von der Wahrheit entfernt sein, wenn wir die Gesammtzahl
der diesjährigen Salzkarawane der Kel-owi etwa auf 2500
Lastthiere anschlagen. Hierzu jedoch müssen wir das Salz
hinzufügen, das nach Sinder gegangen war und das ich nach
meinen eigenen späteren Erfahrungen nicht wohl auf weniger
als 1000 Lasten anschlagen darf, und dasjenige, welches in
Tessaua gebliehen war, um die Märkte dieser ganzen Landschaft
bis Göber zu versehen; dies mag leicht andere 200
Lasten betragen. Die Gesammtzahl der diesjährigen Salzkarawane
würde sich also auf etwa 8500 Kameellasten und ihr
Gesammtwerth auf etwa 150 Milhonen KurdI oder 60,000
Spanische Thalerbelaufen. Dann darf jedoch nicht vergessen
werden, dass das Land Asben seit längerer Zeit in unruhigem
Zustande gewesen war und demnach die Karawane zu anderen,
ruhigeren Zeiten zahlreicher sein mag, obgleich natürlich
auch Umstände eintreten, wo sie viel geringer ist oder gar ganz
ausbleibt, wie ich das seihst in der Folge erlebte. Wie klein
aber immer jene Summe übermüthigen Europäischen Handelsleuten
erscheinen mag, so bedeutend ist sie im Völkerlehen
des inneren Afrika’s und breitet hier Lehen und Behaglichkeit
im weitesten Kreise aus. Wir werden auf diesen Punkt
bei der Betrachtung des Handels von Kanö zurückkommen.
Ein wenig beunruhigt in Bezug auf die Absichten des Statthalters
der Provinz, ging ich frühzeitig am nächsten Morgen
zu Eleidji und versicherte ihn, dass ich ausser Kleinigkeiten,
wie Rasirmesser, Gewürznelken und Weihrauch, nur zwei rothe
Mützen zu einem Geschenk für den Landesherm bei mir
habe und auch wohl nicht mehr Schulden machen könne,
um ihm einen Bemus zu schenken. Der gute alte Mann war
selbst mit der Absicht des Sultans nicht unbekannt und
sagte mir, dass dieser darauf rechne, ein bedeutendes Geschenk
von mir zu erhalten, im entgegengesetzten Falle aber
mich an der Fortsetzung meiner Reise verhindern würde.
Ich wünschte sehr, die Stadt zu besuchen, aber unter solchen
Umständen konnte ich es nicht wagen, und blieb daher ruhig
im Lager. Der Statthalter, der einen grossen Theil seiner
Zeit auf einem Landhause zubringt, das er neuerdings in der
Nähe der Stadt erbaut hat, hielt am Mittag in der Nähe
unseres Lagerplatzes eine Art Revue über einige hundert
Reiter. Im Ganzen waren sie vortrefflich beritten, die Reiter
selbst waren insgesammt mit einem geraden Schwerte bewaffnet,
das sie an der linken Seite trugen, an einer Litze
über die rechte Schulter geschlungen; die Meisten trugen
nach der von den Tuareg angenommenen Sitte den Armdolch
am linken Arm; ihre Hauptwaffe war aber eine lange, schwere
Lanze zum Stossen; die Meisten hatten ein Schild, entweder
derselben Art wie diejenigen der Tuaregs, das heisst, länglich
viereckiger Gestalt und aus dem Felle der Leucoryx
Antilope oder auch aus schwarzem Büffelfell und in Gestalt
eines ungeheueren Kreises von wenigstens 5 Fuss Durchmesser.
Flinten fanden sich in nur äusserst geringer Anzahl
und ich konnte deren nur 4 oder 5 zählen. Ihre Kleidung
war malerisch, aber, weil zu kriegerischen Zwecken bestimmt,
nicht so weit und vornehm, als die Haussaua und
Haussa-Fellani sonst wohl zu tragen pflegen. Das weite
Hemd oder vielmehr die Hemden — denn Jeder trug gewöhnlich
zwei — war um die Brust mit einem der hier
gewöhnlichen, aus Egypten eingeführten, rothweissen Shawls
befestigt,-und selbst wo der Eine oder Andere einen Ber-
nus trug, war dieser gleichfalls um die Brust gewunden,
anstatt in schönen natürlichen Falten herabzufliessen. Die
Meisten derselben, das heisst alle Fulbe, trugen einen schwarzen
„rauani” oder Shawl, den „lithäm” oder „tessil-gemist” der
Imöscharh, von denen die Fellani-n-Haussa diese Sitte nur
aus dem Grunde angenommen haben, weil es kriegerischer
aussieht und wohlsteht, da sie nicht wie jene einen abergläubischen
Grund haben, ihren Mund zu verdecken, und
ganz beliebig ihren Shawl abnehmen. Das ganze Geschirr der
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