nach Süden und jenseits des Dorfes bemerkte ich den ersten
Wasserlauf, der sich entschieden in der angedeuteten Richtung
absenkte. Alles zeigte an, dass wir uns der grossen
Ader des Landes näherten, die ich zu sehn so begierig war.
In der Ferne war nach Westen zu ein leichter Hiigelzug
noch sichtbar, aber er wich gemach zurück. Etwa 2 Stunden
vor Mittag passirten wir die Stätte einer ausgedehnten ver-
verlassenen Dorfschaft Namens Melägo, deren Bewohner gleichfalls
ihren Wohnort in dieser niedrigen, flachen Landschaft
mit einem gesünderen am Fusse der Berge vertauscht hatten
; dort liegt ein anderes Dorf Namens Köfa, ganz wie das
gleichnamige Dorf in dem Lande der Marghi. Denn dieser
Bezirk gehört schon zum Lande der Bätta, eines zahlreichen
Stammes, der, wie ich oben erwähnt habe, mit den Marghi
nahe verwandt ist. Alle Ruinen der Wohnungen in Melägo
sind von Thon und die kleinen Kornschober — „rumbü” oder
,,rumbüdje” — sind von besonderer Ai-t. Schöne Kornfelder
breiten sich rund um die Hütten und zwischen ihnen aus.
Wir machten um Mittag einen etwa zweistündigen Halt
ni einer etwas feuchten und unfreundlichen Örtlichkeit, nahe
an einem schmutzigen Wasserpfuhl, und setzten dann unseren
Marsch fort. Hier nahm das Land einen sehr anmuthigen,
parkähnlichen Charakter an und kleidete sich in das schönste
Grün, zuweilen von Kornfeldern unterbrochen, wo das Korn
oder eigentlich der Hirsen — „gero” oder „geröri” — schon
5 Fuss hoch stand.
Wir hatten bald die wichtige Frage zu berathen, welchen
Weg wir einschlagen sollten, da der Pfad sich in zwei Arme
theilte, von denen der nördlichere oder westlichere über
Bümända, der südlichere oder östlichere über Ssulleri führte.
Die meisten meiner Gefährten stimmten für den ersten Weg,
den sie als ungleich näher darstellten, und zwar, wie ich mich
später überzeugte, mit vollem Grund; aber glücklicherweise
verwarf der gastronomische Theil der Gesellschaft, angeführt
von Billama, der gutem Leben nicht abgeneigt war, Bümända,
als von armen, ungastlichen Heiden bewohnt, und entschied
sich zu Gunsten der vielversprechenden grossen Schüsseln
des Moslimischen Ssulleri.
Dies war ein höchst günstiger Umstand für mich, obgleich '
die Erwartungen meiner Freunde höchst trübselig getäuscht
wurden. Denn wenn wir der Strasse über Bümända gefolgt
wären, würden wir den Benue weiter unterhalb passirt und
ich würde den „Taepe” nicht gesehn haben, das heisst den
so hoch wichtigen und interessanten Punkt, wo der Färo sich
mit dem Benue vereinigt und den Fluss zu der majestätischen
Grösse anschwellt, in der er dem Kuära wenigstens gleichkommt.
Damals hatte ich keine klare Anschauung von diesem
Verhältniss, sonst würde ich mich natürlich gleich von
Anfang an für Ssulleri entschieden haben, ohne die sinnlichen
Begierden meiner Begleiter zu beachten. Leider kann ich
in Folge meines so kurzen Aufenthaltes im Lande die Lage
von Bümända nicht genau angeben, aber ich möchte ver-
muthen, dass es etwa 10 Meilen weiter abwärts, in geringer
Entfernung vom Flusse liegt, ähnlich dem gleichnamigen Orte
bei Hamärruä*), und etwa Yöla gegenüber, so dass diejenigen,
die dort übersetzen, direkt nach der Hauptstadt kommen,
ohne Ribäö, oder einen anderen der benachbarten Plätze
zu berühren.
Wir schlugen also die östliche Strasse ein und erreichten
bald das breite, sandige, augenblicklich trockene Rinnsal des
mäyo Tiel, der in südwestlicher Richtung hinzieht, um sich
mit dem Benue zu vereinen. Wasser war hier nahe unter
der Sandoberfläche zu finden, und mehrere Frauen, mit
*) Der Name Bümända bedeutet höchst wahrscheinlich „Furth” oder „Überfahrtsort”
; er kann kaum einen Zusammenhang haben mit dem Kanöri-Worte
„raända”, welches „Salz” bedeutet, obgleich Salz in dem westlichen der beiden
gleichnamigen Plätze gefunden wird; denn das ist, wie ich glaube, ein zufälliges
Zusammentreffen.