offene Landschaft mit sandigem Boden und schöner Weide
hinzog, erreichte ich kurz nach 9 Uhr den Brunnen U'ra; das
gleichnamige Dorf lag in einiger Entfernung auf der linken
Seite des Pfades. Wir füllten hier einen Schlauch und tränkten
das Pferd, aber wir liessen, eilig, wie wir waren, vielleicht
dem armen Thiere nicht Zeit genug, seinen Durst völlig zu
löschen.
Wir setzten dann unseren Marsch durch die offene Gegend
fort, wo grösserer Baumwuchs gänzlich aufhörte und nur vereinzelte
Gruppen von Gebüsch hier und da zu sehn waren.
Hier trafen wir eine grosse Heerde von Straussen und einen
Trupp von Gazellen an. Kurz vor Mittag hielten wir in
dem spärlichen Schatten eines kleinen Blto-Baumes (Balanites
Aegyptiacus).
Etwa um 2 Uhr Nachmittags, nachdem Menschen und
Thiere einige Ruhe genossen und sich an Speise erquickt
hatten, wollten wir unseren Marsch fortsetzen; mein Pferd
war schon gesattelt und mein Bemus hing über seinen Rücken,
als ich sah, dass meine zwei jungen Bursche nicht im
Stande waren, unsere schlanke launige Kameelin zu bändigen.
Sie hatte sich von ihnen losgerissen, und obwohl ihr
die Yorderfüsse gebunden waren, so entzog sie sich doch mit
ausserordentlicher Gewandtheit und Behendigkeit jedem Versuche,
sie einzufangen. Mich auf den gehorsamen und treuen
Charakter meines armen Gaules verlassend, sprang ich meinen
Leuten zu Hilfe, und unseren vereinten Kräften gelang
es endlich, das übermüthige Thier zu fassen. Als ich aber
nach dem Platze zurückkehrte, wo ich »mein Pferd gelassen,
war dasselbe verschwunden. Nur mit Mühe konnten
wir seine Spur ausfindig machen, und sahen, dass es die
Richtung, von welcher wir gekommen waren, eingeschlagen
hatte. Es war wirklich bei dem Brunnen Ura angekommen
und glücklicherweise dort von einigen Musketieren, welche
nach Kükaua marschirten, angehalten worden. Sie begegneten
'Abd Allah, den ich dem Pferde nachgesandt hatte,
auf halbem Wege.
Es war auf diese Weise 5 Uhr geworden, als wir wieder
auf brachen, und um den Zeitverlust wieder möglichst einzubringen,
setzten wir unseren Marsch ununterbrochen bis nach
Mitternacht fort. Etwa um 7 Uhr hatten wir ein bedeutendes
Dorf Namens Büa passirt, wo die Truppen Reiter und
Fussgänger, welche uns einige Zeit vorher überholt, Quartier
genommen hatten, und zwei Meilen weiterhin hatten wir links
und rechts Dörfer. Darauf aber waren nur wenige Zeichen
von Bevölkerung zu spüren, aber wahrscheinlich nur, weil die
Feuer schon ausgelöscht waren. Wir lagerten endlich in der
Nähe eines Dorfes; hatten aber Grund genug, diese Wahl zu
bereuen; denn während wir nicht einen Tropfen Wasser erhalten
konnten, da der Brunnen sich in zu grösser Entfernung
befindet , wurden wir die ganze Nacht durch den abscheulichsten
Streit zwischen einem Manne und seinen zwei Frauen
gestört; widerlichster Zank und Schläge hatten kein Ende.
Ich muss aber der Wahrheit die Ehre geben und bekennen,
dass ich während meiner Reisen im Lande der Schwarzen
nur höchst selten so widerliche Scenen zu erleben hatte.