Wir traten dann in offeneres, anmuthig bald mit lichteren,
bald dichteren Baumgruppen geschmücktes Land hinaus
und folgten rastlos unserem kleinen Pfade, bis wir eine halbe
Stunde vor Mittag einen mittelgrossen offenen Platz Namens
Mikibä erreichten und zwischen dem Dorfe und dem Brunnen
zu unserer üblichen Mittagsrast Halt machten. Der Brunnen
liegt in einer Einsenkung und hat nur 3 Faden Tiefe. Wir
waren genöthigt, den Kameelen eine gute Fütterung zu gewähren,
da sie gestern Abend nichts bekommen hatten, und
brachen daher erst spät am Nachmittag wieder auf. Vergeblich
hatte ich es unterdessen versucht, hier einigen Mundvorrath
von den Bewohnern mit den schlechten Kleinwaaren, welche
mir noch übrig geblieben, zu kaufen oder vielmehr einzutauschen
; denn das Zeug war selbst für diese Barbaren zu gering
und zerbrechlich. Die Leute bemühten sich aber, uns Furcht
vor der Strasse, die vor uns lag, einzuflössen, und wir fanden
nachmals, dass sie nicht ganz Unrecht gehabt; sie waren in-
dess zu ungastfreundlich, als dass ich bei ihnen eine Nacht
hätte zubringen mögen, auch hatten wir ohnehin schon zu viel
Zeit verloren.
Auf mein Glück bauend, machte ich mich also am
Nachmittag wieder auf den Weg, obgleich der Einbruch der
Dunkelheit nicht mehr sehr fern war. Die Gegend war etwas
mehr vom Holze gelichtet, obgleich im Allgemeinen in einem
wilden, vernachlässigten Zustande. Nach etwa 2 Meilen Wegs
erreichten wir einen Fleck angebauten Landes und sahen hier,
was in den bewohnten Gegenden des Negerlandes eine eben
nicht häufige Erscheinung ist, eine Gruppe von mehreren
Affen. Das Tageslicht machte schon der Nacht mit ihrer
Dunkelheit Platz, als wir, ängstlich besorgt, wo wir mit einiger
Sicherheit ein Nachtlager nehmen möchten, in der Ferne
zur Rechten den Schein einiger Feuer 'durch das Dickicht von
Dümpalmen, Tamarinden und anderen Baumarten schimmern
sahen; wir versuchten es daher, uns einen Weg dahin
zu bahnen, und bei unserem Vordringen durch den fröhlichen
Ton von Tanz und Gesang, der von der Richtung herscholl,
erfreut und geleitet, fanden wir bald einen kleinen Pfad, der
uns dahin brachte. Es war ein Wanderdorf glücklicher Hirten,
die uns ein herzliches Willkommen boten, nachdem sie uns
als harmlose Reisende erkannt, und hoch erfreut, unseren
Eifer so gut belohnt zu finden, schlugen wir das Zelt inmitten
ihrer zahlreichen Heerden auf. Indem ich mich nun in ein
Gespräch mit ihnen einliess, hörte ich zu meinem Erstaunen,
dass sie weder zumKanöri- noch zumHaussa-Stamme gehörten,
sondern Felläta waren, von dem Stamme O’bore*), die ungeachtet
der zwischen ihren Stammverwandten und dem Herrscher
von Bornu stets obwaltenden Feindschaft Erlaubniss
haben, ihre Heerden hier weiden zu lassen, und zwar, so weit
sie sich gegen die Räubereien der Tuareg zu vertheidigen
vermögen, in vollster Sicherheit, ohne auch nur einen Tribut
an den Scheich zu zahlen. Sie waren schon von Alters her in
dieses Land eingewandert und schienen ihr Blut nicht ganz
rein von Mischung gehalten zu haben, so dass sie fast alle
nationalen Zeichen der Fulfulde-Kasse verloren hatten. Sie
schienen hier eine ganz behagliche Existenz zu führen; die
älteren Männer brachten mir jeder eine gewaltige Schale
Milch das heisst eine wirkliche Schale von der ungeheueren,
„fueillea genannten Kürbisart, die oft 18 Zoll und darüber
im Durchmesser hat—, daneben etwas frische Butter, so reinlich
zubereitet, wie in irgend einer Englischen oder Schweizerischen
Meierei. Diese Butter war ein vollgültiger Beweis
ihrer Nationalität; denn im ganzen Börnu wird sonst die
) Der Name Obore schien mir etwas auffallend, da sonst nie ein Stamm
der Felläta oder Fulbe mit diesem Namen zu meiner Kenntniss gekommen ist,
und ich bin fast geneigt zu glauben, dass diese armen Hirten, von ihren
Blutsverwandten getrennt, den Namen aus dem ursprünglichen „Urube” durch
Umsetzung verderbt haben. Übrigens ziehen diese O'bore mit ihrem Yieh gelegentlich
bis Güdjeba hinab.