Herrn Richardson’s für den monatlichen Lohn von 20 Mah-
büben und ausserdem eine Summe von 4 Dollars für seinen
Unterhalt uns von Tripoli nachgesandt war. Ohne Zweifel war
er ein hübscher junger Bursche, etwa 22 Jahre alt, aus „dem
heiligen Hause”, „Bet el mokäddus” — Jerusalem — gebürtig,
führte hochtrabende Phrasen im Munde und war bereit,
nach Begrabung der schönen Hoffnungen der Expedition morgen
mit mir nach Fesän zurückzukehren. Danach kam sein
erfahrener, aufgeweckter und lebenslustiger Gefährte Abd e’
Bahmän, der Seemann, ein wahrer Matrose, weniger laut in
seinen Ansprüchen, aber viel bestimmter auf Bezahlung seines
Lohnes dringend; die gleiche hübsche Summe wie der
Lohn des Zimmermannes.
Nachdem ich diese lieben und theueren Freunde und Gefährten
getröstet und versucht, ihnen begreiflich zu machen, dass
ich nicht daran dächte, nach Norden zurückzukehren, aber
mein Möglichstes thun würde, um Mittel zu finden, ihre dringendsten
Forderungen zu befriedigen, kam ein anderer Blutsauger
unseres Unternehmens, und zwar der schlimmste von
allen. Es war „mein Kollege”, der versoffene Fesänische
Sultanssohn Yussuf Muckeni, begleitet von Mohammed-ben-
Bü-Säd, den Herr Kichardson als Dolmetscher in seine Dienste
genommen, nachdem er Yussuf in Sinder entlassen, und von Mohammed
ben Habib, dem unbedeutendsten aller früheren Diener
meines verstorbenen Gefährten. Yussuf ritt ein schönes Pferd
und war höchst glänzend gekleidet; trotzdem zeigte er sich
äusserst gnädig und herablassend, da er die Hoffnung hegte,
dass meine Kisten und Säcke, die eben mit meinem treuen
Gatröner angekommen waren, voll Muschelgeld seien und ich
im Stande wäre, ihm seinen Lohn sofort auszuzahlen. Er
ward nicht wenig verlegen, als ich ihm meine Armuth offenbarte.
Die übrigen Diener Herrn Kichardson’s waren gestern
zu meinem grossen Bedauern ohne Bezahlung davongegangen,
um in ihre Heimath zurückzukehren. Ich fand nun
auch, dass der sämmtlichen Dienern Herrn Richardson’s
schuldige Lohn zusammen mehr als 300 Spanische Thaler
betrug, und dazu kam noch die unbestimmte Schuld an den
Ssfakser, die in Wirklichkeit 1270 Thaler betrug, aber, wie
die Rechnung ausgestellt war, leicht auf die doppelte Summe
erhöht werden konnte.
Ich besass nicht einen einzigen Thaler, keinen einzigen
Bemus, — in der That nichts von Werth, und wurde zu
dem Allem von meinen Freunden benachrichtigt, dass man
von mir erwarte, dem Scheich sowohl als dem Vezier aus
meinfem eigenen Vermögen ein schönes Geschenk.zu machen.
Auch fand ich hier, dass die mir unterwegs vom Scherlf el
Habib gemachte Mittheilung, nämlich dass Herrn Richardson’s
gesammtes Gepäck vertheilt und verschleudert worden sei,
einigen Grund habe. Wenigstens waren die Sachen dem
Vezier unter ganz unbestimmten Bedingungen übergeben
oder vielmehr den beiden Dolmetschern unseres verstorbenen
Gefährten mit der Andeutung ausgeliefert worden, dass
ich und Herr Overweg ganz untergeordnete Leute seien, die
der Gesandtschaft nur so beigegeben wären und'durchaus
nichts zu sagen hätten.
Da ich nun von der Sachlage volle Einsicht gewonnen
hatte, hielt ich es, um alle Intriguen bemeistern zu können,
für das Gerathenste, Mohammed ben Bü-Säd für denselben
Lohn, der ihm von Herrn Richardson ausbedungen gewesen
war, in meine Dienste zu'nehmen. Ausserdem gab ich Jedem
mein Wort, dass seine ganze Forderung erfüllt werden
solle, und sprach mein tiefes Bedauern darüber aus, dass
die übrigen von Herrn Richardson’s Dienern schon fortgegangen
seien, ohne ihre Bezahlung erhalten zu haben.
Nach allen diesen Mittheilungen, die voll der drückendsten
Sorgen für mich waren, erhielt ich sowohl vom Scheich
als auch vom Vezier ein höchst glänzendes Abendessen und
erfreute mich dann nach den vielfachen Mühen dieses Ta