Eintritt in die Stadt Kukaua. 265
nicht besser sei, hier meine Kameele abzuwarten, um wenigstens
nicht -ganz ohne Begleitung zu sein. Bald aber wurden
meine Bedenken "beschwichtigt, da ich berechnete, dass
meine Leute weit zurück seien und wir, wenn ich wartete,
kein Quartier für uns bereit finden würden. Ich spornte also
meinen Gaul an, und erreichte bald die westliche Vorstadt
von Kiikaua. Wie ich aber die Stadt vor mir sah, verfolgte
ich nur zögernd meinen Weg. Einen Augenblick machte mich
die in der heissen Mittagsgluth glimmernde weisse Lehmmauer
irre und ich wusste nicht recht, ob es Kunst oder
Natur sei. Dann sprengte ich darauf zu und hinein ging’s
durch das leidlich feste Thor. Obgleich es noch zeitig am
Nachmittag war, fehlte - es- hier doch nicht an müssigen Zuschauern,
die mich mit Neugierde angafiften ; aber höher stieg
ihr Erstaunen, als ich nach derWohnung des Scheichs fragte.
Indem ich so den kleinen täglichen Nachmittagsmarkt —
„dyrria” — passirte, welcher voll Menschen war, ritt ich den
Déndal, d. i. die Königsstrasse (Ansicht 14), entlang nach dem
Palast zu. Er schliesst den Déndal nach Osten ab und an
seiner südlichen Ecke liegt eine ebenfalls aus Lehm gebaute,
aber keineswegs ansehnliche Moschee mit einem vereinzelt
vortretenden Minaret. Zur Hechten und Linken wird der
Platz von Wohnungen der Grossen des Reiches umschlossen,
die aber, niedrig, wie sie sind, eben keinen grossen Eindruck
machen! Ein schöner Gummibaum ist dagegen der grösste
Schmuck, während, wenn der Scheich in der Stadt ist, fast
stets reich geschmückte Pferde des Einen oder Anderen, der
seine Aufwartung macht, zur Belebung der Scene beitragen.
Und er war gerade im Augenblicke meiner Ankunft hier in
seinem westlichen 'Palaste, während er gewöhnlich in der
Oststadt, dem eigentlichen Königsviertel, residirt.
In höchst einfachem Aufzug, wie ich war, auf schlechtem
Gaulé beritterf;' ohne Begleiter, Geleitsmann oder auch nur
einen Buben, um mein Pferd zu/ halten, ward ich von den
Rarth's Reisen. II. 3 4