per eines Verbrechers, hier vor Jedermanns Augen ausgehängt,
um als Beispiel strenger Bestrafung zu dienen. Zu
meinem grossen Erstaunen hörte ich nun, dass es ein höchst
mächtiger Talisman sei, welcher hier aufgehängt sei, um die
Stadt gegen die Felläta, wie die Fulbe von den Kanöri genannt
werden, zu schützen, da deren Einfülle in hohem Grade
gefürchtet wären. Auch benachrichtigte mich mein Freund,
dass noch vor 4 Jahren ein äusserst verzweifelter Kampf um
Taganäma stattgehabt, und dass damals nur wenig daran
gefehlt hätte, dass die Stadt den Felläta in die Hände gefallen
wäre. Er pries seinen Herrn, Issa, und das wohlhübige
Ausselm der Stadt schien zu bezeugen, dass das Lob wohlverdient
sei. Ich konnte es aber nicht unterlassen, meine Hoffnung
auszudrücken, dass die Wachsamkeit und Energie des
Amtmannes und der gute Zustand der Befestigung der Stadt
eine sicherere Sehntzwelir für die Bewohner sein möge, als
jene Ausgeburt von Talisman, dessen Umfang wahrhaft grauenerregend
war. Wirklich habe ich in diesem Lande der „leia’s”
(Zauberformeln) nie etwas so Kolossales wie diesen Ballen
gesehn, von dem eine Kanonenkugel wohl abgesprungen wäre.
Es war mir erfreulich, während meines Aufenthaltes hier
die ersten Zeichen von Feldarbeiten für die kommende Regenzeit
zu gewahren. Sklaven waren beschäftigt, den Boden
zu reinigen („kullo fara-tseua”) ; dazu benutzten sie eine Art
breiter hölzerner Harke mit 4 langen Zälmen, „kamga” genannt.
Ein solches Beharken des Bodens indess habe ich
nur sehr selten anwenden sehn; gewöhnlich begnügt man sich
damit, was verbrennbar ist, zu verbrennen; viele Landleute
aber sind hier auch so nachlässig, dass sie alles Buschwerk
auf den Feldern stelm lassen. Natürlicherweise müssen die
vorbereitenden Arbeiten des Landbaues mit der Art des Bodens
sich ändern. Ich werde im ferneren Verlaufe der Reise
wiederholt Gelegenheit haben, auf diesen Gegenstand zurückzukommen.
Endlich liess sich unser Geleit sehn, aber anstatt eines
Reiters kamen zwei Bogenschützen zu Fusse. Es waren kurze,
stämmige Männer, nur mit einem Lederschurz um die Hüften
bekleidet und ausser mit Pfeil und Bogen mit der den Manga
eigenthiimlichen kleinen Streitaxt bewaffnet, welche sie, wie
üblich, auf der Schulter trugen. An der Seite hatten sie eine
grosse Ledertasche, um Mundvorrath, imd mehrere kleine
Gerraflaschen, um gestampftes Korn und Wasser darin anfzu-
bewahren. Kurz, es waren wirkliche Manga-Streiter*) und eben
nicht sehr geeignet, ganz dasjenige Vertrauen zu erwecken,
das man zu einem Führer in unsicherer Gegend haben möchte.
Ich hatte jedoch keine Wahl; der Diener des Amtmannes
versicherte, sie genau zu kennen, und nachdem sie mir in seiner
Gegenwart das Versprechen gegeben, mich bis Biindi zu
geleiten, machte ich mich getrosten Muthes mit ihnen auf
den Weg. Da ich die schönsten Stunden des Morgens ein-
gebüsst, hatte ich natürlicherweise den dringenden Wunsch,
nicht noch mehr Zeit zu verlieren, und war froh, dass dieselbe
kühlende östliche Brise, welche ich schon diese Tage her
beobachtet hatte, die Sonnenhitze bedeutend verminderte.
Bald nach Antritt unseres Marsches begegneten wir dem
Bruder des Statthalters von Mäschena mit einem Trupp von
zwölf Reitern. Er eilte nach dem Punkte, von dem der folgenreiche
Feldzug Bochäri’s ausgehn sollte. Die Landschaft
war sehr einförmig und ermangelte aller Mannichfaltigkeit;
selbst der Wald, den wir weiterhin betraten, hatte ganz denselben
Charakter, indem er aus kleinen, unansehnlichen Bäumen
bestand und nicht von einem einzigen grösseren Baum
*) Das Bild, welches JJenham von einem Manga-Krie'gcr gibt, stellt ihn von
viel zu hohem tVuohse dar, als wäre er grösser, als der Kandmma — ein
Mann von denKanembn —, während doch die Letzteren die Manga im Allgemeinen
an schlankom Wüchse ilbertreffen. Auch fehlt ihnon die Streitaxt und
andere charakteristische Kleinigkeiten. Leider hatte ich keine Gelegenheit, eine
Skizze von Leuten dieser Nation zu machen.