langten wir nur mit Mühe von den Dorfbewohnern ein Frühstück.
Die Hitze war sehr drückend und verkündete ein Unwetter;
wir bestiegen eben unsere Pferde, als es im Süden ausbrach,
ohne uns jedoch glücklicherweise zu erreichen. Eilig
verfolgten wir unseren Weg und fanden unsere Leute in einem
Dorfe Namens Ihramri gelagert, störten sie aber sogleich
zum Weitermarsch auf. Hinter diesem Dorfe bemerkte ich
die ersten Baumwollenfelder, welche mir auf diesser Strasse
vorkamen. Das Land war dicht bevölkert und gab unverkennbare
Beweise von einem gewissen Grade von Ge-
werbfleiss; ja, ich fand sogar in dem Dorfe Baschirori eine
Färberei. Es war dies ein Zeichen, dass wir uns dem regen
und gewerbfleissigen Bezirk von Udje näherten.
Das ganze Land war in Kornfelder von bedeutendem Umfange
zerlegt; sie waren eben bearbeitet und besäet wor-,
den und theilten so der ganzen Landschaft den Charakter
grösserer Lebensfülle mit. Der ganze Bezirk gehörte damals
Mestrema als eine Art Feudalgut, aber nach der politischen
Umwälzung von 1854 fiel er in Ungnade und der Besitz wurde
ihm abgenommen.
Ich hatte schon die Überzeugung gewonnen, dass die Küka
(Adansonia digitata) einer der gewöhnlichsten Bäume im
Negerlande ist, doch waren alle Exemplare von diesem
kolossalen Baume, welche ich bisher gesehn hatte, vom Laub-
schmuck entblösst gewesen und hatten so eher einen düsteren
und unfreundlichen Anblick gewährt. Hier nun sah ich
das erste Exemplar eines in seinem ganzen Schmucke dastehenden
Baumes, und obwohl das Laubwerk kein Verhältniss
zu der ungeheueren Grösse der Aste und Zweige hatte, gewährte
der Baum doch ein ungleich freundlicheres Aussehen. Wir
nahmen unser Nachtquartier in Udje Maidügun, einem gros-
sen, behaglich aussehenden Orte, dergleichen ich, seitdem ich
Kükaua verlassen, noch nicht wieder gefunden hatte; der Hofraum
aber, welcher uns von den Sklaven Mestrema’s angewiesen
wurde, war im schlechtesten Zustande, und um mich
irgend behaglich einzurichten, war ich genöthigt, mein Zelt
aufzuschlagen. Wir wurden indess gastfrei bewirthet und
man brachte uns ausser dem gewöhnlichen „birri” Hühner
und ein Schaaf.
Wir waren nun in einen der schönsten Distrikte Bornu’s
eingetreten. Mit allgemeinem Namen heisst er Udje; begreift
aber eine grosse Anzahl Ortschaften, zum Theil von bedeutender
Grösse, in sich. Er bildete ehemals die Hauptprovinz
der Gam-erghü, eines Stammes, dessen in der Geschichte des
Königs Edrlss Alaöma*) oft Erwähnung geschieht und welcher,
wie seine Sprache bezeugt, mit den Ur-Wändala, den
Bewohnern des gewöhnlich Mändara genannten Landes, eng
verwandt ist**). Dieser Stamm hat gegenwärtig alle nationale
Unabhängigkeit verloren, wogegen seine Brüder in Morä und
den umliegenden Orten, geschützt durch den bergigen Charakter
des Landes, noch gegenwärtig eine Art Unabhängigkeit
gegen die Kanöri und Fulbe zu bewahren wissen; doch
werden auch sie, wie es scheint, den Letzteren wohl bald
erliegen müssen. Der grössere Theil der Gam-erghü ist ganz
ausgerottet, die Übrigen sind schweren Abgaben unterworfen,
wiewohl der Tribut, den sie dem Scheich selbst zu entrichten
haben, nur in Butter besteht.
In der Landschaft Udje hat jeder grössere Ort einen eigenen
Markt, aber in Udje Ka-ssükulä wird ein sehr bedeutender
Markt gehalten, und eben daher hat der Ort seinen Namen
bekommen, — „kä-ssukü” nämlich bedeutet Markt. In
*) S. die chronologischen Tafeln.
**) Die Letzteren nennen die Gam-erghü „Mukss-Amalghuä”; dies ist aber,
glaube ich, ein Spottname; wenigstens heisst „raükse” in der Sprache Wän-
dala’s „ein Weib” ; aber „amdlghuä” mag die ursprüngliche einheimische Form
des Namens Gam-erghü sein. Leider hatte ich keine Gelegenheit, die Leute
selbst nach ihrem ursprünglichen Namen zu fragen. .