sauber gewaschenen Hemden; Frauen und Mädchen in den
leichtesten, anmuthigsten Formen, das Haar leicht in Locken
auf den schlanken Nacken herabfallend, den Hals mit Reihen
bunter Perlenschnüre geschmückt, um den Leib ein helles
Gewand; — so ist Alles in diesen beiden so nahe zusammenliegenden
Dörfern verschieden.
Ich habe schon erwähnt, dass wir, ehe wir das nördliche
Dorf betraten, eine Färberei passirten; ebenso wird hier
Baumwolle in gewisser Ausdehnung gebaut. Die Bewohner
von Ssaraü Berebere sind Weber und Handelsleute, die von
Ssaraü Fellani Viehzüchter und Landbauer; dort ist die
tägliche Kost der Bewohner der ewige „ngädji” (trockener
Teig aus Sorghum, mit dem den Blättern der Küka abgewonnenen
armseligen Safte befeuchtet) und zur höchsten Festfeier
eine etwas übel riechende Fischsauce; hier bilden Milch
und Erdmandeln die Hauptnahrung.
Bei aller Wichtigkeit aber ist Ssaraü doch nur ein kleiner
Ort und ich schätze die Bevölkerung des nördlichen Dorfes
auf höchstens 2000, die des südlichen auf etwas mehr, zwischen
2000 und 3000 Seelen. Es ist, um die politischen Zustände
dieser Länder richtig zu beurtheilen, die Bemerkung
nicht ohne Interesse, dass doch selbst diese Bomu-Kolonie
von einem Pullo- oder Felläta-Amtmann regiert wird; die
Einwanderer werden aber übrigens nicht gedrückt, sondern
gern gesehn. Adamaua ist, wie gesagt, ein vielversprechendes
Land der Kolonieen.
Auch Ssaraü übrigens hatte von Theuerung zu dulden, aus
demselben Grunde, den ich schon oben bei anderen Ortschaften
angegeben habe. Es ist nämlich hier das durchgehende
Naturgesetz, dass zwei ganz verschiedene Ernten im
Jahre gemacht werden. Die erste Aussaat geschieht, sobald
das Erdreich bei den ersten Regengüssen zu neuer Schöpferkraft
belebt wird; die so erzielte Ernte, die hier durchschnittlich
schon in den Juli fällt, dient dazu, die allgemeinen
Bedürfnisse der trockenen Jahreszeit zu befriedigen; die
zweite Aussaat aber, die erst am Ende der Regenzeit gemacht
wird, soll den nöthigen Bedarf für die drückendste
Zeit liefern, nämlich die, wo das neue Korn schon gesäet wird,
wo aber gerade der alte Vorrath zu Ende geht und das
Korn im ganzen Lande sehr theuer wird. Diese zweite Aussaat
wär nun im letzten Jahre wegen der schon oben erwähnten
Kriegsuntemehmung ganz ausgefallen; wir hatten
daher nicht geringe Schwierigkeit, den nothwendigen Bedarf
für unsere fünf Pferde zu erlangen. Allerdings würde dies
etwas Leichtes gewesen sein, wenn ich mich dazu verstanden
hätte, für meine ärztliche Hilfe einen auch nur kleinen Lohn
zu nehmen, da ich eine gute Menge Patienten hatte, Kranke,
welche Heilung ihrer Gebrechen von mir erwarteten; aber
das wollte ich nicht; auch waren wir ausdrücklich’ von der-
Englischen Regierung angewiesen worden, ohne Bezahlung
Arzneien zu verabreichen.
Ich hatte übrigens hier einige ganz eigenthümliche Fälle,
die meine Geschicklichkeit, die schon ohnehin nicht gross
war, überstiegen, aber auch wohl diejenige sehr geschickter
. Ärzte vergeblich in Anspruch genommen haben würden. Unter
Anderem war daselbst eine Frau, die zwei volle Jahre
ihr Kind unter dem Herzen getragen, ohne dass das kleine
imaginäre Wesen Lust gefühlt hätte, an’s Licht zu kommen,
und die nun mit dem vollen Vertrauen zu mir kam, dass
der weit berühmte Fremde fähig sein würde, ihr zu einer
Mutterschaft zu verhelfen.
Unter den Leuten, welche mich hier gelegentlich besuchten,
war auch ein Tebu oder vielmehr Teda, der auf seinen kleinen
Handelsreisen auch bis hierher gekommen war. In der
That ist dies interessante Volk; das ein höchst merkwürdiges
Glied zwischen dem Bornu- oder Kanöri- und dem Masigh-
oder Berber-Stamme bildet, höchst unternehmend; gewöhnlich
aber geben sie ihren Reisen mehr die Richtung von