der Westseite unserer Strasse, wurden Ssüruru und Kofi, gegen
Osten Ssämia - Meidaüakei (das rossereiclie Ssämia) erwähnt.
Als ich nach Ssamia-Enköra fragte, einem Ort, dessen
ein Itinerariuin, welches Herr Richardson von seiner
ersten Reise nach Hause gesandt hat, Erwähnung thut, erfuhr
ich, dass es an der östlichen Strasse liegt, welche von
Damerghü nach Tessaua führt. Diese Strasse hat bei langsamem
Marsch die folgenden Stationen: von Taghelel — Baibai
— Karne — Ssämia Elköra (dies soll die richtige Form
des Namens sein) — Dandu —■ Gomariüma — Tessaua.
In der Nacht hörten wir das Gebrüll eines Löwen ganz
in der Nähe unseres Lagers, aber die Menge der Feuer hielt
ihn zurück. Im Ganzen scheinen mir Löwen in dem Theile
Central-Afrika’s, den ich bereist habe, mit Ausnahme Asben’s
selten zu sein, besonders wenn man ihre Zahl mit den gros-
sen Heerden von Elephanten vergleicht, die hier hausen. Natürlich
müssen grosse Raubthiere der Zahl nach stets in
ganz untergeordnetem Verhältniss zu den grasfressenden
Thieren stehn.
[Mittwoch, 22*teu Januar.] Mit allgemeinem Enthusiasmus
brachen wir zu früher Stunde auf, und da die Leute
unserer Abtheilung die Feuer der uns voraufgegangenen Züge
noch brennen sahen, trieben sie ihren Spott über die Faulheit
und LangschLäferei ihrer Landsleute, bis wir selbst in
die Nähe der Feuerstätten kamen und nun fanden, dass diese
Abtheilungen längst ihre Lagerplätze verlassen, die Feuer
aber nicht ausgelöscht hatten, wo dann ein allgemeines Gelächter
im Halbdunkel des Morgens sich durch die Schaaren
verbreitete. Eine arme schutzlose Frau, welche ein Bündel
auf dem Kopfe trug und ein Paar Ziegen an der Hand führte,
hatte sich unserer Gesellschaft in Gasaua angeschlossen, und
obwohl sie ihre Ziegen gestern Nachmittag im Gedräng verloren
hatte, verfolgte sie doch wohlgemuth und entschlossen
ihren Weg. Ein Jeder findet sich hier leicht in sein Schicksal
und ist bei den stets wandelbaren Zuständen des Landes
auf Alles gefasst.
Nach fünfstündigem Marsche brachte ein plötzlicher Halt
die ganze Karawane zu längerem Stillstand. Wir hatten die
anerkannte nördliche Grenze des Gebietes der Fellani erreicht,
das streitige, unsichere Grenzgebiet war hinter uns.
Ein Graben von bedeutender Grösse schnitt unseren Weg quer
ab und liess nur einen engen Durchgang übrig, den Anfang
eines schmalen Pfades, der sich durch eine dichte Masse dornigen
Unterholzes hinwand, das gemeinsam mit dem Graben
eine Art Aussenwerk zur Vertheidigung des angebauten. Feldlandes
und des Weidegrundes von Kätsena gegen einen plötzlichen
Überfall bildete. Mit halbzerrissenen Gewändern traten
wir endlich aus diesem Dickicht hervor. Die Felder
waren mit schönen Bäumen geschmückt, zeigten aber nur
wenig Anbau. Wir liessen wieder eine auftretende Granitmasse
zur Seite und dann zur Linken zwei Dörfer Namens
Tülla und Takumäku, deren Bewohner ihre Behausungen ver-
liessen, um uns zu begrüssen. Hier, in der Entfernung von
2 Meilen nordöstlich von der Stadt, oder vielmehr den weiten
leeren Ringmauern von Katsena, lagerten wir auf einem gros-
sen Stoppelfelde. Zwischen dem Lagerplatze und jenen Dörfern
lagen Gemüsegärten, wo besonders Melonen gezogen
wurden.
Es war ein wichtiger Abschnitt in meiner Reise. Hier
hatte ich das Gebiet jenes merkwürdigen Stammes erreicht,
der in nachweisbarem allmählichen Strome von Westen, von
den Ufern des Senegals her, sich über das ganze Innere von
Central-Afrika verbreitet hat, zuerst still und bescheiden als
„berrorödji”, friedlich in den Waldungen und Triften mit ihren
Rinderheerden lebend, dem Rinde, das sie in diese Gegenden
erst einführten, dann immer stärker und stärker werdend und
schon im sechzehnten Jahrhundert unserer Zeitrechnung selbst
in Bornu als ein bemerklicher Theil der Bevölkerung auf