hatte hineinzukriechen. Diese engen Thüren waren ein unverkennbarer
Beweis der grossen Gewalt der Regengüsse in
diesen Gegenden, gegen welche sich die Eingeborenen zu
schützen haben, und ebendemselben Grunde sind die erhöhten
und gut gepflasterten Fluren in den Hütten zuzuschreiben;
demungeachtet ist Rohr auch hier noch das herrschende
und fast ausschliessliche Baumaterial. An der Hütte,
welche ich selbst eingenommen hatte, war eine Vorrichtung
getroffen, um das Ein- und Ausgehn durch die Öffnung etwas
leichter und bequemer zu machen, ohne den Schutz
gegen die Unfreundlichkeit des Wetters zu vermindern; man
hatte nämlich die hohe, aus Rohr geflochtene Schwelle oder
den die Thüröflhung vom Boden trennenden Theil der Wand
zum Einklappen gemacht.
Jede Familie hat ihren eigenen, abgesonderten Hofraum,
der eine kleine besondere Hüttengruppe umfasst und oft durch
eine bedeutende Entfernung vom nächsten Gehöft getrennt
ist. Diese Wohnart hat in einem einfachen und friedlichen
Gesellschaftsverhältniss gewiss etwas höchst Behagliches und
Wohlgefälliges, während sie zugleich den Vortheil bietet, die
Dörfer vor allgemeinen Feuersbrünsten zu schützen,— einer
Gefahr, die bei dieser leichten Bauweise allen dicht zusammenstehenden
Wohnstätten mit schnellem Untergang droht;
aber sie ist natürlicherweise auch einem sehr grossen Nachtheile
ausgesetzt bei einer Gemeinde, die von eingefleischten
Feinden und Sklavenjägern beständig mit plötzlichen Überfällen
bedroht ist.
Da das Gewitter glücklicherweise vorüberzog, machte ich
einen Spaziergang durch das Dorf und besuchte mehrere Gehöfte.
Alle Einwohner — mit Ausnahme einiger, wenigstens
äusserlieh zum Isslam übergetretener Personen — sind unbekleidet,
wenn man von einem schmalen Lederstreifen absieht,
den sie zwischen den Lenden durchziehen und um die
Hüften befestigen; aber selbst diese sehr spärliche Art der
Bekleidung scheinen sie nicht durchgängig für nothwendig
zu erachten. Ich war betroffen von der Schönheit und Re-
gelmässigkeit ihrer Gestalt, die auf diese Weise sich den
Blicken offen darbot, und von der Regelmässigkeit ihrer
Züge, welche nicht durch Einschnitte entstellt waren und
bei Manchen durchaus nichts von dem sogenannten Negertypus
besassen, obgleich die Lippen bei Allen, jedoch keineswegs
übertrieben, aufgeworfen waren und das Haar kraus,
wenn nicht wollig, war; besonders aber fiel mir die hohe
Stirn auf. Was mich jedoch noch mehr überraschte, war
die Farbe ihrer Haut, die bei verschiedenen Personen eine
ausserordentliche Mannichfaltigkeit zeigte; sie war nämlich
bei Einigen von glänzendem Schwarz und bei Anderen von
leichter Kupfer- oder vielmehr Rhabarberfarbe, und vergebens
sah man sich nach dazwischenliegenden Schattirungen
um. (Eine solche Mannichfaltigkeit der Farbe ist bei vielen
anderen Stämmen, nicht allein dieses, sondern auch anderer
Welttheile, bemerkt worden.) Obgleich die schwarze
Farbe vorzuherrschen schien, so glaubte ich doch zu
dem Schlüsse berechtigt zu sein, dass die Kupferfarbe
die ursprüngliche des Stammes, die schwarze Schattirung
aber einer Vermischung mit anderen Nationen zuzuschreiben
sei.
Da mich nichts hinderte, streifte ich nach Wohlgefallen
umher und betrat noch mehrere Gehöfte der Eingeborenen.
In einem derselben bemerkte ich in einem Hause eine
wirklich schöne, in der Blüthe ihrer Weiblichkeit stehende
Frau sie mochte etwa 22 Jahre alt s e in— , die mit ihrem
Sohne, einem Knaben von 8— 9 Jahren, eine höchst
anziehende Gruppe bildete. In der That wäre diese letztere
für die Hand eines gewandten Künstlers ein würdiger Gegenstand
gewesen. Des Knaben Gestalt, wie er in graziöser
Stellung, mit übergeschlagenem Fusse, dastand, gab in schönem
Ebenmaasse den berühmtesten Griechischen Bildsäulen,