falt gepflegt. Kurz nachdem wir diese Felder hinter uns
hatten, bezogen wir ein Lager.
[Dienstag, 1 4>en Januari] Wir brachen zu ziemlich später
Stunde auf. Unsere Strasse war von einer Menge kleiner
Pfade, die nach Wasserplätzen führten, durchschnitten. Bald
fanden wir' uns auch von einer Anzahl Frauen umringt; sie
gehörten zu einem benachbarten Dorfe Namens Babei und
boten den Leuten der Karawane „godjia”, d. i. Erdmandeln,
und „däkkua” zum Verkauf; das Letztere ist eine Art trockenen
Teiges, welcher aus gestossener Negerhirse mit Datteln und
einer enormen Zuthat von Pfeffer zubereitet wird. Das wird
hier, in diesen Gauen, unter Däkkua verstanden; es ist in-
dess ein allgemeiner Ausdruck, der nur Teig oder eigentlich
„Stampfwerk” bedeutet und sehr oft eine ganz schmackhafte
Art Konfekt aus gestossenem Reis und Honig bezeichnet.
Wie wir unseren Weg fortsetzten, liessen wir die Felder
des Dorfes zu unserer Linken, und zwar waren die hart an
der Strasse gelegenen gut und sorgfältig eingezäunt. Sie
lagen rund um den Brunnen, wo die Hälfte der Einwohnerschaft
versammelt war, um den nöthigen Tagesbedarf von
Wasser aus der Tiefe zu ziehen; denn das ist nicht eben
ein leichtes Werk, da die Tiefe des Brunnens 20 Faden
übersteigt. Auch wir wandten uns diesem Mittelpunkt
des Lebens zu, um das Pferd zu tränken, und ich fand das
Wasser unerträglich warm; ich hatte aber augenblicklich
mein Thermometer nicht zur Hand, um den Grad der
Wärme zu messen. Als wir am Dorfe vorbeizogen, wurden
wir von der Nettigkeit, mit der es auf dieser Seite eingezäunt
ist, betroffen. Ich hatte später Gelegenheit zu erfahren,
welch angenehm behagliches Wohnhaus in ganz kurzer
Zeit aus nichts Besserem als Stangen und Maisrohr gebaut
werden kann. Die Bewohner dieser Dörfer sind theils Mohammedaner,
theils Heiden; ich glaube indess, dass die
Ersteren den grösseren Theil bilden. Nach einer kurzen Unterbrechung
bewaldeten Landes kamen wir wieder an einem
anderen Dorfe vorbei, Namens Tschiräk; auch hier entwickelte
sich um den Brunnen umher eine geschäftige Scene. In
manchen Distrikten des Sudan ist die Mühe, das Wasser aus
den Brunnen zu ziehen, so gross, dass diese Arbeit die grössere
Hälfte der Bewohner den halben Tag beschäftigt; sie haben
jedoch glücklicher Weise in dieser Jahreszeit ausser ein wenig
Baumwollenweberei keine andere Beschäftigung, und während
der Zeit, wo das Feld bestellt werden muss, wird Wasser überall
gefunden und sie bedürfen dann der Brunnen gar nicht.
Später, als ich in anderen Gegenden des Negerlandes selbst
in den Dörfern eine grosse Anzahl halb aus Lehm gebauter
Hütten fand, fiel es mir als bemerkenswerth auf, dass ich
in diesen Grenzlandschaften fast keine einzige Lehmhütte bemerkt
hatte, sondern dass hier die ganze häusliche Baukunst
sich auf das leichteste Material, Zweige und Rohr, beschränkt.
Dies scheint nicht ausschliesslich Folge eines südlicheren und
also den tropischen Regengüssen mehr ausgesetzten Klima’s
zu sein, sondern ich glaube fast, dass hierin andere Einflüsse
zu erkennen sind. Kotoko auf der einen und Mäsin
oder Mäsena (Melle) auf der anderen Seite bilden in dieser
Hinsicht die entschiedensten Gegensätze gegen Göber. Allerdings
hat Göber meist Sand- und keinen Lehmboden.
Büsaue sind hier überall umher zerstreut und geben der
Bevölkerung eine ansehnliche Beimischung von Berber-Blut;
dennoch aber wird, ganz abgesehn davon, dass in uralter
Zeit der früher mächtige Stamm der Diggera einen Haupt-
bestandtheil der Bevölkerung bildete, die Haussa-Sprache hier
sehr rein gesprochen.
Es war nahe beim Dorfe Tschiräk, als Overweg, der sich
entschlossen hatte, geraden Weges nach Tessaua abzugehn,
um seine beabsichtigte Exkursion nach Göber und Marädi
auszuführen, sich von mir trennte. Es war dies ein rüstiger,
kühner Anfang seines Unternehmens, da er Niemanden von