Wir begegneten hier einem kleinen Trupp Reisender, deren
ganzes Aussebn sehr charakteristisch für das Land war,
welches wir betraten, — leichtfertig in ihrem Benehmen und
leicht in ihrer Kleidung. Letztere bestand nur in kurzen
Hemden, deren Farbe nach schwachen Anzeichen einst dunkelblau
gewesen war, und in einem kleinen, diminutiven
Strohhut, den sie auf Einem Ohr trugen. Ihr ganzes Gepäck
bestand in einer kleinen Ledertasche mit gestossener Negerhirse,
einigen kleinen Kürbisflasch'en, aus der Cucurbita la-
genaria gemacht, um „füra”, das beliebte Getränk aus gestossener
Hirse, aufzubewahren, und 2 oder 3 Trinkschalen
aus demselben zerbrechlichen Stoff. Einer dieser leichten
Zugvögel, der sich durch seinen ungemein schlanken Wuchs
auszeichnete, hatte ein Pferd bei sich, aber es war kaum im
Stande, ihn zu tragen, obwohl ¡er dem Pferde an Magerkeit
nichts, .nachgab. Offenbar war es eine, geistreiche Gesellschaft.
Wir waren hier noch nicht lange angekommen, als
der Teich durch die Ankunft eines Zuges Packochsen belebt
wurde. Alles gab uns zu erkennen, dass wir eine Gegend
betreten hatten, in welcher der Verkehr leicht und ununterbrochen
ist. Das Land der eigentlichen Karawanen oder
Kaffen, — „airi, karabka” •*-, war nun hinter uns und wir hatten
den Bereich der einzeln Reisenden— der „fatäki” * )— betreten;
denn wenn auch im Sudan die .Unsicherheitf der Strassen
zuweilen eine grössere Zusammenschaarung der Reisenden
erforderlich oder wünschenswerth macht., so hört doch hier
das eigentlich Charakteristische der Karawanen, nämlich die
feste alljährlich wiederkehrende Zeitbestimmung, auf. Der
natürlich durch die Zeit bestimmte Handel mit der Güro-Nuss
macht. hiervon eine Ausnahme; auch die alljährliche Araber-
*) „fatäki ist der Plural von „mai-fälke” — »der Reisende” , (besonders
„der Handelsreisende”) .—. Ich glaube, dass ich diesem bezeichnenden Ausdruck,
obgleich er eigentlich nur der Haussa-Sprache angehört, eine allgemeinere
Anwendung geben: darf.
Kafla von Kukaua nach Kanö scheint mehr auf alter Sitte,
als auf natürlichen Bedingungen zu beruhen.
Wir rasteten hier fast 2 Stunden, bis der Airi herankam;
dann vereinigten wir uns mit ihm und setzten unseren
Marsch fort. Bald erkannten wir nun, warum unsere Begleiter
so lange gezögert hatten. In dem dichten Unterholz
nämlich können die langen Reihen Kameele nur langsam
vorwärts rücken, und so folgte ein Halt dem anderen. Wir
begegneten hier einem anderen kleinen Zug „fatäki”. Um
4^ Uhr Nachmittags lagerten wir an einer Am-ssü-ssu genannten
Stelle mitten im Walde. Wir waren eben beschäftigt,
unsere Zelte aufzuschlagen, als ein Trupp von 16 Reitern
heranstürmte, als „Verhüllte”, alle auf Tuareg-Art gekleidet;
sie zeigtep aber sehr deutlich ihre Vermischung mit dem
Haussa-Volke durch ihren weniger muskulösen Körperbau sowohl,
als durch die grössere Mannichfaltigkeit ihrer Kleidung.
Auch stellte sich bald heraus, dass sie alle jenem eigenthüm-
lichen Mischlingsstamme der Büsaue (Plural von „büsu”) angehörten.
Sie waren auf einer Rhasia — „yäki” — begriffen,
ob aber gegen die Auelimmiden, oder gegen die Fellani, konnte
ich augenblicklich nicht erfahren. Es ergab sich jedoch
später, dass das Letztere der Fall war.
Der Boden hier umher war voll von einer besonderen Art
kleiner Würmer, die Jedem, der sich auf der blossen Erde
niederlegte, hart zusetzten. Ich war demnach sehr froh,
mein Bettgestell — „gädö” —, das wir mit grösser Schwierigkeit
durch diese waldigen Gegenden transportirten, bei mir
zu haben. Solch ein Hausrath ist in der That, wie ich schon
früher bemerkt habe, ein sehr dringendes Bedürfniss für den
Afrikanischen Reisenden, aber es sollte von leichterer Art
sein, als meine schweren Bretter, die, ungeachtet ihrer Stärke,
doch bald zerspalteten und am Ende in den dichten Waldungen,
die wir oft zu passiren hatten, gänzlich zerbrachen.
Unsere Abendruhe am lodernden Feuer war von der hei