Mittagszeit und die Sonne schien mit grösser Gewalt. Dennoch
ordnete ich mein weniges Gepäck und wir machten
uns zur Abreise bereit. Als ich aber die Halle, wo ich mich
einquartiert, etwas zu bald verlassen hatte und einen Augenblick
auf meine Begleiter warten musste, wurde ich so
schwach, dass ich mich nicht länger auf den Füssen erhalten
konnte, sondern mich platt auf die Erde niederlegen musste.
Sobald ich jedoch einmal im Sattel sass, warf ich mein ganzes
Gewicht auf meine breiten, bequemen Steigbügel und hielt
mich mit den Händen am Sattelknopf fest, und obgleich ich
unterwegs zweimal ohnmächtig wurde, gewann ich doch
bald wieder etwas Kraft, besonders als sich ein leichter
Wind erhob, der die brennende Hitze bedeutend milderte.
Ich habe stets auf meinen Reisen in diesen Gegenden den
gewaltigen Einfluss empfunden, welchen es auf mein Befinden
äusserte, wenn ich zu Pferd sass. Es war nicht allein
die reinere Luft in etwas grösserer Entfernung vom Boden,
wo oft ein kleiner Luftzug aufgefangen wird, während ein
paar Fuss niedriger Alles stagnirt, sondern wohl besonders
die mässige Anstrengung der Glieder und die Bewegung,
die mich oft zu Pferd leidlich' wohl sein liess, wenn ich
nicht im Stande war, mich einen- Augenblick auf meinen
Füssen zu halten und fast bewusstlos am Boden lag. Zehn
bis 20 Fuss vom Boden erhöhete, frei auf Pfählen ruhende,
luftige Hütten würden sicherlich für Europäische Reisende
in diesen Gegenden von unendlich wohlthätiger Wirkung
sein.
Eine ansehnliche Menge Volkes begleitete mich, indem sie
ihre Betrübniss über meine plötzliche Abreise ausdrückte,
wiewohl ich mir durch meine Weigerung, Gebetsformeln herzusagen
oder zu schreiben, • manchen vorher freundlich gesinnten
Eingeborenen entfremdet hatte und wiewohl sie wussten,
dass mir meine letzte Hartnäckigkeit das Missfallen ihres
Herrn zugezogen hatte; Viele von ihnen missbilligten selbst
Beginn der Rückreise. 591
offen sein Betragen gegen mich. Dieser Beweis freundlicher
Gesinnung gereichte mir in meiner trüben Stimmung zu gros-
sem Trost und ich gab mehreren der mich Geleitenden kleine
Beweise meiner Anerkennung. Auch mit Bfllama hatte ich
vollen Grund zufrieden zu sein, und wie er mir besonders
durch den Charakter seiner Sendung den ungünstigen Empfang
zugezogen hatte, so bewies er mir nun auch treue
Anhänglichkeit. Bü-Säd dagegen zeigte auch hier die den
Arabern gewöhnliche Treulosigkeit, indem er gegen Billama
erklärte, wenn Mohammed Loel vielleicht unterwegs seinen
Zorn an mir auslassen sollte, so wären sie natürlich Muselmänner,
das heisst mit anderen Worten, ihr Loos von demjenigen
des Christen gänzlich geschieden, worauf ihn der Ka-
nöri mit Unwillen verliess nnd zu mir kam.
Eine grosse Fülle von Regen war während meiner Anwesenheit
in Yöla gefallen und hatte dem ganzen Lande
jetzt einen frischeren Anblick gegeben, während in Folge
davon auch das Vieh in grösserer Zahl auf den Feldern
weidete, so dass ich mich ganz erfrischt fühlte und mich
für fähig erklärte, bis nach Ribäö den Marsch fortzusetzen,
ein Ritt von 6 Stunden in mässigem Schritt. So erreichten
wir diesen befreundeten Ort ohne Unfall, ausser dass mein
Gepäck auch diesmal bei der Passage des tiefen Wassers
des mäyo Binü durchnässt wurde, und ich nahm ohne Umstände
mein Quartier in dem wohlbekannten Gehöfte unseres
früheren Wirthes.
Ehe ich nun den weiteren Verlauf meiner Rückreise von
hier beschreibe, muss ich es versuchen, den Leser mit diesem
Lande besser bekannt zu machen, in welches ich ihm bis
jetzt nur einen oberflächlichen Blick eröffnet habe, während
die plötzliche undunerwartete Art, wie ich es zu verlassen mich
gezwungen sah, mir nur erlaubt hat, in den meisten Fällen
mich auf das Zeugniss Anderer zu verlassen. Aber ich hoffe,
dass die Zeit schon gelehrt hat, dass die von mir gesammel