und mit vier in solcher Baukunst geübten Leuten ging ich
sogleich an’s Werk, das mit solcher Raschheit vorwärts
schritt, dass ich schon geraume Zeit, ehe meine Kameele
ankamen, einen gut eingezäunten, bequemen Hofraum mit
einem prächtig kühlen Schattendach besass und nun mein
Zelt zur Rumpelkammer für mein Gepäck und als Schlafzimmer
für mich seihst gebrauchen konnte. Nachdem ich mich
so ganz behaglich eingerichtet, war ich sehr wohl geneigt,
mich des landesmässigen Frühstücks zu erfreuen, das mir
von dem Meidükia gesandt wurde; es bestand aus gut zubereitetem
Hirsenbrei mit saurer Milch.
Einige der hier angesiedelten Araber statteten mir in der
Folge ihren Besuch ab und es freute mich, unter ihnen Einen
zu finden, welcher Clapperton’s Diener gewesen und mit den
Unternehmungen und Erlebnissen der ersten Expedition wohl-
bekannt war. Er war viel umhergereist und konnte mir
mit Hilfe eines seiner Begleiter einen leidlich vollständigen
Bericht von der Strasse von Sokoto nach Gondja geben.
Diese Araber führen natürlicherweise ein sehr eigenthüm-
liches Lehen und treiben zum Theil auf abscheuliche Weise
Wucher mit den armen Eingeborenen. Ssälem jedoch, einem
Eingeborenen des handelsthätigen und rührigen Städtchens
Ssökna in Fesän, war es gelungen, ein für diese Gegenden
bedeutendes Vermögen zu sammeln, und er hatte daher von den
Haussana denBeinamen „Meidükia” — „derReiche” — bekommen.
Er hatte einen befreiten Sklaven Namens Mohammed Ab-
beaküta, welcher, obwohl keineswegs ein angenehmer, ja vieb
mehr ein etwas eingebildeter, anmassender Mensch, mir aber
sehr werthvolle Nachrichten zu gehen im Stande war. Unter
Anderem gab er mb eine sehr merkwürdige Liste der einheimischen
Monatsnamen, welche indessen nicht die in
Haussa und auch nicht die in Yöruba, so viel mb bekannt,
gebräuchlichen sind. Denn seine Ursprüngliche Heimath war,
wie sein Name andeutet, eben Abbeaküta, wo jetzt Christliehe
Missionäre einen fesfen Sitz genommen zu haben scheinen;
aber schon jung seiner Heimath entführt, hatte er nur
unklare Ideen über jene Gegenden. Die Monatsnamen, welche
er mir mittheilte, lauten wie folgt: Dubberäno, Butaeni, H&kka,
Hanäa, Ssyr-hä, Neschyrä, Tärfa, Ssäbenä, Harsäna, Ssurfa,
Iwäk, Schemäk, Ikelillu, Färam makadäm, Färam machero.
Von diesen fünfzehn Namen, die ich nicht im Stande war mit
den Monaten des Arabischen Kalenders in Übereinstimmung zu
bringen, weil der Bursche nicht ein Wort Arabisch verstand,
dürften drei die volksthümlichen Benennungen von Jahreszeiten
sein. Er gab mb auch die folgende Verschreibung eines
Gegenmittels gegen Verwundung mit vergifteten Pfeilen. Ein
ganz junges Huhn wird mit den Früchten der Tschamssinda-,
der Addua (Balanites Aegyptiacus) und des Tamarindenbaumes
gekocht; der so gewonnene bittere Stoff, der, fertig
zubereitet, in einem kleinen Gefäss auf den Heereszügen mitgenommen
wird, soll, wie er sagt, wenn unmittelbar nach der
Verwundung durch den vergifteten Pfeil getrunken, die Folgen
desselben unschädlich machen.
Am nächsten Morgen ging ich mit'Abd el Chaflf, um dem
alten Dan-Tanöma meine Aufwartung zu machen. Seine Wohnung
ist, abgesehen von den mit Mattenzäunen umgebenenVor-
höfen, durch hohe Thonmauern .geschützt und schliesst, ausser
einer Anzahl Hütten für den Haushalt und die zahbeichen Weiber,
einige geräumige, aus Thon errichtete Hallen von beträchtlicher
Ausdehnung in sich. Der Hofraum, von einem weit sich
ausbreitenden Tamarindenbaum beschattet, war ein stattlicher
Platz. Während wb hier sassen und den gnädigen Befehl
des Herrn erwarteten, gewann ich einen guten Blick in die
Maschinerie dieses kleben Hofes, da alle die wohlgenährten,
faulen Schmarotzer, die den Hofstaat bilden, nach emander
sich einstellten und b trivialen Spässen eben edlen Wettkampf
begannen. Die Haussa-Sprache ist Hofsprache und
die Folgereihe der Ämter ist dieselbe wie die in Kanö.
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