fähig ist, vorbrachte. Als er fortgegangen war, vergnügte
und rührte mich zugleich die Einfachheit meines ehrlichen,
geradsinnigen Freundes und Beschützers, der zwar seinem
Bruder an Energie und Scharfsinn nicht gleichkam, ihn aber
an Liebenswürdigkeit und Bescheidenheit bei weitem übertraf.
Nachdem er mich nämlich, ganz der Wahrheit gemäss,
versichert hatte, dass er den „Konsul der Araber” davon abgehalten
, ein Geschenk von mir zu erpressen, ersuchte er
mich, seine Gefälligkeit mit einer Tasse Kaffee zu belohnen,
die ich ihm denn auch herzlich gern zu Theil werden liess.
Dies war das einzige Mal, dass er etwas von mir erbat, und
dies war gewiss keine grobe Bettelei. Der arme alte Eleidji,
welcher drei Jahre darauf (1854) in der Mitte des Waldes
zwischen hier und Katsena umkam, als er, sich allein überlassen,
den Weg verlor, hat bei mir ein höchst freundliches
Andenken hinterlassen, das ich stets bewahren werde. Ich
sehe ihn noch immer, wie er, auf seinem hohen weissen Meheri
reitend, sich unterwegs eifrig nach den Grundsätzen unseres
Glaubens erkundigte. Er war ohne Zweifel unter den Kel-owT
der ehrenwertheste und religiöseste Mann.
Das Markten wurde in unserem Lager bis zur Nacht fortgesetzt
und erreichte um Sonnenuntergang den Höhepunkt.
Die Leute aus der Stadt brachten fertigen „tüo” , den gewöhnlichen
Teig aus Negerhirse, das Gericht, allerdings eine
ziemlich kleine Portion, für 3 Kurdi, ein Preis, der etwas weniger
als Va Pfennig beträgt. Ich war indess froh, nicht auf
dieses Drei-Kurdi-Abendbrod angewiesen zu sein; denn es ist
allerdings nicht eben sehr schmackhaft gewürzt und hat als
einziges Erleichterungsmittel, den Teig hinunterzuwürgen,
die Zugabe von ein wenig aus Blättern gekochter Brühe.
Während ich mich an meiner einfachen, aber schmackhafteren
Zeltkost labte, unterhielt mich Gadjere mit der Erzählung
einer neuntägigen Belagerung uitd Bestürmung, welche
die kriegerischen Bewohner Gasaua’s vor 2 Jahren gegen
eine ganze Armee Bello’s ausgehalten hätten. Denn dieser
unternehmende und rührige, aber im Ganzen wenig erfolgreiche
Pullo-Herrscher zog damals heran, um die unabhängigen
Heiden zu unterdrücken, musste sich aber mit Schande
vor den Pfeilen, mit welchen sie seine Leute mit sicherer
Hand durch die engeri Zwischenräume ihrer starken Pallisa-
dirung begrüssten, zurückziehen.
[Montag, 20st*n Januar.] Wir blieben bei Gasaua gelagert
und ich konnte demnach den Tag höchst angenehm
und nützlich verbringen, indem ich Nachrichten über die
eben betretenen Landschaften einsammelte. Zuerst von Ma-
ädi, gegenwärtig einem Haussklaven Annür’s. Er war aus
Bornu gebürtig, aber schon sehr jung von den Büdduma, wie
die Yedinä, die Seeräuber des Tsäd, gewöhnlich von den Umwohnern
genannt werden, in die Sklaverei geschleppt worden
und hatte 3 Jahre lang unter dieser interessanten Völkerschaft
gelebt; am Ende dieser Zeit aber war er in die Hände der
Ueläd Slimän gefallen, die damals in Känem sassen, und
kam bei Gelegenheit der grossen vorjährigen Expedition in
den Besitz der Kel-owl. Obgleich er seine Freiheit durch
jene freibeuterischen Insulaner verloren hatte, war er doch
ihr grösser Bewunderer und der aufrichtige Vertheidiger ihres
Nationalcharakters. Er stellte jene Seeräuber als ein braves,
ritterliches Volk dar, das rühmliche und erfolgreiche
Einfällo und Raubzüge gegen die Bewohner der Seeufer mit
erstaunlicher Schnelligkeit ausführe; sie seien, wenn auch
nicht Alle zum Isslam übergegangen, doch ein frommes und
gottesfürchtiges Geschlecht und weder Diebstahl noch Betrug
falle in ihrem Verkehr mit einander vor. Er schloss
seine beredte Lobeserhebung dieser ritterlichen Piratennation
damit, dass er seine innigste Hoffnung aussprach, sie
möchten für immer ihre Unabhängigkeit von dem Herrscher
Bornu’s bewahren. •
Darauf schrieb ich nach den Angaben Gadjere’s und Yähia’s