gegen diese vegetabilische Fülle und diese fast reife Saat
bildeten in der Folge die nackten, noch unbebauten Thonebenen
um Kúkaua herum! ■
[Sonnabend, 1 2 tm Juli^\ Ibrablma, der vornehmere der
beiden mir von Mohammed Loel zum Geleite bis an die
Grenze. seiner Provinz gegebenen Leute, brachte mich . als
wir U'ba verliessen, noch etwas auf den Weg. Er war in Kúkaua
schlecht und mit Verachtung behandelt worden und
hatte sich daher auf unserem Ausmarsch auch gegen mich,
den er für einen Günstling jenes Hofes ansah, sehr unfreundlich
und grämlich betragen; er hatte aber sein Wesen völlig
geändert und war überaus hebenswürdig geworden, nachdem
mich der Herr jenes Landes so plötzlich ausgewiesen hatte.
Wirklich bezeugte er nicbt allein mir selbst bei jeder Gelegenheit
sein tiefgefühltes Mitleiden darüber, dass ich mich
in der Erwartung, jenes interessante Land in jeder Richtung
zu durchreisen, so bitter getäuscht sah, sondern er beklagte
es noch mehr, dass seine Landsleute durch den Unverstand
seines Herrn des Vortheiles meiner Gegenwart im Lande beraubt
wären. Ich habe schon Gelegenheit gehabt, zu bemerken,
dass unter den I ’ulbe ein ansehnlicher Grad republikanischen
Geistes herrscht und dass sie im Allgemeinen die Manieren
und Sitten freigeborener Männer an sieh tragen, wiewohl.
ich die Erniedrigung dieses ursprünglichen Charakters
hei den Einwohnern von Sókoto zu erwähnen haben werde.
Der Anfang unseres nordwärts gerichteten Marsches durch
das unsichere Grenzländ von UT)a . war nicht eben von sehr
glücklicher Vorbedeutung und ich war fast besorgt, man
habe uns nur gestattet, unbehindert, die Grenze zu erreichen,
um uns in diesem gesetzlosen Waldbezirk irgend einer ver-
rätherischen Hinterlist preiszugeben.
Unser ursprüngliches Übereinkommen bedingte, dass andere
Leute IbrahlmaVStelle einnehmen sollten, um uns nach Issege
zu bringen; aber, diese Stellvertreter liessen sich nicht sehn.
Wir hatten kaum von Ibrahlma Abschied genommen, als jede
Art von Unruhe unsere kleine Reisegesellschaft erschreckte und
verwirrte. Zuerst liess sich ein gewaltiger, von den Felsen,
an deren Fuss sich unser Pfad hinzog, herabkommender Lärm
vernehmen; nach mancher Besorgniss stellte es sich jedoch
heraus, dass derselbe nur.von einer zahllosen Menge Raubvögel
herrühre, die in lärmender Lustbarkeit auf dem Rande
der Klippen ,ihre Freiheit genossen (selbst der-hohe Mendif
ist der Lieblingssitz grösser Schaaren von Geiern und Falken).
Als wir dann die kleinen, diese felsige Passage unterbrechenden
Ackerfelder erreichten, welche wir auf unserem Hinwege
unter Arbeit gesebh hatten, wurden wir von Bewaffneten daran
gehindert, unseren Weg durch sie zu nehmen, und sahen uns
zu einem grossen Umwege gezwungen.
■ Kaum zogen wir wieder ruhig dahin, als Leute hinter uns
drein gelaufen kamen und den Versuch machten, zwei von den
Sklaven, welche einige unserer Gefährten bei sich führten,
mit Gewalt wieder wegzuschleppen. Da die Letzteren Widerstand
leisteten, erhoben jene ein lautes Hilfsgeschrei, das, von
Fels zu Fels zurückprallend, schauerlich durch die wilde
Berglandschaft dahinschallte. Ernsthafter Streit schien uns
zu,bedrohen, aber glücklicherweise kam ihnen Niemand zu
Hüfe.
Etwa 30 Reisende, insgesammt entweder mit Speer oder
mit Bogen und Pfeil bewaffnet, hatten sich unserer Gesellschaft
angeschlossen; unter ihnen waren' einige an Kampf
und Strapazen gewöhnte, kräftige Gestalten. Ich nahm nun
meinen ganzen Vorrath von Patronen heraus und wir waren
wohl auf unserer Hut. So hatten wir uns etwa 5 Meilen
von U'ba entfernt und befanden uns gerade in der Mitte des
Waldes, als-sich'ein ernsthafterer Alarm:erhob. Mehrere
schwärze Gestalten waren nämlich zwischen den Bäumen
lauernd gesehn worden, und es.war offenbar,.dass sie einen
Angriff zu machen;beabsichtigten, im Fälle wiriuns irgendwie
Barth’s Reisen. II- 8 1