wurden wir aber so ungastfreundlicli empfangen, dass wir
nach vieler Gegenrede von einer alten zänkischen und garstigen
Frau unser Quartier nicht innerhalb, sondern nur ausserJ
halb ihres Hofraums nehmen durften. Nur mit Schwierigkeit
erlangten wir etwas Feuer, woran wir Kaffee kochten,
aber um ein Abendessen zu bereiten, mangelte es uns an
Brennholz, so dass wir unseren Hunger mit kalter „diggua”,
einem Gebäck aus Mehl, Honig und Butter, stillen mussten.
Alle Bewohner der Dörfer unweit der Hauptstadt sind; hier
in der That gewöhnlich sehr unwirthlich, aber der Reisende
wird solche Erfahrungen in jedem Lande machen.
[Freitag, 3Ostm Maii\ Wir waren frühzeitig bereit, unseren
Marsch fortzusetzen, da wir nicht einmal unser Zelt für die
Nacht aufgeschlagen hatten. Der Morgen war sehr schön und
die Gegend schien mir im Vergleich zu der gänzlich nackten
nächsten Umgebung der Hauptstadt ganz hübsch und anmu-
thig, obgleich die Flora kaum in etwas mehr als Gaüo oder
Kindll bestand, während Dümgestrüpp und Asclepias pro-
cera das Unterholz bildeten; grobes, trockenes Gras voll
„ngibbu” (Pennisetum distichum) bedeckte den Boden. Hie
und da unterbrach ein schöner Tamarindenbaum diese Einförmigkeit
und diente als Grenzzeichen; ja sowohl der Brunnen
Tämssekü-korl, welchen wir passirten, als auch das Dorf
Tämssägua hat von diesem schönen und nützlichen Baume
den Namen erhalten; er heisst auf Kanöri „tainssüku” oder
„temssüku”.
Nach einem vierstündigen Marsche machten wir zur Seite
des Dorfes Pirtua Halt, da Herr Dr. Overweg von hier in die
Stadt zurückkehren musste und ich meine übrigen Leute erwarten
wollte. Nachdem wir lange vergeblich versucht, Mund-
vorräthe gegen „küngona’V'B „Muscheln” — zu kaufen, gelang
es Herrn Dr. Overweg endlich, gegen, das Hemd seines
Dieners eine Ziege zu erhandeln. Ein Hemd, selbst ein abgetragenes,
ist in der That im ganzen Negerlande immer als
baares Geld anzusehen. Später brachten uns auch die Bewohner
selbst mehrere Schüsseln Birri, den gewöhnlichen
Teig aus Negerkorn, und es wurde gegessen und Kaffee getrunken,
bis es für meinen Gefährten Zeit wurde, mich zu
verlassen. Wir trennten uns mit den herzlichsten Wünschen
für gegenseitigen Erfolg unserer Unternehmungen, denn wir
hatten schon den Plan, dass Herr Dr. Overweg die Lache im
Englischen Boote beschiffen sollte, durchgesprochen.
Wir selbst brachen zu etwas späterer Stunde auf, schlugen
einen mehr westlichen Pfad ein und nahmen unser Nachtquartier
in Dynna-marl (dem Dorfe Dynnama’s oder Amade’s)-
Das Land ist auf einen Umkreis von 30— 40 Meilen von
der Hauptstadt von so vielen Pfaden durchschnitten, dass es
ausserordentlich schwierig ist, einander zu treffen, wenn der
Platz der Zusammenkunft nicht, sehr bestimmt angegeben ist.
So hatten denn auch meine Leute anstatt des westlicheren,
wie wir mit ihnen übereingekommen, den am meisten ostwärts
sich haltenden Pfad eingeschlagen, und wir trafen endlich
am nächsten Tage, kurz vor Mittag, mit ihnen zusammen,
ganz in- der Nähe des Dorfes U'lo Kurä, welches, sowie der
ganze Bezirk, der Mutter des Scheich gehört und somit eine
bestimmte Domäne bildet, mit dem Titel Mägiräri, von Mägirä.
Die Gegend umher hat besonders zu dieser Jahreszeit einen
höchst melancholischen Charakter, indem sie voll jener flachen
Einsenkungen von dunkelschwarzem sumpfigen Boden ist, welchen
die Kanöri „firki” und die Araber „ghädlr” nennen.
Diese Becken bilden während der Regenzeit'grosse Wasserteiche
und bieten gegen das Ende derselben, wenn sich das
Wasser vermindert, den ausgezeichnetsten Boden zum Anbau
von Massäkuä, — einer eigenthümlichen Art Holcus, dem
Holcus cernuus, — der in diesen angeschwemmten Flachlanden
um den Tsäd einen höchst wichtigen Artikel des Landbaues
bildet — ; aber auch selbst zum Waizenbau werden sie
benutzt. In späterer Jahreszeit dagegen, wenn diese Frucht