Dieses Haus hatte kein oberes Stockwerk, im Allgemeinen
aber fehlt ein solches nicht, ist jedoch von grösser Unregelmässigkeit,
oft nur aus e inem Gemache bestehend. Yiele
Araber schlafen auf ihren Terrassen.
In Bezug auf die Bevölkerung der Stadt bin ich nur im
Stande, sie annäherungsweise anzugeben, ich gehe aber sicherlich
nicht über die Wahrheit hinaus, wenn ich sie auf 30,000
anschlage; klapperten schätzte sie auf 30,000 — 40,000. In
einem grossen Handelsplätze ist die Bevölkerung natürlich
sehr gemischt; die hauptsächlichsten Elemente sind aber hier
Kanöri oder Börnauer, Hanssaua, Frühe oder Fellani und
Xyffaua oder Täpua; Wangaraua gibt es in Kanö sehr wenige.
Ausserdem lebt hier eine ansehnliche Anzahl Araber, die durch
ihren Handel und ihre Handarbeit zu der Wichtigkeit des
Platzes nicht unbedeutend beitragen. Der Zufluss von Fremden
und zeitw eilig Ansässigen ist sehr gross und die Zahl aller
sich in der Stadt Anfhaltenden, die stetige und die wechselnde
, Bevölkerung zusammengerechnet, beläuft sich gewiss
oft zur Zeit der grössten Regsamkeit, das heisst in den Monaten
Januar bis April, auf 60,000 Menschen.
Die Zahl der Haussklaven ist allerdings sehr bedeutend,
jedoch glaube ich nicht, dass sie derjenigen der Freien gleichkommt,
noch weniger sie übersteigt. Denn während die Vermögenden
eine grosse Menge von Sklaven haben, hat die viel
zahlreichere arme Klasse w enige oder gar keine. Es würde
sehr interessant sein, eine genaue Schätzung der Zahlen der
erobernden Völkerschaft zu machen, um das Verhältniss zu
beurtlieilen. in welchem sie zu der besiegten Rasse steht.
Was die Stadt selbst anbetrifl't, so glaube ich, dass die ganze
Zahl der Fellani. jedes Alter und Geschlecht inbegriffen, 4000
nicht überschreitet, aber über das Verhältniss des ganzen
Landes kann ich nicht urtheilen.
Ich will jetzt einige allgemeine Bemerkungen über die Beschaffenheit
und Ausdehnung des hier betriebenen Handels
machen. Bei der Beschreibung meines zweiten Besuches
dieser Stadt werde ich dann Einiges hinzuzufügen haben.
Der Haupthandel von Kanö besteht in einheimischen 1 a-
brikaten, besonders in Baumwollenzeugen, die in der Stadt
selbst oder den umberliegenden kleineren Ortschaften der Provinz
aus einheimischer Baumwolle geweht und mit selbstgezogenem
Indigo gefärbt werden. Die Baumwollenzeuge werden
besonders zu drei wichtigen Artikeln verwendet: zur Tobe
— „riga”, Plur. „rigona” — , zu dem oblongen, die gewöhnliche
Frauentracht bildenden Tuch — „türkedi” — und zu
dem schwarzen Gesichtshieb — „raüani” —. Dazu kommt
noch viertens als sehr bedeutend und mannichfach *) an sich,
aber als weniger bedeutend für den auswärtigen Handel im
*) Es gibt ein© grosse Maunìobfaltigk ei t von „sónno” , aber ioh will nur
wenige Arten aufführen : zuerst die ,,farT-n-sénne” , das weisse, ungefärbte
Umsehlagetueli ; dìe „sénno dótfoa”, von hellblauer Farbe ; die fossaglda” , mit
einem breiten Streifen von Seide; die „hammaküku”, mit weniger Seide und gemeiniglich
für 8000 Muscheln verkauft; ferner die „moilömü”, für 2500 KurdI
verkauft; die „selluämi” (ein vielleicht aus dem Arabischen „ssilhäm” verdorbener
Name), mit einerSeidenbordo; die „djnmäda”, eine andere, der vorigen
ähnliche Art; die da-n-katünga” (einst ein sehr gesuchter Artikel der weiblichen
Kleidung und desshalb „das Kind dos Marktes” genannt), mit rothor und
sohwarxer Seide in geringer Menge und ein wenig Weiss; dann die „albässa-n-
Kuära” — „die Zwiebel vom Kuära” — (ein etwas sonderbarer Name, gewählt,
um eine besondere Art Sénne mit drei Streifen gemisohter Farben xu bexeichnen) ;
die „gödo” , woiss und schwarz und von dickem Faden; die „alkilla”, weiss und
schwarx in Fächern; die „ssäki’\ Seide und Baumwolle durcheinandergewebt
und kleine schwarxe und weisse Vierecke bildend; die „köki”, halb aus Türkedi
(d. k. mit Indigo gefärbten Baumwollenstreifen), halb aus SsRki (einem aus
Baumwolle und Seide gemischten Storte) bestehend; endlich die „köki sserki
büken” in vier verschiedenen Gattungen. Ausserdom gibt es zehn ganz aus Seide
bostehende Arten „sénnua” , aber diese werden in Nüpo besser gemacht, als
in Kanö. Eine von diesen Arten führt den Namen „bini da gSni” — „folge
mir und sich” — (ein Name, der auch einer ausgexeichneten Art Perlen gegeben
wird) und xeiohnet sich durch drei Farben aus: Gelb, Roth und Blau.
Dann gibt es auch eine Sénno aus Atlas, die den Namen „massartsclii” führt ;
noch eine andere Art besteht aus buntem Manchester und die einfache, welche
„béfta” heisst, aus ungefärbtem Manchester.