armseligen Waaren von Tin-teggana nach Kanö, 8300 als
meinen Antheil an den Geschenken oder „ssalams”, die auf
dem Wege den verschiedenen kleinen Fürsten zu gehen waren,
18,000 an Gadjere als Miethe für die Mähre und den Lastochsen,
und endlich 31000 an einen Mann Namens Hadj el
Daüaki, auf Rechnung Ahuhekr el Wachschi’s, für die Sachen,
welche ich von ihm in Kätsena geliehen, um den Statthalter
jener Provinz zu befriedigen. Ausserdem war ich mir wohl-
bewusst, dass ich dem Reichsverweser von Kanö ein bedeutendes
Geschenk zu machen hätte, und hegte daneben den
dringenden Wunsch, Mohammed, den Tunesier, den ich als
gänzlich untauglich für diese Länder befunden und der mich,
abgesehen von seinem unerträglich ungezogenen und anmas-
senden Wesen mir selbst gegenüber, durch sein unbedacht-
sames und leichtfertiges Benehmen gegen Andere in die gröss-
ten Unannehmlichkeiten zu bringen drohte, seines Dienstes
zu entlassen und nach Hause zurückzusenden.
Dies Alles waren mehr oder weniger Schulden, die in der
Vergangenheit gemacht, waren; nun, da man einmal dies.en
wichtigen Punkt erreicht hatte, sollte aber doch auch etwas
Neues geschehen.
Schon seit meiner Abreise von Europa hatte ich stets mein
Augenmerk auf den sogenannten Tschadda, jenen gewaltigen
östlichen Arm des Kuära oder sogenannten Niger, gerichtet.
Die Herren Laird, Allen und Oldfield hatten diesen Fluss im
Jahre 1833 eine Strecke von 80 und einigen Meilen aufwärts
beschilft, und Herr Laird, obgleich er selbst nicht weiter kam,
als bis Fanda, hatte in seinem interessanten Bericht über jene,
wenn auch nicht sehr erfolgreiche, doch in dem geschichtlichen
Entwickelungsgange Afrikanischer Expeditionen höchst
bedeutende Unternehmung aus Gründen, die mir entscheidend
schienen und in meinen Augen durch William Allen’s geistreiche,
aber phantastische und unsinnige Hypothese von dem
Abfluss dieses grossen Stromes aus dem Tsäd nicht umgestossen
werden konnten, die Meinung hingestellt, dass der
besagte Fluss durchaus ohne Zusammenhang mit dem Tsäd
sei, sondern sein Quellgebiet in einer anderen und ganz verschiedenen
Gegend habe*).
Ich gab daher der Hofihung Raum, dass ich im Stande
sein würde, von Kanö aus in der Richtung von Adamaua vorzudringen.
Denn ich war überzeugt, dass dort die schwebende
Frage über den Lauf dieses Flusses entschieden werden
könnte. Bei dieser Gelegenheit mag es mir erlaubt sein,
meinem verehrten älteren Freunde, dem Herrn Jomard, einen
verdienten Tribut zu bringen. Denn er war es, der von Anfang
an anerkannte, wie wichtig es sei, dass unsere Expedition
jenseits der von Major Denham aus der Feme erblickten
Berge vordringe. Eine Reise aber, wie die eben berührte,
konnte natürlich nicht ohne ansehnliche Geldmittel vollbracht
werden und das Unternehmen hing demnach gänzlich davon
ah, oh ich die Waaren, mit denen ich versehen war, gut
würde verkaufen können.
Man wird daher leicht einsehen, wie unbefriedigend und
niederschlagend die allerdings nicht ganz unerwartete Nachricht
sein musste, welche ich sogleich am Abend meiner Ankunft
in Kanö erhielt. Die Preise der Waaren, welche ich
gesandt hatte — besonders Zucker und rohe, abscheulich
schlechte Seide — hiess es, seien sehr gedrückt. Die zweite
unerfreuliche Überzeugung, die ich sehr bald erlangte, war die,
dass Bauü, Herrn Gagliuffi’s Agent, den wir auf dessen Em-
*) Laird’s und Oldfield’s Narrative of an Expedition into the Inferior of
Africa. London 1837. vol. I, p. 233. Da diese klare und verständige Überzeugung
des um den südwestlichen Theil von Afrika so hochverdienten Mannes
durch meine nachfolgende Entdeckung vollkommen bestätigt worden ist,
so halte ich es für meine Pflicht, ihr alle Offenkundigkeit zu geben, die sie
verdient. — Auch die beiden verdientesten und gelehrtesten Beschreiber Afri-
ka’s, die Herren Cooley und Mac-Queen- Karl Ritter („Afrika”) wusste natürlich
von diesen Gegenden noch nichts Genaueres — hielten sich streng an
diese Meinung.