Wir waren schon zur Ruhe gegangen, als der Orkan mit
furchtbarer Gewalt auf uns . niederbrach und mein kleines,
schwaches Zelt zu vernichten drohte. Glücklicherweise waren
die obersten Seile gut befestigt und so gelang es mir dadurch,
dass ich mich gegen die Seite, von welcher der Wind
kam, stemmte, das Zelt vor dem Umfallen zu sichern. Der
Regen fiel in Strömen, und obwohl das Zelt das Wasser
ziemlich gut von ohen abhielt, drang es doch von unten herein,
und so wurde ein grösser Theil meines Gepäckes durchnässt.
Sobald indesS nur wirklicher Regen beginnt, ist ein
Reisender unter seinem Zelte ziemlich sicher, weil dann der
heftige Sturm aufhört. Indem ich mich daher ruhig auf
meinen Feldstuhl setzte und mich in meinen „msäber”— Re-
genhernus — hüllte, wartete ich das Gewitter ab und zog
mich, nachdem es vorbei war, in die Hütte zurück, wo ich
Mällem Katöri und Bü-Säd behaglich ausgestreckt fand.
[Sonnabend, 7,m Juni7\ Wir brachen zu ziemlich früher
Stunde auf. Wir selbst und all’ unser Gepäck waren durchnässt;
der Regen war so stark gewesen, dass man die Feldarbeit
nicht länger verzögern konnte, und wir sahen unmittelbar
beim Dorfe ein Ehepaar ihr kleines Stück Land besäen,
indem der Mann vorausging und in regelmässigen Entfernungen
mit einer' etwa 5 Fuss langen Hacke Löcher in den
Boden schlug, während die Frau, seinen Schritten folgend,
in jedes Loch einige Samenkörner warf -ijj ein eigentliches
Säen nach unserem Begriff findet im Negerlande nicht statt—.
Diese Leute hatten sicherlich nichts zu verlieren, und um
ihren geringen Vorrath an Samen nicht einzubüssen, hatten
sie gewartet, bis der Boden gänzlich durchnässt war. Andere
Leute dagegen vertrauen ihr Samenkorn dem Boden vor dem
Eintritt der wirklichen Regenzeit an und laufen damit Gefahr,
dasselbe zu verlieren, wenn die Regengüsse zu lange ausbleiben.
Nachdem wir ein kleines Dorf Namens Ken-kassäma passirt
hatten, wurde der Wald sehr dicht und wir folgten eine
ganze Stunde lang den ungeheueren Fusstapfen eines Ele-
phanten, welchem es sehr bequem gewesen war, den ausgetretenen
Pfad zu verfolgen, zum grossen Argerniss der Reisenden,
welche über die von seinen Füssen eingedrückten tiefen
Löcher hinwegzustolpern hatten.
Etwa um 11 Uhr Morgens erreichten wir den Anfang von Molgheu.
Ungefähr 1 Meile vorher waren wir bei einer Anzahl
runder Löcher von etwa 4 Fuss Breite und 5 Fuss Tiefe vorbei
gekommen, welche absichtlich gerade an dem Platze gegraben
waren, wo der Pfad zur Linken durch einen tiefen Stromeinschnitt
und zur Rechten durch unebenes Terrain eingeengt
wurde, um einen plötzlichen feindlichen Überfall, namentlich
von Reiterei, zu verhindern. Molgheu ist eher der Name
eines Distriktes, als eines Dorfes. Die ihrer vollen nationalen
und religiösen Unabhängigkeit sich noch’ erfreuenden
Länder der heidnischen Bevölkerung scheinen im Allgemeinen
nicht in bestimmt abgegrenzten Dörfern und Städten, wo die
Häuser dicht bei einander liegen, bewohnt zu sein, sondern
vielmehr in einzelnen Meiereien und Gruppen von Hütten,
deren jede eine Familie einschliesst; somit dehnt sich eine
solche weit auseinander liegende Ortschaft über einen bedeutenden
Strich Landes aus, wo dann das Ackerland eines jeden
Mannes sich rund um seine Hütte umherreiht. Die Felder
von Molgheu aber trugen einen traurigen, melancholischen
Charakter an sich, obwohl sie durch eine Menge grösser, laubreicher
Karäge-Bäume schön geschmückt und beschattet wurden.
Obgleich die Regenzeit lange begonnen, so war doch
dieses Jahr keines dieser schönen Ackerfelder besäet worden
und alle trugen nur die alten Furchen früherer Jahre an
sich; denn auch hier zu Lande, wie in Baghirmi, wird der
Ackerboden meist in Furchen bestellt. Rund umher war
Alles schweigsam und still, — das unverkennbare Zeichen,
wenn nicht von Verödung, so doch von Unterdrückung.
Da ich mich von der unbehaglichen Durchnässung in der