nung auszugleichen, — 2 Spanische Thaler! Es war das
einzige gangbare Geld, das ich damals hatte, und desshalb
waren mir diese 2 Thaler im Augenblick gewiss mehr werth
als ebensoviel hundert Thaler zu einer anderen Zeit.
Ausserdem hatte derselbe Mann, der mich durch das
Päckchen Briefe in solchen Jubel versetzte, verschiedene Waa-
ren (zum Werthe von 100 Pfund Sterling) für Rechnung unserer
Expedition von Mursuk mitgebracht; aber entweder um
auch noch den Lohn zu erhalten,, welcher ihm ausbedungen'
war, falls er die Waaren nach Kükauä zu bringen genöthigt
sein sollte, da unser Aufenthalt zu der Zeit natürlich nicht
bekannt war, oder weil er dieselben dem Leiter unserer Gesellschaft,
Herrn Richardson, seihst ausliefern wollte, — erklärte
er, das Gepäck sei schon nach Kanö vorausgegangen
und er könne es nicht zurückbringen, f Dies war wahrscheinlich
eine Unwahrheit und verursachte uns in der Folge viel
unnöthige Ausgaben, während dieser Verzug Herrn Overweg
und mich in die grösste Noth versetzte; denn ich erhielt
jene Waaren nicht eher als nach meiner Rückkunft von Ada-
maua. Für den Augenblick .jedoch wäre ich lieber im weiteren
Vordringen durch Noth umgekominen, als noch einmal
nach Kanö zurückgekehrt.
Es gewährte mir eine zweitägige Beschäftigung der allererfreulichsten
Art, die zahlreichen Briefe zu beantworten,
und ich will hier nur erwähnen, dass ich schon damals, also
von Gümmel aus, einem meiner Freunde — Herrn Professor
Richard Lepsius — meine Ahnung mittheilte, es dürfte meine
Bestimmung sein, nachdem ich vergeblich versucht, in südöstlicher
Richtung vorzudringen, meine Schritte dem Westen
wiederum zuzuwenden und meine Forschungen in Bezug auf
Timbuktu durch persönliche Anschauung zu ergänzen. Nachdem
ich mein Päckchen Briefe vollendet hatte, stellte ich
es dem Araber Mohammed el Mughärbi zu, um es mit
nach Kanö zu nehmen und dort einem meiner Tinylkum-
Freunde, welcher es bald nach Mursuk befördern möchte,
zu übergehen.
Von dem rastlosen Streben Europäischer Bildung neu beseelt
und durch die.Versicherung, dass hochgeehrte- Männer
in so grösser Entfernung mit der lebendigsten Theilnahme
unserem Unternehmen folgten, neu gestärkt, beschloss ich,
nicht einen Augenblick länger an diesem Orte zu verweilen
und lieber der Gesellschaft meines liebenswürdigen und in
seiner Weise gebildeten Freundes Abd el Chafif zu entsagen,
— namentlich da ich wusste, dass er nach Münio gehn
würde und sich desshalb . von mir jedenfalls schon nach wenigen
Tagereisen trennen müsse. Ich that sehr wohl, dass
ich zu diesem Entschlüsse kam, so gefährlich auch die Reise
für einen ganz vereinzelten Wanderer war; denn mein Freund
erreichte Kükaua nicht vor Mitte Mai, das heisst anderthalb
Monate nach mir. Diese Unzuverlässigkeit liegt in dem Charakter
der Araber, und wehe Dem, der sich attf ihr Wort verlässt,
wie treffliche Leute auch Viele derselben in anderen
Beziehungen sein mögen.
Meinem Entschlüsse gemäss liess ich Dan-Tanöma sagen,
er möge mir unverzüglich einen Reiter stellen, welcher mich
nach Mäschena oder Masena geleiten solle. Er bewilligte mein
Gesuch. — Es war eine gewagte Unternehmung; denn ich hatte
nur einen einzigen Diener — treu, aber jung —, der diese
Strasse nie zuvor .bereist hatte; ausser diesem hatte ich noch
einen jungen, knabenhaften Burschen ohne genügende körperliche
und geistige Kraft und von wunderlichem Charakter.
Ich musste also voraussehn, dass die Hälfte der materiellen
Arbeit mir seihst zur Last fallen würde, sowohl beim Beladen
und Entlasten der Kameele, als beim Aufschlagen des Zeltes,
und dass ich stets über Alles würde wachen müssen; aber
ich hesass das, was den Sterblichen zum Sieg verhilft,
volles Vertrauen zu mir selbst.
[Montag, 1 7%n März] Nachdem ich von 'Abd el Chafif
B a r th ’s . Reisen. H. 2 5