zu behaupten, dass von Marädi eine Botschaft gekommen
sei, welche meine Hinkunft nach jener Besidenz erbäte, und
dass, da Bornu den Einen und Marädi den Anderen meiner
Gefährten festhielte, er mich zuriickhalten würde, aber natürlicherweise
nur 0 um mein Wohlthäter zu werden („sse
al chere”). Ich sah, dass Widerrede nutzlos sei und dass
ich viel besser thun würde, diesen lebhaften und drolligen
Herrn seine Rolle spielen zu lassen und geduldig das Ende
der Komödie abzuwarten; ich verabschiedete mich demnach
und kehrte in meine Wohnung zurück.
Spät am Abend ward Mohammed der Tunesier zu ihm berufen.
Ich konnte kaum hoffen, dass mein Diener mit seinem
hitzigen und leichtfertigen, stets von einem Extrem zum anderen
überspringenden Temperament irgend etwas bessern würde,
und da die Wohnung des Herrn weit entfernt und dieser Stadt-
theil verlassen und öde war, musste ich ihm erlauben, zu seinem
Schutze ein Paar Pistolen mit sich zu nehmen. Letztere
erregten bald die Aufmerksamkeit unseres Wirthes, und er beklagte
sich bitter, dass er, der grösste Mann im Sudan, nichts
von mir bekommen habe, während alle kleinen Häuptlinge so
glänzende Geschenke erhalten hätten. Da ihm mm Mohammed
sagte, dass diese Pistolen mir gehörten, wollte er, sie durchaus
zum Geschenk haben; aber ich, wohlbewusst, dass der
ganze Erfolg unserer Unternehmung grossentheils von unseren
Feuerwaffen abhänge, verweigerte es standhaft. Diese
Pistolen (gewöhnliche Seemannspistolen), welche wir von der
Englischen Regierung erhalten hatten, waren ausgezeichnet
zu einer langen Unternehmung in Gegenden, wo Europäisches
Fabrikat, wenn einmal in Unordnung gerathen, nutzlos
wird; nur hatten sie für einen vom Afrikanischen Klima
geschwächten Europäer oder selbst Araber das einzige Unangenehme,
etwas schwer zu sein.
Da Alles, was ich gehört und gesehn, mich davon überzeugte,
dass der phantastische und ehrgeizige Statthalter ein
hübsches Geschenk von mir haben wolle, und da ich doch
selbst nichts hatte, um es ihm zu geben, war ich sehr froh,
als El Wächschi am nächsten Morgen mich aufsuchte;' denn
ich hoffte, er werde mir aus der Verlegenheit helfen können.
Nachdem ich mit ihm über meine Lage gesprochen und
ihn versichert hatte, dass ich nicht glaube, etwas zu besitzen,
womit ich die Habsucht des Sultans befriedigen könne, da
es mir nicht möglich sei, die Pistolen wegzugeben, weil sie
der Regierung gehörten, — ging ich mit ihm aus, um mich
ein wenig in der Stadt umzusehn.
Kaum waren wir einige Schritte gegangen, als Bel-Rhet uns
sah und mir heftige Vorwürfe darüber machte, dass ich ohne
seine Erlaubniss ausgegangen sei. Ich wurde bei dieser so erniedrigenden
Behandlung ziemlich warm und sagte ihm in
sehr einfachen Worten, dass ich mich als freien Mann betrachten
würde und in voller Freiheit, hingehn zu können,
wohin, es mir beliebte, — so lange der Statthalter mich
nicht durch an meiner Thüre aufgestellte Soldaten daran
hindere. Da Bel-Rhet fand, dass er seinen Ärger nicht direkt
an mir auslassen konnte, so versuchte er es mit meinem
Begleiter, indem er ihn tadelte, dass er mit diesem „käfer”
gegen den Willen des Sultans ausgegangen sei und den „käfer”
auch noch in seiner Widerspenstigkeit gegen den Willen Sr.
Fürstlichen Hoheit bestärke. Ich fühlte mich durch den Titel,
welchen.er mir zu geben beliebte, nicht sehr geehrt,
wesshalb ich ihm sagte, dass bis jetzt noch Niemand in der
Stadt mich mit einem solchen Namen beleidigt hätte und
dass es seiner Unverschämtheit Vorbehalten gewesen wäre,
dies zu thun. Als Bel-Rhet sah, dass ich gereizt war, zögerte
er nicht, obwohl er gut im Kuran belesen war, zu erklären,
dass er von der eigentlichen Bedeutung des Ausdruckes „käfer”
keine Kenntniss gehabt habe; auch bat er mich, ihm
genaue Auskunft über die Beziehungen der Engländer zu
den verschiedenen Mohammedanischen Staaten zu geben. Als