bezeichnet die jetzt öde Stelle des Marktplatzes, der einst so
voll von Leben war.
Es war ein Augenblick lebhafter Aufregung und eine Scene
folgte, die einen tiefen Eindruck auf mein Gemüth machte,
indem sie dem wüsten Lehen dieser verwahrlosten Gegenden
einen poetischen Heiz verlieh. Wie aus Furcht vor den bösen
Geistern dieser verlassenen wilden Stätte — die Mohammedaner
leiden meist unter diesem Aberglauben — brach, während
wir auf den engen Pfaden durch das dornige Unterholz
uns hindurchwanden, der ganze AIri, aus mehreren
100 Menschen bestehend, in wildes Geschrei aus und m
Flüche und Verwünschungen gegen die Fellani, die Urheber
solchen Jammers, die Zerstörer so viel nationalen Glückes.
Alle Trommeln wirbelten und hallten weit durch den öden
Wald dahin; Jeder drängte ängstlich vorwärts, so schnell
als möglich diese wilde, melancholische Stätte hinter sich
zu lassen. Es ist ein interessantes Moment vom menschlichen
Standpunkte, aber nicht weniger bedeutsam ist es vom geschichtlichen
Gesichtspunkt. Gewiss haben die Asbenaua
Grund, diese Verwüstung und Verheerung und die blutigen
Siege der Fellani tief zu beklagen; denn die Besiegten sind
ihre Bluts- und Stammverwandten, die Göberaua, die von
ihnen selbst allerdings aus ihren früheren Sitzen in Asben
verdrängt, mit denen sie aber dennoch auf das Innigste verschmolzen
sind, — die Sieger dagegen sind ein grundverschiedener
Stamm, der, wie dunkel und räthselhaft auch bis
jetzt noch sein Ursprung, seine Geschichte und seine Sprache
ist*), doch der grossen Syrisch-Libyschen Familie fremd zu
sein scheint.
Noch jetzt knüpfen sich an diese Gegend Erinnerungen
heidnischer Vorzeit. Kurz vor Sonnenuntergang hatten wir
*) über diese höchst bedeutsamen Momente im Afrikanischen Leben werden
wir im Verlaufe unserer Forschungen Licht zu verschaffen suchen.
Orte um das zerstörte Dänkama herum. 45
zu unserer Seite eine grosse, in schön geschwungener Linie
bis zu etwa 40 Fuss aus dem Boden aufspringende Granitmasse.
Dies war eine heilige Opferstätte aus unlängst verflossener
Zeit; sie heisst Korremätse. Verehrung von Felsen,
besonders Granitmassen, aber auch Steinen von kleinerem
Umfange, werden wir auf unseren Reisen noch mehrfach begegnen.
Mittlerweile war es dunkel geworden und wir erblickten
in einiger Entfernung vor uns die Feuer der Abtheilungen
des A'iri, welche einen Vorsprung vor uns hatten. Diese Vor-
zügler mit wildem Rufe hegrüssend, lagerte sich unsere Schaar
auf dem unebenen, von schmalen, nebeneinander herlaufenden
und tief eingetretenen Pfaden durchzogenen und mit dicken
Grashüscheln überall bewachsenen Böden in grösser Unordnung;
denn es war völlig finster geworden.
Nach einem langen Tagesmarsche war ich froh, als das
Zelt endlich aufgeschlagen und das heimische Feuer angezündet
war. Während meine einfache Reisekost bereitet ward,
unterhielt mich Gadjere in seiner beredten gemüthlichen Weise;
er erzählte mir, dass Bello ausser Dänkama auch die Städte
Djanküki und Madaua in dieser Landschaft zerstört habe,
die nun zu so schauerlicher Wildniss geworden. Jedoch ist
noch immer einiges Leben hier, wenn gleich nicht nahe an der
Hauptader des Verkehrs, und Gadjere zählte die folgenden
Orte auf, welche, im Nordwesten von unserer Strasse, nach
Marädi zu, liegen sollen, nämlich: Wäla, Golküka, Harumaua,
Gindaua, Madjene, Köre, Dändabu, Kübdu, ein grösser, dem
Astäfidet gehöriger Ort, wo er seine Feldsklaven hat, Ssa-
mia - *) Meigidje, Rubäkia, Furagirke, Age, Kuküta und Käfi
(Keffi) mayäki, das in geringer Entfernung von dem schon
oben erwähnten Tindükku liegt. Weiter nach Süden, auf
*) Der Name Ssämia ist bemerkenswert!!; es scheint eines der wenigen
Wörter zu sein, welche den Ursprung eines Theiles der Göber-Nation von den
Kopten nachweisen. Hierüber bei anderer Gelegenheit mehr.