gänzlichem Mangel an Mitteln durften wir nicht daran denken,
ein so kostbares Werk zu unternehmen.
Zu einer späteren Zeit fand Dr. Overweg eine Lage Muschelkalk
an einem Platze unseres Hofraumes und liess unsere
Wohnung damit hübsch weissen. Das wichtigste Erfordemiss
gemüthlicher Häuslichkeit in dieser Stadt besteht darin, dass
man sich gegen die zahllosen Schwärme von Flöhen schützt,
die den Boden anfüllen. Als das beste Schutzmittel dagegen
gilt ein häufiges Beschmieren der Wände und der Flur mit
Kuhdünger. Auch die grosse weisse Ameise, die oft % Zoll
lang wird, ist überaus lästig, und es ist sehr schwer, Zucker
gegen ihre gefrässigen Angriffe zu schützen. Unsere Gemächer
waren auch voll von Wanzen, aber ich fürchte beinahe,
dass wir seihst dieses widerliche Thier mit unseren Büchern
und Kisten in das Haus einführten. Sie sind übrigens
keineswegs selten in Bomu, wo ihr Geruch für aromatisch gilt.
Mein armer Kätsena-Gaul hatte mich, fast wider Erwarten,
glücklich bis Kükaua getragen, er bedurfte nun aber
zum wenigsten mehrere Monate, um sich einigermassen zu
erholen, und dabei war er zu unansehnlich für einen längeren
Aufenthalt in einer grossen Residenz. Ich war also ohne
Pferd und musste Anfangs zu Fusse gehn, was in dem tiefen
Sande und bei dem heissen Wetter sehr angreifend war.
Einmal hatte ich den Vezier gebeten, mir ein Pferd zu leihen,
aber Lamlno sandte mir einen so elenden Gaul, dass
ich mich weigerte, ihn zu besteigen. Da der Vezier nun
hörte, dass ich * wegen eines Pferdes in Handel stehe,
sandte mir auf sein Zureden der Scheich ein solches zum Geschenk.
Es war ein hohes und wohlgebautes Thier, aber von
einer Farbe, die mir nicht zusagte, und da es eben vom
Lande kam, wo es kein Korn bekommen hatte, war es sehr
mager, so dass es für mich nicht eben passend war, weil
ich ein starkes Pferd bedurfte, das bedeutende Anstrengung
ertragen konnte; ich bereitete mich schon auf meine Reise
t nach Fümbinä oder Adamaua vor. Da ich die Bekanntschaft
eines. Negers Namens Mällem Katöri gemacht, welcher aus
Yakoha gebürtig und ein trefflicher Mann war, auch' an mehreren
grossen Kriegszügen in jene halberoherten Länder Theil
genommen hatte, namentlich an dem höchst bemerkenswer-
then Heereszug unter der Anführung Amba - Ssambo’s , Statthalters
von Tschämba, der bis nach dem Ibo -Lande am
Niger-Delta vorgedrungen war: so nahm ich ihn in meinen
Dienst und kaufte ein gutes, starkes Reisepferd für ihn. Auch
kaufte ich einen leidlichen kleinen Müssgu-GaüL für meinen
Diener Mohammed ben Säd, so dass ich, nunmehr im Besitz
von drei Pferden, mit Eifer meine Laufbahn als Forscher
im Negerlande antrat. Natürlich war dies Alles mit einigen
Schulden verknüpft.
Der Vezier, welcher die Schwierigkeiten und Gefahren,
die mit meinem beabsichtigten Unternehmen nach Adamaua
verknüpft waren, recht gut kannte und mich davon abhalten
wollte, war geneigter, mich nach dem Müssgu-Lande zu
schicken, wohin eben ein.Kriegszug unter dem Befehle des
Kaschella. Beläl unternommen werden sollte. Zum Glück für
mich aber, und vielleicht auch für dieKenntniss jener Gegenden
des noch so unbekannten Erdtheiles, wurde diese Kriegs-
untemehmung vereitelt, indem die Tuareg eben damals den
oben erwähnten Einfall machten, der die Gegenwart des kriegerischen
Hauptmannes des Reiches erforderte. Dieser Rauhzug
der freibeuterischen Kindin — so werden die Tuareg auf
Kanöri genannt — bestand aus einem beträchtlichen Heere;
aber nachdem sie vergeblich versucht, eine Stadt an der
Grenze von Börnu unversehens zu überfallen, richteten sie
ihren Marsch gegen Känem und kamen bis nach Bäteli, wo
sie aber, in ihren räuberischen Absichten keineswegs ganz
glücklich waren.
Da ich nun ein Pferd zu meiner Verfügung hatte, machte
ich täglich einen Ausritt, entweder nach der östlichen Stadt,