Was unseren eigenen Weg anlangt, so hielt er sich in der
Ebene, bald über schönes Weideland, bald über bebautes
Ackerland führend, und wir durchschnitten mehrere kleine
Wasserströme, bis wir zu einem Bache oder einem Flüsschen
von etwas mehr Bedeutung kamen. Die Leute nennen es gemeiniglich
„das Flüsschen von Mübi” ; es soll vom Berge
Güri im Südosten herkommen und, indem es einen anderen
Bach aufnimmt, der vom Berge Daria kommt, nach Westen
fliessen *).
Wir machten hier eine Weile an dem schönen, klar dahin
rieselnden Wasser Halt und beriethen uns, ob wir unser Quartier
in Mübi, das ganz in der Nähe vor uns lag, nehmen,
oder ob wir unseren Marsch fortsetzen sollten. Wir entschieden
uns am Ende für das Erstere und betraten den Ort,
waren jedoch genöthigt, eine lange Zeit vor dem Hause
des Herrn zu warten, und wurden am Ende in ein so schlechtes
und ungenügendes Quartier geführt, dass wir es vorzogen,
ausserhalb der Stadt zu lagern. Wir schlugen also unser
Zelt nahe bei einem Butterhaume auf, der uns während der
heissen Tagesstunden eine schattige Ruhestätte darbieten
könnte, aber wir hatten es uns hier kaum bequem gemacht,
als die Leute des Lämido kamen und mich baten, in die
Stadt zu kommen, indem sie mir gutes Quartier versprachen;
ich war zu froh, ein sicheres Unterkommen zu finden, um
*) Ich halte es für wahrscheinlich, dass sich dieser Strom mit dem Gön-
gola vereinigt, dem kleinen nördlichen Znfluss des Benne, der ganz neuerdings
von Dr. Y ogel entdeckt und Von ihm an vier verschiedenen Punkten passirt worden
ist; aber ich bin nicht gewiss, ob er auch den Punkt, wo sich dieser
Wasserarm mit dem Benne vereinigt, wirklich selbst besucht hat. Dr. Yogel
nennt ihn in seinen Briefen Göngola; ich glaube aber kaum, dass dies der
wirkliche Name des Flusslaufes ist; es ist vielmehr der Name eines Stammes,
so dass hiernach das Wasser „der Fluss von Gongola” oder „der Fluss Gongola”
zu nennen sein würde. Allerdings ist es schwer, das System dieser
kleinen Gewässer nach einer einzelnen Strasse zu ordnen; über diesen Strom
indess werde ich an einem anderen Orte mehr sagen.
ihren Bitten nicht insoweit nachzugehen, dass ich einwilligte
mich zur Nacht einzustellen.
So lange es trocken war, war es draussen natürlich viel
angenehmer und ich hatte den grossen Vortheil von meinem
offenen Lager, dass es mich in den Stand setzte, genaue
Winkel von den Berghöhen rings um uns her zu nehmen; aber
ein Gewitter, wie es so oft während der Nacht loshrach, in
meinem kleinen, schwachen Zelte durchzumachen,, war doch
etwas unbehaglich und kein Grund war da, ein gutes, sicheres
Quartier für die Nacht abzuweisen.
Im Laufe des Nachmittags kam fast die ganze Bevölkerung
der Stadt heraus, um mich und meine Kameele zu sehn; denn
die waren-jetzt fast ebenso wunderbar, wie ich selbst, wenn
nicht noch wunderbarer. Der Stadtherr selbst kam zu Pferde
heraus, um mich in sein Haus einzuladen, und ich zeigte ihm
alle meine kleinen Habseligkeiten. Chronometer, Kompass
und Fernrohr erregten das Staunen der Leute in hohem
Grade, aber fast noch grösser war ihre Verwunderung, besonders
derjenigen, welche lesen konnten, über den so ungemein
kleinen Druck meines Englischen Gebetbuches. Die
liebenswürdige Seite im Charakter der Fulbe ist ihre Einsicht
und ihre Lebhaftigkeit, während sie andererseits einen
ausserordentlichen natürlichen Hang zur Bosheit haben und
bei weitem nicht so gutmüthig sind, als die eigentlichen
Schwarzen; denn man kann wohl mit Recht sagen, dass die
Fulbe eine Art Mittelrasse zwischen den Arabern und Berbern
auf der einen und den Negern auf der anderen Seite bilden,
und zwar mehr noch im Charakter, als hinsichtlich der
Farbe, Darum aber möchte ich sie nicht für die Leucaethio-
;pes der Alten halten. Wie wunderbar immer die Andeutungen
eines Zusammenhanges dieses Stammes, mit den Kaffern
Süd-Afrika’s in der Sprache sein mögen, historisch sind sie
entschieden von Westen nach Osten vorgerückt. Aber hiervon
mehr bei anderer Gelegenheit..
Reisen. II. 6 4