wir nun natürlich nicht der Meinung der frommen Moslemin
beistimmen, dass der Sturz des Sonrhay-Reiches und das
Emporkommen von Katsena die Folge des Fluches jenes
heiligen Mannes war, so sind wir doch demungeachtet zu der
Annahme berechtigt, dass er, nachdem ihm Genugthuung vom
Könige Is-hhäk verweigert und er so von dem König beleidigt
worden, in freundschaftliche Beziehungen zu dem Fürsten
von Katsena trat, einer Herrschaft, die eben damals zu grösserer
Wichtigkeit sich erhob.
Es hat also volle historische Wahrscheinlichkeit, wenn wir
Ibrahim Mädji, den König von Katsena, welchen Mohammed
hen 'Abd el Kerim zum Isslam bekehrte, um die Mitte des
10t«i Jahrhunderts der Hedjra ansetzen, eine Annahme, die
mit Leo’s Stillschweigen in vollkommenem Einklänge steht, da
er nur sehr schlecht von demjenigen unterrichtet sein konnte,
was sich im Sudan ereignete, lange nachdem er es verlassen
hatte. Rechnen wir nun von dieser Periode an die jeder Regierung
heigelegte Reihe von Jahren zusammen zurück bis auf Ko-
mäyo, den Häuptling, welcher allgemein als Gründer von Ka-
tsena, d. h. nicht der Stadt, sondern der staatlichen Einheit von
der Dynastie, unter dem Särho oder Gögo vom Baschä Djödar am 17»" Djumäd
e’ thäni 999 d. H. erobert wurde; aber es ist gewiss, dass der Erstere gemeint
ist. — Was ich über Mohammed ben MorUli hier gesagt habe, ist die
allgemeine Tradition im Sudan und verdient wohl mehr Glauben, als; was
der gelehrte Prof. Cherbonneau in Constantine ausgemacht hat, obgleich diese
letzteren Angaben, wenn wir sie erst genauer kennen, höchst interessant sein
werden. Cherbonneau drückt sich im Jowmal Asiatique, 1855, folgender-
massen aus: „après cet horrible massacre jS|-® M'rüi quitta Touat pour
s'enfoncer dans le coeur du Soudan. I l parcourut successivement Tekra
' ' "lî Kachêne et Kamm. Dans les dem premières villes il enseigna
publiquement la science du Koran; dans Vautre il fit un cours de jurisprudence;
de Ut il passa h Karou ou Tchiarm, suivant la prononciation locale
[?] et fu i invité par el Hadjj Mohammed qui en était le gouverneur,
h rédiger wne note sur différentes questions de droit. I l était depuis peu
dans cette ville (also unter demselben Hadj Mohammed) lorsqu’on vint lui
apprendre que son fils avait été assassiné par les ju ifs de Touat. I l repartit
et mourut presque au moment de son arrivée.' ..
Katsena, angesehn wird, so erhalten wir wenigstens 350 Jahre.
Diese Periode würde die politische Existenz der Provinz Kä-
tsena bis in den Anfang des siebenten Jahrhunderts der Hedjra
zurückführen. Bei dieser Berechnung beschränken wir die
Regierungen der zwei ersten Häuptlinge, von .welchen Ko-
mäyo 100 und sein Nachfolger 90 Jahre regiert haben sollen,
auf je 20 Jahre. Ausser dieser gerhigfügigen Übertreibung
von ganz derselben Art, wie wir ihr in der Überlieferung
der Geschichte der. älteren Zeit fast , jeder Nation begegnen,
sehe ich keinen Grund, warum wir nicht dem'Verzeichnisse
der Könige -dieses Landes volles Vertrauen schenken sollten,
namentlich da es nicht allein im Andenken des Volkes sich
fortgeerbt hat, sondern sogar durch Schrift, bewahrt ist.
Es ist-in der That zu bedauern, dass die Bücher, welche
eine umfassende Geschichte dieses Landes enthielten, absichtlich
von den fanatischen Fulbe oder Fellani nach der Eroberung
desselben zerstört worden sind, um so weit als
möglich das Andenken der Geschichte der Eingeborenen zu
vernichten.
Die von Komäyo gegründete Dynastie umfasst die Regierungen
von vier Königen ausser der des Begründers, nämlich
die von Rämba, Terian, Djerinnäta und Sanäü. Der Letztgenannte
soll nach einer 30jährigen Regierung von Koräü
getödtet worden sein. Koräü .kam von Yendiitu, einer früher
bedeutenden und dem Namen nach schon Dupuis in Aschanti
zu Ohren gekommenen Ortschaft, und gründete eine neue
Dynastie. Das wäre also, von Ibrahim Mädji zurückgerechnet
, um das Jahr der Hedjra 722 gewesen; natürlicherweise
aber können diese Daten keinen Anspruch auf vollkommene
Genauigkeit machen. Ob Ibrahim Mädji derselben
Dynastie, deren .Stifter Koräü war, angehörte, bin ich
nicht im Stande zu sagen.
Etwa 30. Jahre vor der Zeit Ibrahim Mädji’s, im Jahre 919
d. H. und 1513 n. Chr., hatte jener grosse Eroberungszug des