158 III. Kapitel.
Markt gebracht, obgleich gewöhnliche Gewehre begonnen
haben, von den Amerikanern über Nyffi eingeführt zu werden,
und zwar zu ausserordentlich billigen Preisen. Pistolen und
Blunderbiichseu werden unter der Hand von den Kaufleuten
an Fürsten oder andere angesehene Männer verkauft.
Die in Steiermark verfertigten gemeinen Ttasirmesser mit
schwarzen hölzernen Griffen sind trotz ihrer schlechten Qualität
bei den Eingeborenen des Sudans sehr beliebt. Sie wissen
diesen Klingen eine wunderbare Schärfe zu geben und den
erbärmlichen Griff durch einen Beschlag von Kupfer dauerhaft
zu machen. Das Messer erhält auf diese Weise oft ein
ganz anderes Aussehn, so dass man es kaum wiedererkennt.
Ich hatte einen leidlichen Vorrath Englischer Rasirmesser
und fand, dass die mit 5 Silbergroschen gekauften sich bezahlt
machten; Niemand aber wollte für ein gutes Rasir-
messer mehr als 1000 Kurdi bezahlen. Die bessere Sorte
ist jedoch wohlgeeignet zu Geschenken an Leute von Ansehn.
Jedenfalls sollten die Griffe stark und nicht leicht
zerbrechlich sein. Der Werth dieses Artikels wird wohl kaum
mehr als 2 bis 8 Millionen Kurdi betragen.
Französische Seide, hattiya genannt, war früher in grossem
Begehr, scheint indess gegenwärtig etwas aus der Mode gekommen
zu sein; das Meiste, was von diesem Artikel hier
eingeführt wird, wird wieder nach Yöruba und Gondja ausgeführt.
Der Betrag dieser Einfuhr nach dem Kanö-Markt
wird, glaube ich, 20 Millionen nicht übersteigen.
Ein wichtiger Artikel der Einfuhr sind auch Arabische
Anzüge, namentlich Bernuse, Kaftane, Westen, Beinkleider,
rothe Mützen und Kopf binden. Einen annähernden Betrag des
Werthes dieser Einfuhr anzugeben, ist schwierig, er wird
jedoch kaum weniger als 50 Millionen zusammen betragen.
Die gesuchteste Sorte Kleider kommt von Tunis, aber auch
ziemlich viel von Egypten; aus letzterer Gegend kommen
ausschliesslich die weissen Kopf bin den mit rother Borde, von
)
Einfuhr von Kupfer, Silber und Gold. 159
den Arabern „subaeta”, von den Haussaua „subitta’ genannt.
Diese Kopf binden sind bei den Negern, sowie bei den Tuareg
ausserordentlich beliebt und dürften allein den Werth von
10 Millionen übersteigen. Rothe Mützen von sehr grober
Arbeit werden jetzt von Livorno bezogen und finden Absatz,
aber die Freien mögen sie nicht.
Weihrauch und Gewürze — besonders Djaüi, Ssimbil (Valeriana
Geltica) und Nelken bilden einen nicht unbedeutenden
Einfuhrposten, der aber schwer zu berechnen is t ; ich
nehme ihn zu etwa 15 Millionen an. Rosenöl allein wird
zu ansehnlichen Preisen eingeführt, kommt aber fast gar nicht
in den Verkehr, sondern wird den grossen Herren unter der
Hand verkauft oder zum Geschenk gemacht. Alles zusammen
möchte ich wohl auf 30— 40 Millionen Kurdi schätzen.
Zinn und Löthblei, sowie mehrere kleinere Artikel ohne Bedeutung
möchten zusammen einen Betrag von 10 Millionen
bilden.
Ein interessanter Artikel aber, der weit von einander getrennte
Gegenden Afrika’s mit einander verbindet, ist das
Kupfer. Von Tripoli wird ziemlich viel altes Kupfer eingeführt,
der hauptsächlichste Vorrath aber dieses hübschen und nützlichen
Metalles wird durch die zu Nimro in Wadai wohnenden
Djelläba eingeführt, die es von der berühmten, im Süden
von Dar-För gelegenen Kupfermine El Höfra bringen, von
der ich im nächsten Bande zu sprechen Gelegenheit haben
werde *). Ich schätze die Gesammteinfuhr dieses Metalles
*) Ich will hier nur bemerken, dass der Yortheil bei dem Kupferhandel
für die Djelläba, wenn sie nicht selbst nach der Höfra gehn, sondern, wie
das gewöhnlich der Fall ist, ihre Waare in Dar-För kaufen, auf solche Weise
100 Prozent beträgt. In Dar-För kaufen sie den Kantür Kupfer für einen
jungen, 6 Spannen hohen Sklaven — „sscdäschi” —, der dem Werthe «jines
Kantärs Elfenbein gleichkommt, und sie verkaufen ihn in Kukaüa für 4000
Rottl, was 2 Kantären Elfenbein entspricht. In Kanö ist der Preis etwas
höher.