genannt wird. Sie war indess gegenwärtig uribesucht und
diente nur Flusspferden— ,,’nghurütu’s” -—, die Mer in wirklich
ungeheuerer AnzaM vorhanden sind und nach allen Richtungen
hin umherschnauben, und Krokodilen, sowie der gros-
sen Wassereidechse zum Aufenthalt. In dieser Gegend gibt es
keine Elephanten, aus dem sehr einfachen Grunde, weil sie
keinen Zufluchtsort hahen würden, um für die Nacht sich zurückzuziehen.
Dieses ungeheuere TMer scheint, wenigstens in
diesen Gegenden, eine ausserordentliche Vorliebe für ein weiches
Lager im Sande zu haben und dabei höchst empfindlich
gegen Mücken zu sein; es lieht daher zu seiner nächtlichen
Ruhestätte einen Platz, der etwas über den Sumpfboden erhöht
ist, wohin es nach seiner täglichen Fütterung zurückkehrt.
Dagegen werden wir ungeheueren Heerden von Elephanten
in den nördlicheren Gegenden des Westufers des
Tsäd begegnen, wo eine Kette niedriger Sandhügel und Gehölz
die Lache umschliessen.
Nghülbeä war der östlichste Punkt meines kleinen Ausfluges
in diese Sumpfniederungen, und indem wir uns nun von
der nördlichen Richtung mehr nach Westen zu wandten, setzten
wir unseren Weg von Mer aus über trockeneren Weidegrund
fort, der vom Wasser nicht überschwemmt war, und
erreichten nach etwa 3 Meilen die tief ausgezackte und wohlgeschützte
Bucht Namens Nghomaren. Hier wurde ich durch
den Anblick von elf grossen Booten der Yedinä auf’s Angenehmste
überrascht. Sie waren m der That im Verhältniss zu
dem ScMffshau dieser Inselbewohner gross, aber übrigens sahen
sie sehr klein und ungelenk aus und lagen ganz flach auf
dem Wasser, wodurch sie mich lebhaft ari theatralische Vorstellungen,
in welchen Boote auf die Bühne kommen, erinnerten.
Sie waren nicht mehr als höchstens 20 Fuss lang*),
i® Allerdings ist dies nicht das grösste Maass der Fahrzeuge dieser Inselbewohner;
denn eines der Boote, welche Dr. Overweg später bei seiner Fahrt
auf dem See begleiteten, war über 14 Meter lang und 2 Meter breit.
scMenen aber ziemlich breit zu sein, und eines entMelt elf
Menschen ausser einer guten Menge Natron und anderen
Sachen; sie hatten einen sehr niedrigen Bord, aber ein hohes
und spitzes Vordertheil und waren aus den schmalen
Brettern des Fogo-Baumes gemacht, welche mit aus Düm-
blättem gefertigten Tauen zusammengebunden werden, indem
man die Löcher, durch welche die Taue gehen, mit Bast verstopft.
Die Kanembü mancher benachbarten Dörfer unterhalten
nämlich fast ununterbrochen Handelsverkehr mit den Yedinä,
wäMend die Bewohner emiger anderen Plätze, vor Allen die
Leute von Kaüa, ihre tödtlichsten Feinde sind. Es waren
gerade zwei Gesellschaften Kanembü mit NegerMrse Mer,
welche sie gegen Natron verhandelten. Als sie uns sahen,
waren sie etwas erschrocken, da für gewöhnlich die Budduma
als Feinde von Bomu, wemgstens als Landesfeinde, betrachtet
werden; doch ist dem Scheich und seinen Leuten dieser Verkehr
mancher seiner Unterthanen wohlbekannt, und selbst zu wenig
tbatkräftig, um entweder jene Inselbewohner zu unterwerfen,
oder seinen eigenen Unterthanen den gehörigen Schutz gegen
die beständigen Raubzüge und Emfälle jener zu gewähren,
muss er diesen erlauben, mit jenen Leuten nach bestem Vermögen
sich selbst abzufinden. Ich wünschte ungemein, emes
der Boote zu besteigen, um die Bauart genau betrachten zu
können, und mit Kaschelia Kotoko’s Hilfe würde es mir
vielleicht gelungen sein, da dieser den Büdduma wohlbekannt
is t; aber mein Arabischer Diener Bü-Säd benahm sich
wie wahnsinnig und ich war fast nicht im Stande, ihn davon
abzuhalten, auf diese Leute, die uns durchaus rnchts an-
gethan, zu schiessen. Ohne Zweifel war dies nur ein unwill-
kührlicher Ausbruch von Fanatismus, da er in keinem Falle
die Hoffnung hegen konnte, etwas dadurch zu gewinnen.
Sobald aber die Leute in den Booten das aufgeregte Wesen
meines Begleiters bemerkten, stiessen sie vom Ufer ab,