zu ungefähr 10 Millionen, aber man muss dabei bemerken,
dass e s , anstatt ganz auf Kosten der Kanada verbraucht
zu werden, wieder die Quelle eines neuen Industriezweiges
wird.
In Bezug auf die edlen Metalle ist zu erwähnen, dass ein
geringer Vorrath Silber gelegentlich von den Kaufleuten ein-
geführt wird, aber das geschieht vielmehr ausnahmsweise. Die
meisten Kaufleute sind mehr Agenten oder Geschäftsführer,
welche den Verkauf der von Tripoli oder Fesän gesandten
Waaren betreiben. Auch das Silber bildet einen Industriezweig
für die Silberschmiede oder vielmehr die Grobschmiede, die ■
gewöhnlich beide Gewerbe betreiben und in Verfertigung von
Ringen, Arm - und Beinbändern ganz geschickt sind. Dies
bleibt jedoch mit wenigen Ausnahmen im Lande. — Was
das Gold betrifft, so ist es merkwürdig, dass fast durchgängig
ein und derselbe Kurs sich erhält. indem der Mith-
käl zu 4000 Kurdi gerechnet wird. Das ist um so merkwürdiger,
als in Timbuktu, von wo das Gold doch nach Kanö
eingeführt wird, der Preis desselben fortwährend zwischen
3500 und 4500 schwankt. Diese Erscheinung lässt sich einzig
durch die ungeheuere Entfernung des einen Marktes von dem
anderen erklären, und dadurch, dass der Zufluss nicht auf
einmal, sondern in kleinen Massen geschieht, nämlich vermittelst
der dann und wann durchziehenden Pilger. Auch ist
der nach Muscheln berechnete Werth des Goldes in Timbuktu
nur mehr scheinbar; denn kein Kaufmann wird es dort mit
Muscheln kaufen, sondern der durchgängige Kaufpreis des
Mithkäls Gold ist eine Türkedl, und diese, die von Kanö,
wie oben angegeben ist, eingeführt wird, kostet an letzterem
Platze im Durchschnitt 1800 Kurdi. 100 Mithkäl Gold können
fast zu jeder Zeit in Kanö ohne Mühe gekauft werden.
In Bezug auf Eisen, das einen bedeutenden Industriezweig
im Orte bildet, indem es in grösser Menge zu Speeren, Lanzen,
Dolchen, Ackergeräthschaften-, Steigbügeln und Zaumketten
verarbeitet wird, will ich nur bemerken, dass das
Eisen von Kanö keineswegs von solcher Güte ist, wie das
von Wandala (Mändara) und Buban-djidda.
Selbst das gewöhnliche Umlaufsgeld auf dem Markte von
Kanö, die „uri” oder „edjla” (im Plural „kurdi”) ( Cypraea
Moneta), von welcher 2500 einem Österreichischen oder Spanischen
Thaler gleichkommen*), bildet einen bedeutenden
Einfuhr- und Handelsartikel. Jedoch bin ich nicht im Stande
gewesen, zu bemerken, dass je eine grosse Menge zur Zeit
eingeführt wird. Demungeachtet muss das zuweilen der Fall
sein, da eine grosse Menge Muscheln nach Borou ausgeführt
wurde, wo sie neuerdings als Umlaufsmittel in Geltung gekommen
sind. Jedenfalls ist dies der Grund gewesen, warum
der Preis der Muscheln im Jahre 1850 an der Küste so bedeutend
gestiegen ist.
Diese wenigen Bemerkungen über den in Kanö betriebenen
Handel habe ich hier zusammengestellt, um eine Vorstellung
von dem ganzen Handelsleben daselbst zu geben. Die
Zahlen sind zu unbestimmt, um sie in einfacher Anordnung
einander gegenüberzustellen; jedoch wird Jeder schon hieraus
erkennen, wie vortheilhaft der Verkehr für die Bewohner
ist. Ein trockenes Verzeichniss aller auf den Markt kommender
kleiner und grösser Artikel gehört nicht hierher.
In anderen Beziehungen hat Captain Clapperton schon einige
nützliche Bemerkungen über diesen Verkehr gemacht. Ich
will nur noch bemerken, dass der Markt von Kanö mit Lebensmitteln
besser versorgt ist, als irgend ein anderer Markt
im Sudan; trotzdem ist Fleisch und Getreide hier theuerer,
*) Beide Thaler haben gewöhnlich gleichen Werth; jedoch Ghadämsi-
Kaufleute, die ihr Silber oft aufspeichern, nehmen lieber den Spanischen,
Frauen dagegen lieber den breiten, gewöhnlich blank und schön aussehenden
und für den Afrikanischen Markt stets neu geprägten Maria-Theresia-Thaler
vom Jahre 1788.
Barth's Reisen. II. 2 1