Wege sass, mir die gerade Strasse genau zu beschreiben.
Vor uns lag nun ein schwieriges Terrain, der breite Grund
des Thaies, den viele kleine Wasserläufe durchschneiden und
dichtes Walddickicht einhüllt, voll von reissenden Thieren
und oft auch von feindlichen Wegelagerern beunruhigt.
Der Pfad führte allmählich von der Höhe, auf welcher Ka-
schnnma liegt, in die baumreiche Thalsenkung hinab, aus
deren Dickicht nur wenige Diinipalmen ihre Fächerkronen
erhoben, während der Boden auf das Dichteste mit „ngille”
bewachsen war. Wir sahen hier in grösser Anzahl die Fuss-
tapfen von Elephanten und darunter einige von ungeheuerer
Grösse. Allerdings hatte dieser Koloss der Thierwelt in dieser
von trägen Menschen ihm überlassenen üppigen Wildniss
ein schönes Dasein. Denn zwischen dem dichten Baumwuchs
waren grosse offene Plätze mit dem fettesten, wohl 10 Fuss
hohen Schilfgrase bewachsen, wo er in Ruhe schwelgen konnte.
Nach solcher Elephantenweide, wie ich sie bisher noch nicht
gesehn und die mich lebhaft an die Darstellung Indischer
Landschaftsbilder erinnerte, hatten wir einen Arm des wirklichen
Komädugu zu passiren; aber während er nach der Regenzeit
den ganzen breiten Thalboden unter Wasser setzt und
dann nur mit Hülfe einer „mäkara” zu überschreiten ist, war
er augenblicklich sehr seicht. In dem fast undurchdringlichen
Dickicht, welches diesen Wasserlauf begrenzte und durch
das sich nur ein schmaler Pfad hindurchwand, übt die Düm-
palme eine unbestrittene Herrschaft über die übrige Pflanzenwelt
aus. Trotz des dichten Baumwuchses fanden wir doch
den Pfad hier wohlbetreten, an einer Stelle aber, welche zum
Anbau gelichtet worden war, verloren wir jede Spur des Weges
und wandten uns nach vergeblichem Suchen zur Rechten ab,
wo wir einen kleinen Weiler und eine Meierei gewahrten. Hier
in diesem lieblich-stillen, vom Geräusche der Welt ganz abgelegenen
Kulturflecken waren wir hoch erfreut, im Eigner der
Meierei einen gemüthlichen alten Mann zu finden, der uns
mit der grössten Freundlichkeit entgegenkam. Da er hörte,
dass wir nach Osten zögen, hat er uns dringend, den Rest
des Tages bei ihm zuzubringen; er wolle uns gut bewirthen
und dann morgen mit uns zusammen nach Ngliuriitua gehn.
Wie einladend dies nun auch war, so war doch mein Wunsch,
baldigst Kukaua zu erreichen, zu dringend, als dass ich mir
hätte erlauben können, einen halben Tag in dieser Wildniss
zu verträumen. Wir verliessen also unseren. alten Freund,
der uns alles Glück auf die Reise wünschte; das Dickicht
war aber so durchwachsen, dass wir nur mit der grössten
Schwierigkeit und Noth mein unbeholfenes Gepäck zwischen
den Asten und Zweigen durchzwängen konnten. Die Ledersäcke,
welche das kleinere Gepäck enthielten, wurden dabei
jämmerlich zerrissen und selbst das stärkste Holzwerk zerbrochen.
Es war ebendasselbe Walddickicht, wo ich auf.
meiner Rückreise einen kleinen Schreibtisch, der mir während
der fünf Jahre meines Wanderlebens bei allen Strapazen
gedient und der selbst in Timbuktu ein Gegenstand des
Staunens der Leute gewesen war, völlig zerbrach.
Um Mittag machten wir einen kurzen Halt, um uns und
unseren Thieren einige Ruhe imd Erfrischung zu gönnen; dann
verfolgten wir unseren Weg durch den Wald, der hier namentlich
aus Dümpalmen, Faräön, Kälgo (wildem Charüb),
Talhabäumen und etwas Siwäk (Capparis sodata) bestand.
Der Boden war überall von den schweren Fusstapfen der
Elephanten tief dürchwühlt und zeigte selbst in der jetzigen
Jahreszeit in den rinnsalähnlichen Einsenkungen grössere und
kleinere Ansammlungen stehenden Wassers. Eine vereinzelte
Mareia oder Mohor (Antilope Soemmeringii) sprang durch das
Dickicht; im Ganzen sind alle Arten Antilopen in diesen
Gegenden eben nicht häufig, auf der ganzen Strasse hatte
ich nur eine einzige Gazelle in der Nähe des Dorfes Diggere-
bäre gesehn. Aber es scheint der Erwähnung wohl werth zu
sein, dass ich nach Beschreibungen der Eingeborenen keinen