dass die Engländer, wenn sie wollten, so etwas verhüten
könnten. Denn dies ist nicht der gesetzmässige Handel, den
die Britten zum Ziel ihrer Bemühungen um Abschaffung des
Sklavenhandels gemacht haben, sondern es ist nichts als
Sklavenhandel im Grossen. Die Amerikaner nämlich nehmen
nichts zurück für ihre Waare und ihre Dollars, als Sklaven —
ein Bisschen Natron abgerechnet.
Über diesen höchst unerfreulichen Umstand, der dem
Englischen Interesse unberechenbaren Schaden im Binnenlands
Afrika’s zufügt, habe ich wiederholt an den Brittischen
Konsul in Tripoli unfl direkt an die Regierung geschrieben,
auch nach meiner Rückkehr in energischer Weise mit dem
Lord Palmerston darüber gesprochen; aber man wollte meine
Angaben kaum glauben. In dieser Hinsicht besonders bedauere
ich den Tod des Herrn Richardson, der in beredter
Weise diesen Gegenstand behandelt haben würde. Aber
selbst aus seinen unvollendeten Tagebüchern, so wie sie veröffentlicht
sind, ist es klar, dass er während seines kurzen
Aufenthaltes in diesem Lande, und zwar nicht in Kanö, sondern
in Sinder, ehe es ihm bestimmt war, zu unterliegen,
diesen Umstand wohl deutlich erkannt hat*).
Die hauptsächlichsten Europäischen Waaren, welche auf
den Markt von Kanö kommen, sind: gebleichter, ungebleichter
und gedruckter Kattun von. Manchester, Französische Seide
und Zucker, rothes Tuch aus Livorno und aus Sachsen,
Glasperlen von Venedig, eine grobe Art roher Seide, sehr
grobes Papier mit dem Zeichen der drei Monde, Spiegel,
Nadeln und Kurzwaaren von Nürnberg, Schwertklingen von
Solingen und Rasirmesser aus Steiermark.
Es ist in der That auffallend, dass so wenig Englische
Waare in dem grossen Emporium des Negerlandes zu sehn
ist, das doch dem unteren Laufe der beiden Arme „des
grossen Flusses” des westlichen Sudans so nahe liegt.
Kattun ist fast der einzige Englische Artikel in Kanö, und
der ist natürlicherweise nicht gerade das, was vorzugsweise
in einem Lande begehrt wird, wo einheimische Zeuge zu so
billigen Preisen und in so vorzüglicher Qualität verfertigt
werden. Gewiss hat ungebleichter Kattun nur wenige Aussicht
auf einen guten Markt in Kanö, wogegen gebleichter Kattun
und Kammertuch die Reicheren durch ihr feines Aussehn
anziehen. In Timbuktu dagegen, wo einheimisches Zeug theurer
ist, wird ungebleichter Kattun begehrt und würde in ausserordentlichem
Grade gesucht sein, wäre er dunkelblau gefärbt.
Ich schätze den ganzen Betrag von Manchesterwaaren,
die nach Kanö eingeführt werden, auf 40 Millionen, aber er
kann wohl auch etwas mehr betragen.
Die rohe, in kleinen Packeten verschickte Seide, welche in
Tripoli gefärbt wird, führt man in beträchtlicher Menge ein;
sie bildet den Hauptartikel der meisten Karawanen der Gha-
dämsier. Der Betrag der jährlichen Einfuhr ist sicherlich
nicht unter 3- bis 400 Kameelladungen von einem Werthe
in Kanö von etwa 70 Millionen. Ein grösser Tlieil, ja ohne
Zweifel der grösste Theil davon bleibt im Lande und wird
zur Ausschmückung von Toben, Sandalen, Schuhen und anderen
Dingen verwendet.
Rothes Tuch — wenn man es anders noch Tuch nennen
will — von der geringsten Sorte wurde früher in grösserer
Menge eingeführt, und ich glaube, wenn es von besserer
Qualität wäre, etwa wie das, welches über Mogadore in
Timbuktu auf den Markt gebracht wird, so würde es guten
Erfolg haben. Ich schätze den Betrag dieser Einfuhr gegenwärtig
auf etwa 15 Millionen.
Perlen aller Art sind ein bedeutender Einfuhrartikel, doch
ist der Preis in den letzten Jahren so gedrückt gewesen,
dass nur wenig Gewinn dabei zu finden war, und man
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