
des Flusses, um 3 Tage früher beginnen, wenn wir die Geschwindigkeit
des Laufes zu 3 Meilen in der Stunde annehmen; meine Angabe, dass
der Fluss am Taepe gerade mit dem Ausgange des Monats September bestimmt zu
Das Land, durch das uns unser Marsch führte, als wir
das Ufer des Flusses verliessen, bildete eine schöne, park-
ähnliche Ebene, mit einzelnen Mimosen von mittlerer Grösse
bestreut und ohne Unterholz. Auf den Seiten des Pfades
lagen zahlreiche Gerippe vop Pferden, welche den Rückzug
des Herrn von Yöla von seiner letzten Kriegsunternehmung
nach Lere oder dem Mbäna-Lande bezeichneten.
Wir betraten dann angebauten Boden und erreichten die
ersten Hüttengruppen des grossen, weit ausgebreiteten Dorfes
Tschabadjäure oder Tschabadjäule, das in einer höchst
fruchtbaren, leicht gewellten Landschaft liegt. Fast 1 | Meilen
zogen wir an dieser wohlhähigen Stätte Afrikanischen Lebens
entlang, dann nahmen wir unser Quartier in einer vereinzelten
und abgelegenen Hüttengruppe, die einen ungewöhnlich
geräumigen Hofplatz einschloss, der wahrscheinlich ursprünglich
für eine zahlreiche Heerde bestimmt war.
Es war ein Beweis warmer gastfreundschaftlicher Gesinnung,
dass, obgleich die ganze Reisegesellschaft einem einzigen
Haushalt zur Last gefallen war, dennoch nicht allein eine
hinreichende Menge von „nyTri” , dem alltäglichen, puddingähnlichen
Gericht aus verschiedenen Arten des einheimischen
sinken anfängt, ist also auf das Genaueste und Vollkommenste bestätigt worden.
Dass aber auch meine Angabe über den langen Bestand des böcbsten Ni-
veau’s des Flusses wohlbegründet ist, wird ganz deutlich durch die einander
widersprechenden Beobachtungen der Gesellschaft (Baikie''s Narrative, p. 217).
In der That behauptete der Kapitän, dass der Fluss viel früher gefallen sei, und
die ganze Mannschaft war darüber in Ungewissheit. — Wir werden dieselbe
Beobachtung in Bezug auf einen 40 Tage dauernden höchsten Wasserstand auch
beim westlichen Fluss zu machen haben, obwohl die Zeit, wo er zu fallen
beginnt, wenigstens im mittleren Laufe bei Timbuktu so gänzlich verschieden
von der beim Benue angegebenen ist. Auch in Bezug auf das erste Fallen
dieses-Flusses wurden, wie ich än Ort und Stelle ausführen werde j ich und
die Eingeborenen zuerst getäuscht. Ganz eben dieselbe Erscheinung zeigt sich
beim Schiri; auch hier geben die Anwohner einen vierzigtägigen höchsten
Stand an, und der ungewisse Anfang des Fallens ist nur zu natürlich, wenn
man die gewaltigen Überschwemmungen dieser Flüsse bedenkt.