nachdem Kätsena von den Fulbe eingenommen und durch
seine feindliche Stellung gegen die nördlichen Theile Haussa’s
ein unsicherer Mittelpunkt für den kommerziellen Verkehr geworden
war, trat Kanö in die Stelle des grossen Entrepots von
Central - Sudan. Vor dieser Zeit, das heisst vor'dem Jahre
1807, besuchte, wie ich guten Grund anzunehmen habe, kaum
irgend ein angesehener Arabischer Kaufmann je Kanö und
doch wird dasselbe noch heutigen Tages mit Ghana oder
Ghänata identificirt —• Ghänata, eine Stadt oder ein Herrschersitz,
der von Arabischen Schriftstellern des elften Jahrhunderts
ausdrücklich als der Zusammenkünftsort für Arabische
Kauf leute vom ersten Anfang kommerzieller Verbindungen
mit dem Negerlande an bezeichnet wird, das heisst-zu einer
Zeit, wo wohl ganz entschieden noch nicht einmal der Haussa-
Stamm sich gebildet und abgesondert hatte. In der That
ist jede Rücksicht auf historische und geographische That-
sacheh bei Seite geschoben, ganz allein um einer absurden
und abgeschmackten Ähnlichkeit, zweier Namen zu fröhnen,
Namen, die im Grunde im Einzelnen und Ganzen grundverschieden
von einander sind — ich meine Kanö und Ghänata.
Es ist das grosse Verdienst des Herrn Cooley, dass er, ohne
alle die Thatsachen zu kennen, die jetzt zu Tage liegen,.jenen
Grundfehler aller vergleichenden Geographie dieser Länder
über den Haufen stiess und einen rein historischen Aufbau
vorbereitete. Er hat die grosse Genugthuung gehabt, dass
seine Hauptannahmen insgesammt durch meine Untersuchungen
bestätigt sind — natürlich um Vielfaches im-Einzelnen und
Grossen ergänzt.
Als Zeitpunkt, wo die Kanada allgemein den Isslam an-
nahmen, dürfen wir mit gutem Rechte mehrere Jahre nach
der Annahme des Isslam von Seiten Mädji’s, des oben erwähnten
Fürsten von Kätsena, das heisst etwa im Anfang des sieh:
zehnten Jahrhunderts bezeichnen, obwohl es unverkennbar ist,
dass der grössere Theil der Bevölkerung des ganzen Haussa-
Landes, hauptsächlich die der Landstädte, dem Heidenthum
treu blieb, bis der fanatische Eifer ihrer Eroberer, der Fulbe,
sie zwang, sich öffentlich zum Isslam zu bekennen. Demun-
geachtet aber besteht im Grunde noch sehr viel heidnische
Verehrung in der Provinz Kanö sowohl, als in der Provinz
Kätsena. Hierüber werde ich bei anderer Gelegenheit mehr
sagen.
In Bezug auf das allmähliche Anwachsen der Stadt Kanö
haben wir die bestimmtesten Angaben, dass Dalä das älteste
Quartier war; auch gewährte die auf den meisten Seiten steil
abfallende Felshöhe von etwa 120 Fuss Höhe einen sicheren
Zufluchtsort bei einem plötzlichen Überfalle. Jedoch ist es
höchst wahrscheinlich, dass schon damals irgend ein anderes
oder mehrere andere Dörfer auf der -grossen Fläche sich
ausbreiteten, welche jetzt von der Ringmauer umschlossen wird,
deren ungeheuerer Umfang eher mehr als weniger denn 15
Englische Meilen beträgt; auch liesse sich nicht wohl ein-
sehen, warum der gleichfalls von der Mauer eingeschlossene
andere Hügel, Kögo-n-dütsi genannt, obwohl nicht ganz so
gut von der Natur, befestigt, minder-geeignet gewesen wäre,
einem anderen Weiler Schutz zu verleihen. Allerdings haben
wir gegenwärtig kein hinreichendes Material, um das allmähliche
Anwachsen der Stadt zu ihrer jetzigen Grösse zu beschreiben;
so viel indess ist ganz unbezweifelt, dass die bewohnten
Quartiere nie den ungeheueren Raum, der von den
Mauern eingeschlossen ist, ausfüllten. Es ist gleichwohl höchst
merkwürdig, dass an der Südseite unverkennbare Spuren einer
älteren Mauer sind, die, wie aus dem Plane hervorgehen wird,
bei weitem nicht so ausgedehnt war. Namentlich gilt dies
von der südwestlichen Seite, wo der vorspringende grosse Winkel
in späteren Zeiten, rein zu strategischen Zwecken, gebaut
zu sein scheint. In der That war der Grund, dass die Befestigungswerke
zu so weit grösserem Umfange, als es die Zahl
der Einwohner nöthig machte, ausgeführt wurden, ohne Zwei