Mittlerweile ward un s' ein gewaltiger Korb vorgesetzt,
voll von Erdmandeln in ihrem natürlichen Zustande, je
paarweise in ihrem Schalgehäuse verbunden, wie sie eben
aus dem Boden genommen waren. Nach einer Weile erschienen
dann zur Stärkung unserer ganzen Reisegesellschaft
drei ungeheuere Kummen von fast 2 Fuss Durchmesser aus
den Schalen der Cucurbita maxima, bis zum Rande mit
einem dicken Brei gefüllt. Dieser war gleichfalls aus Erdmandeln
bereitet und gab uns einen genügenden Beweis, dass
in diesem Lande diese Frucht einen sehr grossen Theil der Nahrung
der Bewohner bildet, ganz in demselben Verhältniss, wie
die Kartoffeln in Europa. Wirklich besassen die Leute augenblicklich,
da die Kornernte — wenn es erlaubt ist,' in diesen
allgemeinen Namen Hirse und die verschiedenen Arten von
Sorghum einzuschliessen — im letzten Jahre missrathen war,
ausserdem nur wenig Nahrungsstoff. Hier wenigstens und,
ich glaube fast, über ganz Adamaua wird diejenige Art der
Arachis hypogaea angebaut, und zwar, wie es schien, ausschliesslich,
welche auf Kanöri „költsche” und auf Fulfülde „birldji”
genannt wird; ich selbst liebte sie wohl, besonders im gerösteten
Zustande, das heisst als eine leichte Art Nachtisch
oder selbst auf dem Marsche als einen gelegentlichen kleinen
Imbiss, aber ich möchte nicht für meinen Unterhalt auf sie
angewiesen sein. Auch war ich nur im Stande, wenige Löffel
voll von diesem Breie zu mir zu nehmen; indessen muss
ich gestehen, dass die Löffel hier in Adamaua etwas gross
sind, selbst grösser als ein recht weiter Potagelöffel, und vollkommen
einer Schöpfkelle ähnlich. Sie sind nämlich in Wirklichkeit
nichts Anderes, als die Hälften eines der Länge nach
gespaltenen Flaschenkürbisses ( Cucurbita lagenaria), so dass
der Stiel zugleich sehr zweckmässig als eine Giessröhre benutzt
werden kann.
Hier in diesen Ländern hat die Natur Alles für den Menschen
gethan: Schüsseln, Löffel und Flaschen wachsen an
den Bäumen; im Walde wächst Reis; Korn und Erdmandeln
gedeihen ohne Mühe ; der Boden liefert neben dem Rohr des
Waldes und Feldes das nöthige Material für die Wohnung,
und nur etwas Kleidung und Perlenschmuck — wer diese Ansprüche
an’s Leben macht —- muss noch erhandelt werden.
Jedoch kann selbst dieser Brei aus Erdmandeln bedeutend
schmackhafter gemacht werden durch die Zuthat von etwas
Honig und sonstige Beimischungen. Wenn er in Milch gekocht
wird, ist er nicht so übel, aber er wird wohl stets Blähungen
verursachen und kann kaum viel Kraft geben. Ich will
hier nur noch in Betreff der anderen bitteren, aber ungleich.
ölreicheren Art Erdmandel, welche von den-Bomu-Leuten
„gängala”, von den Haussaua „yerkürga” genannt wird und
welche ich in Adamaua gar nicht zu sehn bekam, hinzufügen,
dass sie mir zuwider ist, obwohl sie die Eingeborenen
für gesünder halten; zum Gewinn von feinem 01 ist sie
jedenfalls der anderen Art bei weitem vorzuziehen. Arachis
wird in ansehnlicher Menge von der Westküste Süd-Afrikas,
wo sie „der kleine Erdmann” genannt wird, und aus anderen
Gegenden ausgeführt und scheint ein bedeutender Handelsartikel
zu sein; es fragt sich aber, ob es der Mühe verlohnen
würde, sie aus dem Herzen von Adamaua herabzubringen.
Auch die Meisten meiner Begleiter, zumal Billama, verschlangen
den Brei nicht mit völligem Behagen, und während
sie mich lächelnd belehrten, dass dies die gewöhnliche Hauskost
der Bewohner eines grossen Theiles von Fümbinä sei,
lernte ich zugleich, dass die Fulbe dieser Landschaften auch
aus Sesam-Samen eine Art Brei machen, den sie „mara-sslri”
nennen, und ebenso eine andere Art Brei aus der schon wiederholt
von mir als wilde Erdfrucht erwähnten „habb el asis”,
welche von den Haussa-Leuten „godjla”, von den Bomu-Leu-
ten „nebbu” genannt wird. Ich selbst jedoch habe im Sudan
nie den Sesam-Brei gekostet, obgleich ich oft genug
Sesam-Pudding gegessen habe.