in den Stand gesetzt hat, ihre Freiheit und Unabhängigkeit
gegen die Mohammedanischen Eindringlinge zu vertheidigen.
Diese Stämme sind, ausser den Demssa, welche einen ziemlich
zahlreichen Stamm zu bilden scheinen, zuerst die Mbulä,
wahrscheinlich dieselben, welche der in einiger Entfernung
vom Berg Mendif gelegenen gleichnamigen Ortschaft, die ich
oben erwähnt, ihren Namen gegeben haben; dann weiter nach
Westen und Nordwesten die Bätschama und noch weiter
westlich die Tangale. Mit den beiden Letzteren scheint Dr.
Yogel auf seiner interessanten Reise von Yäkoba nach Ha-
märruä in Berührung gekommen zu sein, und wir können
uns also der Hoffnung hingeben, von ihnen bald mehr zu
hören. Der Charakter der Dorfschaft, wo wir selbst gelagert
waren, ist natürlich durch die Eroberer, die sich hier
zum Theil niedergelassen, nicht unbedeutend berührt worden
und kann nicht dazu dienen, einen klaren Begriff von den
Sitten der Eingeborenen zu geben. Die. Hütten sind zum
Theil auffallend gross und keineswegs in der in solchen Fällen
hei den Fulbe üblichen Weise. Meine ausserordentliche
Schwäche erlaubte mir leider nicht umherzustreifen, um Einzelnes
zu beobachten.
[.Donnerstag, 3t<m Juli.\ Unser Marsch von Demssa nach dem
uns schon bekannten Orte unseres alten Freundes, des Mäl-
lem Delil war nur kurz, aber vom höchsten Interesse. Das
Landschaftsbild, das sich vor uns entfaltete, als wir zur
Dorfschaft, wo wir gelagert gewesen, hinauszogen, war reich
und schön; die Saaten (Negerhirse) standen 4—5 Fuss hoch,
mit ihren langen, schweren Ähren sich hinabbiegend, und
wechselten mit Feldern, wo die „gösa”, eine Art Brodwurzel,
in Fülle gezogen wurde. Das Ackerland war überall von
schönem Baumwuchs unterbrochen, unter dem besonders der
„tärmu” und die „küka” (der Affenbrodbaum) vorwalteten.
Gewiss ist dies eben kein Zeichen von grösser Industrie, aber
an Schönheit gewinnt das Ackerland in Afrika ungemein vor
dem Europäischen durch seinen reichen Baumschmuck; wie
sollte aber auch der Afrikaner sein Land bestellen, wenn er
sich nicht zur Mittagszeit in dem kühlen Schatten eines Baumes
gegen die versengenden Sonnenstrahlen schützen könnte ?
Selbst die zum Theil rauhen Granithöhen waren alle mit
frischem Pflanzenwuchs bekleidet. Wie die Natur mit einer
Fülle mannichfaltiger Züge sich belebte, so fühlte auch ich
meine Kraft sich wieder neu beleben.
Die Dorfschaften Demssa-Pöha und Demssa-Me-ssu sind
nach Nordwesten von einer Art flachen Gewässers begrenzt, das
die Kanöri „ngäldjam” nennen, wie man es sonst in diesen
weniger ebenen Landschaften selten sieht, das wir aber im
Müssgu - Lande vorwiegend finden werden. Dieses Wasser,
das sich auf flachem Wiesengrund in ansehnlicher Breite,
bis zu mehreren hundert Schritten, hinzieht, gibt der Landschaft
einen ganz eigenthümlichen Charakter. Augenblicklich
war es an der Stelle, wo wir es überschritten, mit hohem
Sumpfgras überwachsen, während es zu unserer Rechten
schon jetzt ein ganz ansehnliches offenes Wasser bildete,
das, von Felsmassen umsäumt, die wiederum reich mit Pflanzenwuchs
geschmückt waren, einen recht anmuthigen Anblick
gewährte; in der späteren Jahreszeit ist es natürlich weit umfangreicher
und tiefer und muss oft den Verkehr auf dieser
Seite ganz unterbrechen.
Aber an Wasser fehlt es überhaupt dieser Gegend nicht.
Nur wenige Minuten jenseits dieses fast ruhig stehenden, todten
Wiesengewässers durchschnitten wir den breiten klaren Strom
des mäyo Tiel, der auf- Kiesboden eilig dahinzieht und oft
eine bedeutende Wassermasse mit sich führt. Nach den Aussagen
meiner Führer wird er von drei Armen gebildet, deren
einer von Nordosten, von einer „Bäses” genannten Ortschaft,
herkommt, der andere aus der Umgegend von Belem und
der dritte von Nordwesten, von Bingel. Nur wenige hundert
Schritte weiter kamen wir schon wieder an ein anderes