ein Bild von Einer Seite des Lebens im Negerlande geben
werden. Ein Mann, der Reisen von ungeheuerer Ausdehnung
gemacht hatte, von Chorassän im Osten his nach Ssanssändi
im Westen, von Tripoli und Marokko im Norden bis nach
Assänti, Djenachera und Fertit im Süden, war ein Araber,
der sich Scherif Ahmed el Baghdädi nennen liess, aher nur
ein armer Derwisch war. Dieser grossartige Reisende würde
für mich von unberechenbarem Nutzen gewesen sein, wenn
er von den Strassen, welche er hei seinen Wanderungen verfolgt,
genaue Rechenschaft hätte geben können. Unsicher
aber, wie seine Erinnerung war, konnte ich nur ganz allgemeine
Angaben und Verhältnisse von ihm erfahren; die interessanteste
Mittheilung, welche er mir machte, bezog sich auf
das Land Mö-ssi, ein grosses, volkreiches Land, das durch
die Mittheilungen Sultan Bello’s an Captain Clapperton dem
Namen nach schon bekannt, aber stets falsch auf den Karten
angegeben war; der Name seiner Hauptstadt, Wöghodogö,
war damals noch gar nicht bekannt. Dieser unternehmende
Mann, der gewöhnlich als Derwisch reiste, war sogar von
Ssofära am Mäyo balleo oder Niger, zwischen Hamd-Allähi
und Ssego, quer durch ein höchst unruhiges Land nach Woghodogö
gereist, aber er war nicht im Stande, mir irgend
welche genaue Einzelheiten in Bezug auf diese interessante,
ein ganz unbekanntes und doch reiches Land durchschneidende
Strasse zu geben, und ich bin nie wieder Jemandem
begegnet, selbst nicht in Timbuktu, der diese gefährliche
Strasse bereist hätte. Ebenso war er durch die ganze Reihe
der südlich von Baghirmi und Wädäi gelegenen heidnischen
Länder gereist, und rieth mir, wenn es mein Plan sei, nach
dem oberen Nil vorzudringen, wie es damals, trotz meines gänzlichen
Mangels an Mitteln, allerdings meine Absicht war, den
Charakter eines Derwisch anzunehmen, den er für ganz unumgänglich
nöthig zu meinem Erfolg hielt. Während nun
wohl ein solcher Charakter allgemeinen Erfolg sichern dürfte,
so schliesst er doch jede genauere Beobachtung aus und würde
die fürchterlichsten Entbehrungen jeder Art auferlegen. Trotz
aller von diesem kühnen Abenteurer errungenen Erfolge
aber zeigte das Ende doch, dass er weniger glücklich war,
als ich; denn im Jahre 1854 wurde er auf eben der Strasse
von Yöla nach Kükaua erschlagen, welche ich zweimal unan-
getastetr durchzogen hatte. Aber doch war er ein interessantes
Beispiel der abenteuerlichen Reiselust der Araber.
Eine andere eigenthümliche Persönlichkeit war ein Mann
aus Ssennär gebürtig , der Zahlmeister in der Türkischen
Armee gewesen, aber, wie boshafte Zungen sagten, zu viel
Vorliebe für die ihm anvertraute Kasse gehabt hatte und
damit entlaufen war. Danach hatte er einige Jahre in Wädäi
gelebt, wo er die Sklaven des Sultans jenes Landes
im Gebrauch des Feuergewehrs eingeübt hatte, und war nun
nach diesem Lande gekommen, um hier sein Glück zu versuchen;
auch sollte er eben vom Scheich von Bomu wieder
als Spion nach Wädäi gesandt werden, um sich zu überzeugen,
ob jener Fürst noch die Absicht hege, wiederum
Feindseligkeiten anzufangen. Von allen solchen Leuten kann
ein Reisender sehr viel lernen, und da sie zum Theil höchst
intrigante Bursche sind, die von Hof zu Hof ziehen und
überallhin ihre Berichte tragen, so thut er weise, wenn er
sich mit ihnen auf gutem Fusse erhält.
Höchst interessant und lehrreich war eine Schaar Pilger
aus verschiedenen Gegenden Melle’s oder Mä-ssena’s , theils
Fulbe, theils Sonrhay, die, da sie von dem weissen Manne
gehört, welcher eifrig alle Nachrichten über die Länder dieses
Kontinents einsammele, wiederholt zu mir kamen, um
auch ihren Theil zu meiner Belehrung beizutragen, während
ich sie mit Kaffee bewirthete. Ich hatte auf diese Weise die
vollständigste Gelegenheit, ihre Angaben mit einandef zu vergleichen
und zu ergänzen. Unter ihnen waren die Bestunterrichteten
Bü-Bakr, aus Hamd-Allähi, der Hauptstadt des