au Formen sich erwarb und die schönste Art der Aussprache,
so zeichneten sich auch die Bewohner dieser Stadt voi denen
der übrigen Haussa-Städte durch feineres Benehmen vortheil*
haft aus.
Diese Zustände aber änderten sich vollkommen im Anfang
unseres Jahrhunderts, im Jahre 1222 der Hedjra oder 1807
unserer Zeitrechnung. Damals bemächtigten sich die Fulhe
Fellani, nie sie von den Haussa-Völkem, Felläta, wie sie von
den Bömu-Leuten genannt werden — durch das Predigen des
Reformators oder Djehädi’s Othmän dan Födie zum höchsten
Fanatismus aufgeregt und in die religiöse und zugleich politische
Verbindung der Djemmäa oder, wie sie das Wort
aussprechen, Djemmära vereint, der Stadt. Aber während
sich Kanö höchst ruhmlos fast ohne Widerstand an Slimän,
Othmän’s Heerführer, ergab, wobei der Haussa-König El Wäli
nach Saria entfloh, war der Kampf um Kätsena langwierig
und blutig. Mallem Rhomäro hatte in der That 7 Jahre
lang ununterbrochen Krieg gegen die Stadt geführt, ehe er
im Stande war, sie durch Hungersnoth zur Übergabe zu
zwingen. Das Elend in der Stadt soll damals so gross gewesen
sein, dass ein Angulu oder Aasgeier, dessen unreines
Fleisch in Friedenszeiten Niemand anrühren würde, 500 Kurdi
kostete; eine Eidechse wurde mit 50 Kurdi bezahlt. Mit
der endlichen Einnahme der Stadt jedoch hörte der Kampf
noch nicht auf. Die Habe waren so erfolgreich, Rhomäro nochmals
aus der Stadt zu vertreiben, ohne ihm jedoch, als er
mit frischer Heeresmacht zurückkehrte, Stand halten zu können.
In diesem Kampfe für ihre religiöse und nationale Unabhängigkeit
fielen nach einander fünf Fürsten von Kätsena und
Mallem Rhomäro war keineswegs seiner Eroberung sicher, ehe
bei der gänzlichen Zerstörung Dänkama’s Mägadjin Häddedu
getödtet wurde. Dies geschah nur 4 Monate, nachdem sein
Vorgänger Mahamüdu (Machmüd) in Sabo-n-gari unterlegen
war, und selbst da legte der neue Haussa-Fürst Benöni, wel-
Eroberung der Stadt durch die Fulbe.
eher immer noch den Titel Sserki-n-Kätsena fortführte, die
Waffen nicht nieder; aber auch er wurde besiegt und fand
in Tüntuma seinen Tod. Noch bis auf den heutigen Tag jedoch
führt der Fürst von Marädi den Titel „Herr von Kätsena”
und die Mariadaua und Göberaüa haben keineswegs
die Hoffnung aufgegeben, diesen alten Sitz der Herrschaft
wiederzuerobern.
Von der Zeit der Einnahme an gerieth die Stadt in raschen
Verfall, und alle bedeutenderen ausländischen Kaufleute siedelten
nach Kanö über, wo sie dem Bereiche jenes rastlosen
Kampfes zwischen Isslam und Heidenthum, zwischen Unterjochung
unter die schrankenlos um sich greifende Übermacht
der Fulbe und politischer Unabhängigkeit ferner standen.
Selbst die Asbenaua verlegten ihren Salzmarkt nach Kanö,
das nun erst zum Emporium des Handels in diesem Theile
Sudans wurde, während Kätsena nur als Sitz eines Statthalters
und wegen seiner günstigen Lage zu Nyffi einige Wichtigkeit
behielt. Dies ist in der That bedauerlich, da die
Lage der Stadt sowohl durch ihr Verhältniss zu den verschiedenen
Hauptstrassen, als auch weil sie bei weitem gesünder
ist, gegen Kanö beträchtliche Vortheile darbietet. Wie in-
dess die Zustände gegenwärtig sind, wird die Stadt, so länge
nicht jener Kampf entschieden ist, stets mehr und mehr verfallen.
Entweder muss es den Fulbe gelingen, jene unabhängigen
Staaten im Norden und Nordwesten gänzlich zu unterdrücken,
und dafür ist bei dem gegenwärtigen geschwächten
und zerrissenen Bestände des Sökoto-Reiches in der That
wenig Wahrscheinlichkeit vorhanden, oder die Göberaüa und
Mariadavia, deren Fürst noch immer den Titel „sserki-n-Kä-
tsena” führt, müssen die Stadt wiederum erobern. Mohammed
Bello, der gegenwärtige Gouverneur, hatte schon die Absicht,
diese ungeheueren Ringmauern gänzlich aufzugeben und
in ihrer Nachbarschaft einen neuen, aber kleineren und leichter
zu vertheidigenden Regierungssitz zu gründen, aber der