anderen, von Katägum kommenden Arm sich verbindet. Wir
konnten somit heute in diesem wasserarmen Lande unsere
Kameele hier unentgeltlich tränken, und fröh über die kleine
Abwechselung der Landschaft, setzten wir unseren Marsch
am Nachmittag fort. Der Komadugu bildete hier ein schlangenartig
gewundenes, mit x'eichem Baumwuchs umgürtetes
Rinnsal von etwa 80 Schritt Breite. Wir hatten kaum sein
jenseitiges, etwa 10 Fuss hohes Ufer erstiegen, als wir in
geringer Entfernung vor uns eine grosse Stadt sich ausbreiten
sahen. Es war Surrikulo, eine mir dem Namen nach
wohlbekannte Stadt, die ich aber nicht so nahe gewähnt.
Sie setzte unserem Marsch für heute eine natürliche Grenze,
und nachdem wir sie auf der Nordseite umgangen, wro der
Pfad sich hart entlang hält, betraten wir sie durch eine
weite Bresche der verfallenen Mauer auf der Ostseite und
schlugen hier auf einem offenen Platze mein Zelt unmittelbar
neben der Lagerstätte der Tebu auf, die schon vor Mittag angekommen
waren. Bald darauf belebte sich der Lagerplatz
noch mehr durch die Ankunft eines anderen Zuges mit 12
Kameelen und einer Anzahl Ochsen und Esel von Kükaua.
Die Ankunft dieser Leute war mir um so erfreulicher, als es
mein natürlicher Wunsch war, mir Nachricht zu verschaffen, ob
Herr Richardson schon in Kükaua angekommen sei. Aber auch
sie hatten zu meiner grossen Verwunderung nichts von einem
solchen Ereigniss gehört, noch überhaupt von einem Christen.
Dagegen theilten sie mir eine Nachricht mit, die, wenn sie sich
bestätigt hätte, für unser Unternehmen im Anfang wohl nicht
ganz günstig gewesen wäre, nämlich, dass der Scheich von Bornu
im Begriff sei, eine Wallfahrt nach Mekka zu unternehmen.
Glücklicherweise konnte aber der milde und fromme Mann dies
Vorhaben, obgleich es sein Herzenswunsch war, nicht ausführen.
Ich hatte jetzt das eigentliche Bornu betreten, das im
Osten vom grossen, seeartig sich ausbreitenden Komadugu,
dem Tsäd oder Tsäde, im Westen und Nordwesten vom kleinen,
flussartig sich hinschlängelnden und netzartig sich verzweigenden
Komadugu, der sich nahe unterhalb der Stadt
Yö an der grossen Strasse von Fesän, mit jenem sumpfartigen
Flachsee vereint, begrenzt wird. Ich hatte somit den
Bereich der kleinen, fast unabhängigen Vasallenfürstenthü-
mer hinter mir und es jetzt nur noch mit untergeordneten
Bornu-Beamten zu thun. Ein Solcher residirt auch in
Surrikulo, ein militärischer Beamter — „kaschella” — Namens
Säid. Da ich mich nicht wohl fühlte, blieb ich in meinem
Zelte, ohne ihm meine Aufwartung zu machen, aber er war
so freundlich, da er, von einem Ritt in die Umgegend am
Nachmittag heimkehrend, mein Zelt gewahrte und erfuhr,
dass ein aus grösser Ferne gekommener Reisender, der zu
seinem Oberherrn sich begäbe, hier übernachte, mir am Abend
allerlei gewöhnliche und aussergewöhnliche Leckerbissen zu
senden. Zu den letzteren gehörte besonders ein Gericht
frischen, sehr gut zubereiteten Fisches aus dem benachbarten
Komädugu; es war der erste frische Fisch, den ich im Sudan
kostete. Ich war dem Beamten für diese gastfreundliche Behandlung,
die gegen die vom Ghaladlma mir widerfahrene
Vernachlässigung einen so erfreulichen Gegensatz bildete, sehr
verbunden, und es war mir lieb, dass ich bei späterer Gelegenheit
mit ihm. bekannt wurde, wo ich dann in ihm einen
sehr geselligen, freundlichen Mann fand.
Surrikulo war ehemals eine bedeutende Stadt der Manga.
Die Bewohner aber glaubten zur Zeit, als durch den Einfall
Wadai’s im Jahre 1845 das neue, von Mohammed el Känemi
gegründete Bornu-Reich in Trümmer zerfallen zu wollen schien,
dass die Gelegenheit gekommen sei, ihre frühere Unabhängigkeit
wieder zu erlangen, und lehnten sich gegen Scheich'Omar auf;
jedoch wurden sie, da der Rückzug Wadai’s dem Herrscher
des Landes freie Hand Hess, bald genöthigt, sich 'Abd e’ Rah-
män, dem Bruder 'Omar’s, der mit einem Heere vor ihre Stadt
rückte, zu unterwerfen. Seitdem ist die Stadt allmählich