Abend die zahlreichen Feuer der vielen Dörfer und kleinen
Städte rundumher einen interessanten Anblick, der mir zugleich
einen günstigen Begriff von der Bevölkerung der Landschaft
einflösste.
[.Donnerstag, 27sim März.] Wir brachen früh am Morgen
auf, um so schnell wie möglich vorzurücken, verloren aber
sehr viel Zeit dadurch, dass uns der nächste Pfad nicht bekannt
war, und so beschrieb unser Marsch viele scharfe Winkel,
deren Spitzen die verschiedenen Dörfer bildeten, an denen
wir vorbeizogen. Häufig hat solch ein Pfad im Anfang
ganz das Ansehen einer wohlbetretenen Strasse und plötzlich
ist fast jede Spur davon verschwunden. Endlich an der ummauerten
Stadt Gobälgorüm erfuhren wir, dass wir auf der
1 echten Strasse nach Kaschimma seien, und beschlossen nun,
die eingeschlagene Richtung so gerade wie möglich zu verfolgen.
Die Gegend, die wir früh am Morgen durchschritten,
bestand aus hartem thonigen Boden und brachte Sorghum
„ngäberi hervor; sie bildete aber eigentlich nur eine
Art Becken von geringer Ausdehnung, und das Land änderte
bald seinen Charakter. Nachdem wir Gobälgorüm passirt,
wurde die Landschaft baumreicher und diese Erscheinung sowohl
als die grosse Anzahl Wasservögel, welche ich sah, bewiesen
deutlich, dass wir uns einem Arme des sich weit ausbreitenden
Netzes des Komadugu von Börnu näherten. Wir
kamen zuerst an eine mit einem reichen Überfluss von Pflanzenwuchs
und der frischesten Weide bekleidete Einsenkung,
die aber jetzt trocken war und nur zur Linken unseres Weges
noch einen hübschen Teich klaren Wassers bot. Die ganze
Senkung gehört zum Flussthale, aber wir hatten noch volle
3 Meilen durch einen dichten Wald zu ziehen, ehe wir zu
dem eigentlichen Rinnsal dieses Wassers kamen. Dieses zog
sich hier von Süd nach Nord und bildete einen ununterbrochenen
Streifen Wasser, aber gegenwärtig ohne Strom. Die
schmale Wasserrinne hatte ganz das Aussehen eines künstlichen
Der Fluss Komddugu. 237
Kanals, namentlich da sie fast überall dieselbe’ Breite von
70 bis 80 Schritt behielt. An der Stelle, wo wir sie passir-
ten, war das Wasser nur 2£ Fuss tief.
Wir verbrachten hier die heissen Tagesstunden an dem östlichen
Ufer, im Schatten eines der kleinen Gauobäume — einer
besonderen Art Akazien — , die den Wasserlauf an dieser
Seite begrenzen, und ich wurde durch den Anblick des belebten
und üppigen Charakters dieser Scene nach unserem
etwas traurigen Wege von Kanö her hoch erfreut. Überdies
war das Wasser des Komadugu, obgleich eben den heissen
Strahlen der Sonne ausgesetzt, erquickend kühl, während das
Wasser der Brunnen abscheulich warm und gänzlich untrinkbar
war, ehe man es hatte abkühlen lassen. Das Wasser
war voll kleiner Fische, und etwa 20 Buben aus dem Dorfe
Schögo, das auf dem Gipfel des von hier ansehnlich aufsteigenden
Terrains vor uns lag, plätscherten lustig darin umher
und fingen die Fische mit einem Netze von eigenthüm-
licher Art, das sie durch das Wasser zogen. Auch dieser
Komadugu wird Wäni genannt und ich halte es für nicht
unwahrscheinlich, dass er eine Fortsetzung des Armes ist,
welcher Katägum passirt. Diese Ansicht möchte vielleicht vor
der früher geäusserten Meinung, dass der Arm von Katägum
-^'jjkögi-n-Katägum”— sich mit dem Wasser von Chadedja
südlich von Surrikulo vereinige, den Vorzug verdienen.
Während wir hier ruhten, wurde ich von der Neugier eines
Trupps zigeunerhafter Tebu belästigt, die mit sehr wenig Gepäck
das Land nach allen Richtungen hin durchziehen und
die gewandtesten Diebe der Welt sind. Mehrere Abtheilungen
dieses weit zerstreuten Stammes sind jetzt am Komadugu
entlang angesessen, wie ich später näher zu erörtern
Gelegenheit haben werde. Ein Eingeborener aus dem Dorfe,
dem wir an der Strasse begegnet waren, kam nachmals mit
seiner Frau und brachte mir ein Gericht gutgekochten Mehlpuddings
; er versprach mir auch, da ich über den Zeitverlust