sie noch drei andere Kinder am Lehen, einen Sohn Namens
Machmnd und zwei Töchter Namens Fätima Sahar und Saretu.
Die Darstellung ihres Lebens und ihrer häuslichen Wirksamkeit
würde viel dazu beitragen, die geringe Achtung, in welcher
diese Volksstämme bei den meisten Europäern stehn, um ein
Bedeutendes zu erhöhen. Der Sserki, Namens Othmän, war
damals 38 und der Ghaladima 37 Jahre alt. Beide sind starkgebaute,
schöne Männer, der Sserki selbst aber durch sein
schlaffes Leben und zu reiche Pflege in Feistheit und Unbe-
holfenheit versunken. Jedoch ihre Gemächer waren so überaus
dunkel, dass ich, eben aus dem Sonnenlicht kommend,
einiger Zeit bedurfte, um sie genau erkennen zu können. Das
Gemach oder die Halle des Sserki war sehr schön, ja für dies
Land entschieden grossartig zu nennen. Der ganze Charakter
desselben machte um so tieferen Eindruck, da die Tragbalken
der Decke nicht zu sehn waren, während zwei grosse Kranzbogen
aus demselben Material wie die Wände, überaus sauber
geglättet und reich verziert, das Ganze zu tragen schienen.
In der hinteren Wand waren zwei geräumige und reich verzierte
Nischen angebracht, in deren einer der Fürst auf einem
Gadö, über welchen ein Teppich ausgebreitet war, in halb
sitzender, halb liegender Stellung ruhte.
In beiden Audienzen, sowohl der beim Ghaladima, als derjenigen
beim Sserki, war der alte Eleidji der Sprecher; er
begann seine Rede mit einer captatio benevolentiae, welche
er auf den, Umstand der schweren Verluste, die ich und meine
Gefährten auf der Herreise erlitten, begründete. Dies sei
gleichfalls der Grund gewesen, liess ich ihn hinzufügen, weshalb
ich meinen Einzug in die Stadt so geräuschlos als möglich
gehalten hätte. Der alte brave Herr spielte seine Itolle,
im Ganzen genommen, recht gut, mit der Ausnahme, dass er
zu lange bei der Erwähnung von Herrn Overweg’s Reise nach
Mariädi verweilte, was für einen Fellani eben kein sehr günstiges
Argument sein konnte. Auch Ssidi 'Ali entwickelte seine
Beredsamkeit nicht ohne Geschick. Der Ghaladima machte
einige intelligente Bemerkungen, während der Sserki nichts
weiter zu bemerken hatte, als es habe den Anschein, dass
ich trotz aller schweren Erpressungen, die ich erduldet,
noch ganz annehmbare Geschenke für ihn hätte. Auch war
die schwarze „kabä”, eine Art mit Seidenstickerei und Goldlitzen
verzierter Bernus, die den hervorragendsten Theil meines
Geschenkes bildete, ein recht hübsches Kleidungsstück
und hatte hier einen Werth von 60,000 KurdI; ausserdem
erhielt er von mir eine rothe Mütze, einen weissen Shawl
mit rother Borde, ein grosses Stück Musselin, zwei Fläschchen
Rosenöl, ein Pfund Gewürznelken, ein Pfund Djaüi oder Weihrauch,
ein Rasirmesser, Scheeren, ein Englisches Schlagmesser
und einen grossen Spiegel von Neusilber. Der Ghaladima
erhielt ganz dieselben Geschenke mit Ausnahme der Kabä;
an ihrer Statt gab ich ihm ein Stück gestreifter Französischer
Seide, etwa 50,000 "Kurdi an Werth.
Unsere Audienz war indess nicht so schnell beendigt, als
ich im Stande bin, ihren Verlauf zu berichten; wir mussten
volle 2 Stunden warten, nachdem wir vom Ghaladima entlassen
waren, ehe uns der Sserki vorliess. Obgleich nun aber
durch diesen Aufenthalt unsere Rückkehr gerade in die Zeit
der stärksten Tageshitze fiel, fühlte ich mich doch weit besser
als zuvor und war im Stande, am Abend ein ganzes
Huhn zu verspeisen und an einer Tasse Cyprier, wofür ich
Herrn und Frau Growe zur Dankbarkeit Verpflichtet war,
mich zu erfreuen.
Da ich nun mit dem Sserki auf friedlichem Fusse stand,
auch Erlaubniss hatte, mich nach Wohlgefallen umzuthun,
und da ich mich überzeugt hatte, dass körperliche- Anstrengung
und geistige Anregung die besten Arzneien für meine
Kränklichkeit seien, beschloss ich, mich rüstig umzusehn. Ich
bestieg daher am nächsten Tage wieder meinen armen Gaul
und, geleitet von einem Burschen, dem die Topographie der