während ein dichter Wald von allerlei Bäumen und Büschen
den Stadtgraben ausfüllte. Die Mauer ist hier nicht sehr
dick, etwa 15 Fuss, und mit einem stark mit Eisen beschlagenen
Thor versehen. Innerhalb der Stadt, nahe am
Thore, wohnt ein Wächter; diesem gaben wir an, wo wir
abzusteigen beabsichtigten, und zogen rüstig, ohne Aufenthalt
und Aufsehn zu machen, vorwärts, als wären wir
Eingeborene des Landes. — Alles ist offenes, theils angebautes,*
theils als Weideland benutztes Feld, hier und da mit
einzelnen zerstreuten Adansonien geschmückt.
Es kostete uns volle 49 Minuten, um das Haus Bauü’s zu
erreichen, obwohl es fast an dem äussersten Rande von Dalä
liegt, dem nördlichsten bewohnten Stadtviertel. Daher war
es mittlerweile völlig dunkel geworden und wir hatten einige
Mühe, von der uns durch unseren neuen Wirth angewiesenen
Wohnung Besitz zu nehmen. —
Der Name „Kanö” hatte mir nun schon länger als ein
Jahr in den Ohren geklungen; denn es war einer unserer
grossen Zielpunkte gewesen: als ein Mittelpunkt des Handels,
als die grosse Niederlage von Nachrichten und als der Ort,
der den besten Ausgangspunkt zur Erreichung entfernterer
Gegenden bilden würde. Endlich, nach fast einem Jahre
voller Mühen und voller Entbehrungen, hatte ich es erreicht.
Ich hätte nun glücklich und zufrieden sein sollen. Ob ich
es wirklich war, wird die Beschreibung meines Aufenthaltes
in dieser Stadt im nächsten Abschnitte lehren.
III. KAPITEL.
Aufenthalt in Kano. Charakter der Stadt. Ihre Geschichte. Ihr Handel.
Kanö war für uns eine wichtige Station, nicht allein in
wissenschaftlicher, sondern auch in materieller Hinsicht. Anstatt
mit baarem Gelde waren wir in Mursuk mit Waaren
versehen worden; denn dies war uns nicht allein als sicherer,
sondern selbst als ungleich vortheilhafter dargestellt
worden. Die erste Angabe erwies sich als der Wahrheit gemäss,
aber die zweite war eine Unwahrheit. Alles wäre in
Ordnung gewesen, wären wir mit den besten Waaren zu billigen
Preisen versehen worden; dies war jedoch — um das
Gelindeste zu sagen — nicht der Fall.
In Folge der schweren Erpressungen, denen wir auf der
Strasse nach Air ausgesetzt gewesen, und des langen Aufenthaltes
in jenem Lande war unser ganzer Vorrath an kleinen
Waaren, die leicht und schnell im Verkauf oder Tausch gegen
die laufenden Bedürfnisse umzusetzen sind, verbraucht.
Alles, was mir verblieben war, beschränkte sich auf die
kleine Quantität der werthlosesten Waaren, die ich mit Sin-
ghina, dem Handelsreisenden Annür’s , nach Kanö vorausgesandt
hatte. Ihr ganzer Werth mochte sich bei gutem, vor-
theilhaftem Absatz auf 500,000 Kurdi oder 200 Spanische
Thaler belaufen.
Ich für meinen Theil hatte bei meiner Ankunft in Kanö
eine Schuld von nicht weniger als 112,300 Kurdi abzutragen,
nämlich 55,000 Fracht für den Transport eben dieser
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