im Stande sein würden, eine Reise rund um den ganzen Tsäd
zu machen; doch glaubte ich, dass es mit Hilfe jener Leute
aus Binder und Maduäri, die ich so eben besucht hatte und
die auf freundschaftlichem Fusse mit den Inselbewohnern zu
sein schienen, möglich sein würde, den schiffbaren Theil der
grossen Lache im Boote zu durchforschen.
Herr Overweg war in materieller Beziehung unangenehm
daran; er hatte nicht einmal mehr Kleider hei sich, als die,
welche er eben am Leihe trug. Sein Gepäck lag noch in
Kanö, obwohl er schon zwei Männer danach abgesandt hatte.
Ich musste ihm daher mit meinen eigenen Sachen aushelfen
und er nahm seine Wohnung in einem anderen Theile unseres
Hauses, obwohl es für unsere gemeinschaftliche Haushaltung
etwas beschränkt war.
Der Vezier war über Herrn Overweg’s Ankunft sehr erfreut
und sandte uns mm, meiner Verabredung mit ihm gemäss,
den ganzen Nachlass Herrn Richardson’s auszuliefern,
sobald Herr Overweg angakommen sein würde, am Abend des
folgenden Tages alle Kisten und Kasten unseres unglücklichen
Gefährten, die freilich wenig genug enthielten. Selbst
die Flinte und Pistole, sowie alle anderen Sachen, die schon
verkauft waren, wurden wieder herausgegeben; die einzige Ausnahme
machte Herrn Richardson’s Taschenuhr; denn da der
Scheich dieselbe so lieb hatte, dass er sie Tag und Nacht hei
sich führte, hielten wir es für weise, ihm die Beschämung
zu ersparen, sie zurückgeben zu müssen.
Nachdem nun so das Besitzrecht des Fremden anerkannt
worden, , trafen Herr Overweg und ich eine Auswahl von
allen diesen Gegenständen, wie wir wussten, dass es Herrn
Richardson’s Absicht gewesen war, und übergaben am Morgen
des 9 ten Mai dem Vezier, am Nachmittag dem Scheich
die für sie ausgesuchten Gegenstände. Gewiss konnten
diese Geschenke nicht mehr die Wirkung von neuen haben
, noch in den Empfängern ein Gefühl aufrichtiger Dankbarkeit
erwecken, da sie schon so lange im Besitz derselben
gewesen waren; aber, obwohl Herrn Richardson’s Dolmetscher
ihnen zu verstehen gegeben, dass unser Gefährte
die einzige von der Englischen Regierung autorisirte Person
gewesen, und dass sie sich daher mit vollem Recht als Eigen-
thümer der Sachen, die ohnehin zum grössten Theil für sie
bestimmt gewesen, ansehen könnten: so mussten sie doch
immer einigen Zweifel in die Rechtmässigkeit ihrer Handlungsweise
gesetzt haben, und sobald ich ankam und mit
Festigkeit auftrat, schämten sie sich, den Worten treuloser,
intriguirender Diener geglaubt zu haben. In der That, obwohl
wir ihnen manche Beschämung bereitet, schätzten sie
uns doch weit mehr in Folge unserer Konsequenz und empfingen
ihre Geschenke in sehr gnädiger Weise.
Während wir so in offizieller Weise den Charakter der
Mission aufrecht erhielten, brachten wir zugleich den Vertrag
zur Sprache, dessen Abschliessung der Fürsorge unseres
Gefährten ganz besonders übertragen worden, aber nun durch
seinen Tod uns anheimgefallen sei. Beide versicherten uns,
dass es ihr innigster Wunsch sei, Handelsbeziehungen mit
den Engländern anzuknüpfen; sie verhehlten aber zugleich
hicht, dass ihr Hauptziel dabei sei, Feuergewehre zu erlangen.
Auch gaben sie den Wunsch zu erkennen, dass zwei
ihrer Leute mit uns nach England reisen sollten, um das
Land und seine Gewerbe zu sehn, und wir konnten ihnen
darauf nur erwiedem, dass dies unseres Wissens der Englischen
Regierung nur höchst erfreulich sein würde. Unsere
Unterredung war so ungezwungen und freundschaftlich, dass
der Scheich seihst Gelegenheit nahm, sich darüber zu entschuldigen,
dass er Herrn Richardson’s Uhr sich zugeeignet habe.
Das Folgende wird indess zeigen, wie sehr Europäische
Reisende, welche neben ihren wissenschaftlichen Forschungen,
auch in politische Beziehungen eingehen, gegen die Intriguen
der Araber zu kämpfen haben; denn diese haben allerdings