liefert, indem es mich 3 Jahre lang, bei fast unausgesetzter
Anstrengung, auf meinen Zügen nach Känem, nach dem Müss-
gu-Lande, nach Baghirmi, Timbuktu und zurück bis nach Kanö
getragen hat; hier endlich, nach 3 Jahre langer Anstrengung,
starb mein treuer Gefährte. Mag man dabei erwägen, dass ich
stets eine Doppelflinte, ein und oft selbst zwei Paar- Pistolen,
eine Menge Pulver und Blei, mehrere Instrumente, meine Tagebücher
und gewöhnlich selbst meine kleine Kaffeekanne
und ein Bisschen Mundvorrath bei mir auf dem Sattel hatte.
Aber ich kehre zu der Beschreibung des Lebensbildes,
welches die Stadt Kükaua darbietet, zurück. Mit Ausnahme
der Montage, an welchen gerade während der heissesten Tagesstunden
eine höchst geschäftige und interessante. Scene
den Marktplatz belebt, ist es von etwa-Mittag bis 3 Uhr
Nachmittags in der Stadt äusserst ruhig, und selbst zu anderen
Tagesstunden würde man hier die verschiedenartigem
Scenen von Gewerbfleiss, welche sich in dem mannichfaltigen
Panorama von Kanö zeigen, vergeblich suchen. Anstatt der
zahlreichen Färbereien voll Lehen und Geschäftigkeit, freilich
auch die. Ursache störender, entstellender Unreinlichkeit,
die über Kanö verbreitet sind, ist nur eine einzige Marina
in Kükaua und diese noch dazu von der ärmlichsten Art. Man
hört nicht den taktmässigen Schlag, mit dem die Toben geglättet
werden und der vielen,Orten in Haussa einen Charakter
von Geschäftigkeit gibt; ja kaum lässt sich das Geräusch
irgend eines anderen Handwerks vernehmen. Es herrscht
ein grösser Unterschied zwischen den Städten Kükaua und ■
Kanö, und, wie ich schon oben bemerkt, der Charakter des
Bömu-Volkes ist weit melancholischer, als der der Kanaüa.
Die Frauen sind im Allgemeinen weit hässlicher; breite, kurze
Figuren mit grossen Köpfen, breiten Nasen mit weit offenen
Nasenlöchern, und durch die Abnormität einer rothen Perle,
der „merdjän kintsabe”, im Nasenflügel noch mehr verunstaltet.
Demungeachtet sind sie ganz so gefallsüchtig und, so weit
Die Börnu-Frauen.
ich Gelegenheit gehabt, es zu beobachten, wenigstens ebenso
ausgelassen, als die aufgeweckteren und muntereren Haussa-
Frauen. Ich habe nie eine Haussa-Frau in der Weise vieler
Bornauerinnen auf den Strassen umherstolziren sehn, den
Rock, um mich so auszudrücken, lang am Boden hinschleppend
, die ausgebreiteten Arme gefallsüchtig hin und her
bewegend, über die Schultern ein Stück gedruckten Manchester
Kaliko’s in seiner ganzen Farbenpracht ausbreitend,
dessen Zipfel die Hände halten. Die Kleidung sowöhl. wie
das Benehmen der Haussauerinnen ist bei weitem anständiger
und wohlgefälliger. Das Beste an der Kleidung oder dem
Schmuck der BÖrnu- Frauen ist der Silberschmuck — die
„ fallafalle kelabe ” — , welchen sie auf dem Hinterkopfe
tragen, und der einer hohen Figur sehr gut steht; aber
nicht jede Frau kann sich einen solchen Schmuck schaffen,
und so opfert manche das, was ihr wahrer Stolz sein sollte,
für so eitelen Schmuck auf. Ungleich wohlgefälliger als
die Bornauerinnen sind die Kanembü-Frauen, die mit ihren
regelmässigeren, kleineren Gesichtszügen und zarterem Knochenbau
mehr Ähnlichkeit mit den Eingeborenen Haussa’s
haben.
Der belebteste Theil der beiden Städte ist der grosse Verkehrsweg,
welcher sie von West nach Ost durchschneidet und
gerade auf des Scheich Wohnung in der Oststadt zuführt.
Dies ist der „dendal” oder, wie wir sagen könnten, „die Königsstrasse”,
obgleich das nicht genau dem Begriffe des Worths
entspricht. Eine solche Lokalität gibt es, mehr oder minder
grossartig, in jeder Landstadt. Dieser Strasse entlang
drängt sich den ganzen Vormittag und Nachmittag über eine
grosse Menge von Reitern und Fussgängern, Freie und Sklaven,
Fremde und Eingeborene, jeder in seinem besten Anzuge
, um dem Scheich oder dem Vezier einen Besuch abzustatten,
oder einen Auftrag auszuführen, um Gerechtigkeit
oder Beschäftigung zu erlangen, oder ein Geschenk zu be