sie sind zu überladen mit häuslicher Arbeit und ihr Körperbau
ist weniger voll; auf ihr Haar verwenden sie nicht eben
so viel Sorgfalt als die Fellani oder einige der Bagirmi-Frauen.
Ein grosses dunkelfarbiges Baumwollentuch — die „türkedi”—,
welches unter, bei Matronen über der Brust befestigt wird,
bildet fast die einzige durchgängige Tracht der Frauen,
und ihr Schmuck beschränkt sich meist auf einige Reihen
Glasperlen um den Hals. In der Stadt lebt eine ziemliche
Anzahl Büsaue (Tuareg-Mischlinge), die sich in ihrer Kleidung
, namentlich durch den Gesichtsshawl — „rauani”
oder „tessil-gemist” — von weisser oder schwarzer Farbe,
den sie genau in der Weise wie die Kel-owl um den Kopf
winden, auszeichnen. Aber die Weise, wie sie den Haarbüschel,
welcher auf dem Kopf gelassen wird, tragen, ist
nicht immer dieselbe. Einige tragen ihr gelocktes Haar
auf der ganzen Krone des Kopfes, während Andere nur
einen langen Büschel stehn lassen. Dies Letztere war, wie
wir im Laufe unserer Erzählung sehn werden, die alte Sitte
der Senägha und erinnert an die Haarlocke des Horus auf
Egyptischen Monumenten. Die nicht zum Isslam übergegangenen
Bewohner dieser Gegend haben natürlich noch viel
weniger Kleidung und tragen meist nur einen Lederschurz;
jedoch sieht man nur kleine Kinder im Zustande gänzlicher
Nacktheit.
Die Stadt bot ein so reges Leben dar und ist so gut bevölkert,
dass ich damals die Zahl ihrer Einwohner auf 15,000
veranschlagte, jedoch, indem ich jetzt die ganzen Verhältnisse
jener Länder vor Augen habe, kommt mir diese Angabe
etwas übertrieben vor; gewiss aber ist sie nicht unter 10,000.
[Donnerstag, 16*** Januar.] Wir blieben noch immer in
unserem Lager bei Gosenakko und da ich jetzt im Begriff
stand, von meinen Berber-Freunden Abschied zu nehmen, mit
denen ich damals kaum erwartete noch wieder in vielfache
Berührung zu kommen, suchte ich meine Studien in ihrer
Spräche, dem Auraghiye genannten Dialekt des Temä-schirht,
zu einer Art von Abschluss zu bringen. Leider befand sich
unter ihnen Keiner, der gewandt genug gewesen wäre, mir
die grammatischen Formen klar zu entwickeln, und zum Übersetzen
war keine Zeit. Dann ging ich nochmals den Brief des
Scherif-el-Fä-ssi, Hadj Beschir’s Agenten in Sinder, durch, und
als ich vollkommen die Anmassung begriffen, mit welcher er
Eleidji aufgefordert, mich und Herrn Overweg ihm zuzusenden,
ohne unsere Zustimmung einzuholen, gerade als wären
wir Waarenballen, setzte ich- mich hin, um ihm eine entsprechende
Antwort zu schreiben. Ich versicherte ihn darin,
dass ich auf’s Höchste begierig sei, sowohl dem Sohn Mohammed
el Känemi’s, als seinem aufgeklärten Vezier meine Aufwartung
zu machen, jedoch würde ich erst meine Geschäfte
in Kanö besorgen, ehe ich nach seiner Residenz aufbräche,
und dass ich fest entschlossen sei, meinen Plan ohne seine
Zwischenkunft auszuführen, da ich nicht die geringste Neigung
habe, ihm einen Besuch abzustatten. Dieser Brief
wurde für mich in der Folge von grösser Wichtigkeit, da
der Scherif, durch den Ton desselben verwirrt, ihn sofort
nach Kükaua sandte und er dort beim Scheich und seinem
Vezier dazu diente, mich sogleich einzuführen.
Augenblicklich war es indess nicht ohne Schwierigkeiten,
die Antwort mit den kriegerischen Boten, welche die Briefe
gebracht hatten, abzusenden. Sie wollten nicht ohne uns
zurückgehn und schwuren, sie hätten so strenge Befehle
von dem Scherif, wie auch von Sserk Ibräm, dem Statthalter
von Damägherim, dass sie in vollständige Ungnade fallen
würden, wenn sie ohne uns zurückkämen. Endlich nach einem
sehr heftigen Streit mit Färredji und diesen kriegerisch aussehenden
Reitern, endete der alte Häuptling, welcher mit
Aufrichtigkeit meine Partei nahm, die Sache damit, dass er
bestimmt erklärte, dass, wenn wir selbst nach Sinder zu gehn
wünschten, wir gehn möchten, dass er aber, wenn wir nicht zu