ich ihm nur ein wenig zeitweilige Linderung verschaffen. Mein
Verhältniss zu ihm war in der That ein höchst peinliches für
mich; mir seihst bewusst, dass ich gänzlich unfähig sei, ihm
zu helfen, musste ich wiederholt hören, wie er mich hei Allem,
was mir theuer war, beschwor, ihn nicht seiner Leidensqual
zu überlassen. Erfreulicher war ein Besuch des ältesten Sohnes
des Statthalters von Kanö, welcher, von zwei Reitern begleitet,
mich eines Tages aufsuchte, und da er mich nicht in
meiner Wohnung traf, mir in der Richtung folgte, in der ich,
wie er hörte, ausgegangen war. Als er mich so getroffen,
folgte er mir, ohne ein Wort zu sagen, bis ich in meine Wohnung
zurückgekehrt war. Es war ein hübscher, bescheidener
und intelligenter Jüngling von etwa 18 Jahren, wie ich denn
oft die Schönheit und das gefällige Wesen junger Fulhe oder
Fellani aus guten Familien zu erwähnen haben werde. Zu
seinem ausserordentlichen Vergnügen liess ich meine Spieldose
ihre anmuthigen Schweizer-Melodieen spielen. Ich gab
ihm zum Andenken ein Englisches Taschenmesser, und wir
schieden als die besten Freunde mit gegenseitigem Bedauern.
Grosse Mühe hatte ich mit der Ordnung meiner Geldangelegenheiten
und fand mich nicht wenig beunruhigt, dass
ich meine oben erwähnte Schuld dem Hadj el Daüaki nicht
eher bezahlen konnte, bis El Wdchschi selbst in Kanö eingetroffen
war, obgleich ich dem Letzteren versprochen hatte,
die Sache sobald als möglich abzumachen. Meine grosse Ar-
muth verursachte mir in der That nicht geringe Pein, und
nachdem ich verkauft, was ich hatte, wobei ich durch Bauü’s
Mangel an gewissenhafter Redlichkeit einen sehr schweren Verlust
erlitt, nachdem ich ferner meine Schulden endlich abgetragen
und Mohammed befriedigt hatte, der, von einem heftigen
Fieber befallen, selbst den dringendsten Wunsch hegte,
nach Hause zurückzukehren, würde mir kaum die Möglichkeit
gebliehen sein, die Vorbereitungen zu meiner Reise nach
B6mu zu treffen, hätte mich nicht der Sserki dabei unterstützt.
Er hatte sich allerdings bis dahin sehr karg und zurückhaltend
gegen mich benommen, was ich meines Wirthes
egoistischer und unedler Handlungsweise zuschreibe. Nicht
ein einziges Gericht, nicht' ein Schaaf oder sonst den geringsten
Beweis von Gastfreundschaft hatte er mir während meines
bisherigen Aufenthalts in der Stadt zukommen lassen.
Ich war demnach auf das Angenehmste überrascht, als am
Morgen des 2ten März der alte Eleidji kam und mich in seiner
sanften, gemüthlichen Weise benachrichtigte, dass mir
in Folge seiner dringenden Vorstellungen, der Landesherr
ein Geschenk von 60,000 Kurdi sende.. Er erklärte- mir mit
einem gewissen Stolz und Selbstbewusstsein, dass er ihn streng
getadelt und ihn versichert habe, dass er der einzige Fürst
sei, der mir keine Ehre erwiesen. Auch konnte ich wohl
überzeugt sein, dass dies nicht eitle Prahlerei meines alten
Freundes war, um so mehr, da er meinen edlen WirthBauü-
auf verächtliche Weise abfertigte, als dieser den Braten gerochen
und sogleich mit einem langen Gefolge hungriger Begleiter
sich einstellte, um seinen Theil von der fürstlichen
Gabe zu erhaschen.
Es wäre mir allerdings ungleich erwünschter gewesen, hätte
mir der Herr ein Paar Kameele oder ein schönes Pferd geschenkt,
aber meine materielle Lage war zu der Zeit zu armselig,
um ein Geldgeschenk zu verweigern, hauptsächlich da
es nur ein kleineres Gegengeschenk war und sicherlich den
dritten Theil des Werthes der Geschenke, die ich dem Sserki
und seinem Bruder, dem Ghaladima, gemacht, nicht überstieg
(60,000 Kurdi sind 24 Spanische Thaler). Ich war daher sehr
dankbar für diesen ganz unerwarteten Zuschuss, und indem
ich dem Hofbeamten, der mir das Geschenk üherhrachte,
6000 Kurdi gab und ebensoviel an Eleidji, ausserdem 8000
unter Bauü und Ssidi 'Ali vertheilte, behielt ich 40,000 für
meinen eigenen Bedarf. Mit dieser, wenn auch an sich höchst
geringen Summe war ich glücklicherweise in den Stand ge