208 IV. Kapitel.
[Donnerstag, 20*ten März^\ Nachdem ich mich vergebens
auf’s Ausserste bemüht hatte, einen Führer zu finden, sah ich
mich genöthigt, mit meinen zwei jungen Burschen, wovon der
älteste 18, der andere nicht mehr als 13 oder 14 Jahre zählte,
meinen Marsch allein anzutreten. Feld und Wald wechselten
mit einander ab und nach etwas weniger als zwei Meilen
kamen wir an einem kleinen, leicht eingezäunten Dorfe vorüber.
Hier begegneten wir auch einer kleinen Reisegesellschaft
— ein Zeichen friedlichen Verkehrs, obwohl die Art,
wie sie einherzog, einen genügenden Beweis von der Unsicherheit
dieser Gegend gab. Voraus nämlich, in gehöriger Entfernung,
zog ein Vortrab von drei leichten Bogenschützen, die
zu gleicher Zeit als Kundschafter dienten und, sobald sie etwas
gewahrten, was Furcht einflösste, den Ihrigen leicht ein Zeichen
geben konnten; der Rücken war durch zwei andere
Bogenschützen gedeckt.
Die Gegend verbesserte sich jetzt ansehnlich, und eine
prachtvolle, üppige Tamarinde im reichsten Schmuck ihres
Laubes und in liebevoller Verzweigung mit einem blätterlosen
gigantischen Affenbrodbaum, dem man kaum ein Gefühl liebevoller
Annäherung Zutrauen sollte, bildete den Anfang
eines schöneren Pflanzenwuchses. • Auch die einförmige Fläche,
durch die wir zogen, wurde hier durch zwei Anhöhen, je zur
Seite unseres Weges,, unterbrochen. Weiterhin traten Granitmassen
auf allen Seiten zu Tage und eine vereinzelte Dattelpalme
goss mit den sich an ihren schlanken Wuchs knüpfenden
Vorstellungen einen eigenthümlichen Reiz über die Gegend
aus.
Nachdem ich meinen armen Gaul an einem Brunnen getränkt,
welcher in der Einsenkung zwischen den zwei Hügeln
lag, erreichte ich mit meinen Kameelen den leichten Graben
und den Domenverhack, welche damals die einzige Befestigung
der Stadt Maschena bildeten. Im folgenden Jahre
wurde der Ort indess mit einem Erdwall umgeben. Er liegt
Ankunft in Máschena; das Dorf Kárgimaua. 209
an der leichten südlichen Abdachung einer Anhöhe, welche
mit einem felsigen Kamm gekrönt ist. Máschena ist für dieses
Land ein bedeutender Ort, da es sicherlich nicht weniger
als 12,000 Einwohner umfasst. Allerdings scheinen letztere
keinerlei Art von Industrie zu üben. Eine kleine Kafla von
Tebu- und Araber-Kaufleuten war hier gelagert;' aber, obwohl
gerade dieheisseste Tageszeit eintrat, war mein Wunsch,
vorwärts zu eilen, zu dringend, um hier Rast zu machen.. Ich
wandte mich daher nur an einige der Gelagerten, um zu
hören, was für Nachrichten sie aus Kúkaua mithrächten, und
sie sagten mir, dass Alles ruhig und dass keine Neuigkeit
von Wichtigkeit zu melden sei. Sie hatten nichts von einem
Christen gehört. In Verwunderung und Zweifel versunken,
setzte ich meinen Marsch fort. — Es zeigt deutlich die ungeheuere
Langsamkeit des Verkehrs in diesen Gegenden, dass
alle diese Leute mit Herrn Richardson’s Tode unbekannt waren,
obwohl sich dieser schon vor 20 Tagen ereignet hatte,
und zwar in einem 6 Tagereisen diesseits von Kúkaua, hart
an unserer Strasse gelegenen Orte. • ' j
Die Zickzackrichtung der Strasse zeigt sich recht auffällig,
bei Máschena, wo letztere einen grossen Winkel beschreibt.
Nachdem wir unseren Weg erfragt, verfolgten wir ;unseren
Marsch ohne Aufenthalt, zuerst über Weideland, dann durch
eine gut beholzte Gegend, und wir erreichten so 'nach ‘ etwa
7 Meilen Wegs ein Dorf, das wir mit der Absicht betraten, die
Nacht hier zuzubringen. Wir wurden indess in unserer Hoffnung
bitter getäuscht, da wir fanden, dass der Ort ganz und gar
verlassen war und nicht ein einziges lebendes Wesen sich hier,
aufhielt. Glücklicherweise aber begegneten wir, nachdem wir
eine Zeit lang berathschlagt, was zu thun sei, einem Reisenden,
der uns einen schmalen Pfad zeigte, auf welchem wir
das Städtchen Alamei erreichen könnten. Auch .berichtete
er uns, dass die Bewohner dieses Dorfes, dessen Name Djaúel '
war, ein neues. Dorf weiter südlich angelegt hätten. Der
B a rth ’s Reisen.’ ü . 2 7