sie genoss die Vorthelle des Isslam und höherer Bildung und
war um so furchtbarer, als sie aus engverwandtem Keime
hervorgegangen war. Dies war die Dynastie der Buläla*)-
Über die ersten Anfänge der Buläla sind wir bis jetzt noch
vollkommen im Dunkelen. Nur so viel habe ich erfahren
können, dass sie ihren Ursprung von einem entflohenen Prinzen
des Känem-Hauses, Namens Djll Schikomemi, herleiten,
der in der Landschaft Fittri— dem „See”-Gebiete — und dem
Thale „el bat-hä” des späteren Wadäi eine Herrschaft über den
Stamm der Küka**) gründete; von dort aus dehnte diese
Dynastie ihre Macht in jeder Richtung aus, bis sie nach blutigem
Kämpfe Känem eroberte und die Kanöri-Dynastie
zwang, mit Räumung dieser alten Kernlandschaft des Reiches
in den westlichen Provinzen Schutz zu suchen — um das
Jahr 1400 unserer Zeitrechnung.
Gezwungen, sich in halb unterworfene, von Sümpfen geschützte
Gegenden zurückzuziehen — eben die ursprünglichen
Sitze der feindlichen Sseu— und auf blosse umherwandernde
Kriegslager beschränkt, ohne festen Mittelpunkt, ohne wohlbegründete
Herrschaft, schien die Bömu-Dynastie ihrem Untergänge
nahe. Siebzig Jahre schleppte sie, so ein sieches
Dasein hin; da erstand der grosse König 'Ali Dünamämi, bei
seinen Landsleuten gefeiert unter dem Namen Mai 'Ali Gha-
djideni, und eröffnete eine neue glänzende Epoche des Reiches.
In der That, er ist der Neugründer des eigentlichen
Reiches Börnu. Zuerst bemeisterte er das aristokratische
Element, das das Reich im Inneren zerrissen und es seinen
äusseren Feinden preisgegeben hatte; dann schaffte er einen
neuen Mittelpunkt des Reiches und gründete eine neue Haupt*)
Ich bin der Meinung, dass dieser Name aus zwei Worten besteht. Die
Bagirmi-Leute nennen die Börnu-Leute „bille Ngäre”. Auch glaube ich, dass
der Name Börnu erst durch den Gegensatz der Buläla aufgekommen ist.
**) ich werde auf diese Verhältnisse im folgenden Bande wieder zurückkommen.
s ta d t— „bimi”— Namens „Ghasr-Eggomo”. Seit der Übergabe
von Ndjimie war gar kein Mittelpunkt der Herrschaft
dagewesen.
Unter 'Ali Ghadjideni war es, dass der später Leo Africanus
genannte wissbegierige Andalusische Reisende den Sudan besuchte.
Er fand das Reich der Buläla (Gaöga) noch übermächtig.
Bald aber änderte sich dieses Verhältniss, selbst
noch, ehe Leo seinen Bericht veröffentlichte (1528). Denn
im 1 2 2 sten Jahre (das heisst Mondjahre) von der Zeit, wo
Omar gezwungen war, seinen königlichen Sitz in Ndjimie
aufzugehen und das reiche Land Känem, den eigentlichen
Kern des Reiches, seinen Nebenbuhlern zu überlassen, hielt
der energische König Edrlss Katakarmäbi mit seinem siegreichen
Heere seinen Triumpheinzug in die königliche Hauptstadt.
Yon dieser Zeit an bis zum Anfänge unseres Jahrhunderts
ist Känem eine Provinz von Börnu geblieben, obgleich es die
Könige nicht wieder zum Sitz ihrer Regierung machten.
Im Ganzen ist das sechzehnte Jahrhundert eine der glorreichsten
Perioden des Bömu-Reiches, geschmückt mit solchen
Fürsten, wie die beiden Edrlss und Mohammed, während im
westlichen Sudan das grosse Sonrhay-Reich sich auflöste und
endlich von Mülai Hämed, dem Kaiser von Marokko, erobert
wurde. Dieser lebensthätigen Epoche folgte eine ruhigere
Periode, und Altersschwäche schien allmählich das Maschinenwerk
des Reiches zu beschleichen, während fromme und friedliche
Könige den Thron einnahmen, bis in der Mitte des
letzten Jahrhunderts der energische und unternehmende König
'Ali 'Omärmi einen heftigen Kampf gegen eben die Nation
begann, die bisher einen integrirenden Theil des Bömu-Reiches
gebildet hatte, aber jetzt seine furchtbarste Gegnerin
geworden war — die Masigh- oder Tuareg-Stämme. Der
kriegslustige 'Ali machte grosse Anstrengungen nach allen
Richtungen, aber diese Anstrengungen scheinen den Konvulsionen
des Todes ähnlich gewesen zu sein. Ein energieloser